Invasion 02 - Der Angriff
feuerte zwölf Schuss ab und hatte dann Ladehemmung. Die 7.62-mm-Kugeln, zwei davon Leuchtspur, zogen scheinbar träge durch die Luft, bis sie ihren Zielpunkt erreichten und sich in den Boden von Virginia bohrten.
Specialist George Rendel hatte gerade eine Drei geworfen und sich die Würfel wieder geschnappt. Er klapperte ein wenig mit ihnen in der hohlen Hand und schickte sich an, sie erneut zu werfen, als das Manjack auf der anderen Seite des Raums seine zwölf Schuss stotterte. Er erstarrte in seiner Bewegung, und seine und die Augen seiner Mitspieler weiteten sich.
»Wir haben vergessen …«, sagte jemand, und dann stürzte ihre ganze Welt ein.
Die Posleen waren es gewöhnt, gegen Feinde zu kämpfen, die sichtbar waren. Die meisten ihrer Widersacher hatten in ihrer Geschichte nie Krieg geführt und deshalb nie von Begriffen wie Tarnung, Deckung oder Verstecken gehört.
Aber eine Vorgehensweise, um sich mit der feigen Tendenz der Menschen auseinander zu setzen, die sich während des Kämpfens zu verstecken pflegten, hatten sie sehr wohl entwickelt. Die Untertassen der Gottkönige waren nicht nur mit Waffen, sondern auch mit ausgezeichneten Sensoren ausgestattet. Und diese Sensoren konnten den Feind auch dann auf den Punkt genau orten, wenn seine Position nicht ganz klar war. Wenn Hunderte von Positionen feuerten, führte das meist dazu, dass die Systeme überladen wurden, aber wenn es nur um ein einzelnes Ziel ging, war das leicht. Und wohin auch immer der Gottkönig feuerte, feuerte auch seine Kompanie.
In Sichtweite des Manjacks befanden sich über zwanzig Gottkönige. Alle feuerten auf den Sensorpunkt, und annährend achttausend Normale taten es ihnen gleich.
Ein Sturm von Flechettes und sonstigen Geschossen prasselte auf die Wand des Wolkenkratzers. Da das Ziel der Posleen auf diese Distanz schwach war, verteilte sich der Sturm über zwei oder drei Stockwerke und die halbe Gebäudeseite. Der Feuersturm tötete oder verwundete Hunderte von Soldaten in dem ganzen Bau. Die einzigen Überlebenden der unseligen Kompanie waren der Kompaniechef, der sich im Untergeschoss im Bataillonshauptquartier befand, und der First Sergeant und der Platoon Sergeant bei ihrem Pokerspiel.
Die Plasmakanonen und HV-Geschosse, die dazu bestimmt waren, Panzerplatten zu durchschlagen, durchschlugen die Stockwerksböden, die meisten sogar das ganze Gebäude. Stahlträger wurden durchtrennt, und der massierte Beschuss ließ das ganze Gebäude schwanken.
Die ganze Front entlang zuckten Tausende von Köpfen hoch, um zu sehen, wie es zu dem Feuersturm gekommen war. Einige Individuen, die tapferer, dümmer oder verängstigter als ihre Kameraden waren, schickten sich an, das Feuer zu erwidern. Meist setzten sich freilich die klügeren Köpfe durch, und die Soldaten wurden angewiesen, überredet oder mit körperlicher Gewalt daran gehindert, ein weiteres Ziel zu bieten. Der einzelne Feuerstoß hatte bewiesen, dass der Befehl Sinn machte, und deshalb fiel trotz des anhaltenden Feuers der Posleen kein weiterer Schuss.
Und so setzten die Posleen den nur kurz unterbrochenen Vormarsch zu ihrem fernen Eldorado ohne weitere Gegenwehr fort.
50
Richmond, Virginia,
United States of America, Sol III
1417 EDI, 10. Oktober 2009
»Da kann man ja Angst bekommen«, sagte General Keeton mit Blick auf die Hunderte von Monitorschirmen im Lageraum. Das große Auditorium des R.J. Reynolds-Gebäudes war mit Nachrichtentechnikern und ein paar zwangsverpflichteten Sekretärinnen voll gestopft, die alle damit beschäftigt waren, die Daten von den entlang der Vormarschroute verteilten Videokameras zu entziffern und sie in das Lagedarstellungssystem einzugeben. General Keeton stand eine zusammenfassende Version zur Verfügung. Der 24-Zoll-Bildschirm, den man aus der Abteilung für Management-Informationssysteme geholt und im Saal aufgebaut hatte, zeigte an, dass die Vorhut der Posleen soeben den Flutwall erreicht hatte und jetzt beiderseits des Eingangs ausschwärmte.
Dass sie sich den Bildschirm angeeignet hatten, war dem General fast peinlich. Die Firma war äußerst großzügig gewesen und hatte sie geradezu enthusiastisch unterstützt. Der für das Gebäude zuständige Filialdirektor hatte ihnen bei den organisatorischen Arbeiten geholfen, den Chef der MIS-Abteilung und Dutzende von Technikern herbeizitiert, um das Netz zusammenzuschustern, mit dem Keeton jetzt arbeitete. Die Integration des militärischen Systems und der diversen PCs und Macs,
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