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Invasion 02 - Der Angriff

Invasion 02 - Der Angriff

Titel: Invasion 02 - Der Angriff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ringo
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das ist hier nicht das Flottenhauptquartier. Eine einfache Verbeugung genügt mir.« Sie lächelte, damit bei dem XO ja kein Zweifel aufkam, dass das ein Witz sein sollte. »Gibt es irgendeinen Raum näher bei der Brücke, wo ich meinen Papierkram erledigen kann?«
    Sharon schüttelte den Kopf. »Nein, Ma’am, leider nicht. Ob Sie es glauben oder nicht, aber Brücke und Maschinenraum sind praktisch unmittelbar hintereinander angeordnet. Der Maschinenraum umschließt die Brücke wie ein Gürtel. Anschließend kommen diverse Lebenserhaltungssysteme. Dies hier ist der Raum, der der Brücke am nächsten liegt. Und es gibt auch nichts, was man verschieben oder ganz entfernen kann, damit Sie näher herankommen. Ich selbst bin noch weiter weg, deshalb habe ich dieses Büro in der Zeit zwischen dem letzten Kommandeur und Ihrer Ankunft benutzt.«
    Captain Weston nickte knapp. »Na schön, dann werde ich eben lernen müssen, mich zu beeilen.« Sie nahm auf dem Arbeitssessel Platz und drehte ihn so herum, dass sie Sharon, die immer noch in perfekter Haltung dastand, vor sich hatte. »Setzen Sie sich«, wies sie sie an und deutete auf die nächstgelegene Pritsche.
    Sharon setzte sich bedächtig und legte die Hände auf die Knie.
    Weston musterte sie ebenso bedächtig. Die Frau ihr gegenüber war sichtlich bemüht, besonnene Ruhe auszustrahlen, war aber ebenso offenkundig so nervös wie eine Jungfrau im East End. Weston nickte, ohne sich dessen bewusst zu werden.
    Sharon fragte sich, was dieses Nicken bedeutete. Ihre neue Vorgesetzte hatte sie fast eine Minute lang ohne mit der Wimper zu zucken beobachtet. Falls sie sich einbildete, Sharon O’Neal verlegen machen zu können, hatte sie noch viel zu lernen. Trotzdem beunruhigte sie die lange Musterung. Der Captain hatte blaue Augen, von so dunklem Blau, dass sie fast schwarz wirkten, so als würde man in einen der Lochs im schottischen Hochland sehen; man hatte nicht die leiseste Ahnung, wie tief sie waren. Sie schienen das Licht förmlich in sich hineinzusaugen. Sharon hätte sich beinahe geschüttelt und erkannte, dass sie im Begriff war, in eine Art Trance zu sinken.
    »Lieutenant Commander Sharon Jerzinsky O’Neal«, sagte der neue Captain und verblüffte damit ihren XO. Der Captain lächelte. »Jerzinsky?«
    Sharon zuckte die Achseln. »Polnisch, Captain.«
    »Das war mir klar. Rensselaer Polytechnikum, 96 Abschlussexamen abgelegt. BS in Aeronautic Engineering. Cum Laude. 1994 in das Ausbildungsprogramm der United States Navy Reserve eingetreten. Warum?«
    Sharon zuckte erneut die Achseln. Das lief völlig anders, als sie erwartet hatte. Unter anderem verblüffte sie das Gedächtnis ihrer neuen Vorgesetzten, und sie fragte sich, wie weit es wohl reichen mochte.
    »Ich habe mich aus finanziellen Gründen für die Reserve entschieden, Captain. Es war nicht viel Geld, aber in Verbindung mit zwei Stipendien brauchte ich bloß einen Abendjob anzunehmen.« Sie unterließ es geflissentlich, auf diesen Job näher einzugehen. Als Modell zu arbeiten hatte nichts Anrüchiges an sich, aber es gab ein paar Bilder von ihr, von denen sie hoffte, dass sie nie Eingang in ihre Dienstakten finden würden. Und ebenso wenig hielt sie es für erwähnenswert, dass sie als Nebenfach Tanz gewählt hatte.
    Weston nickte und fuhr fort. »Zum Ensign ernannt und als Wartungsoffizier ausgebildet. Der USS Carl Vinson zugeteilt. Vier Jahre gedient, drei auf der Carl Vinson . Den regulären Dienst 1999 quittiert. Warum haben Sie nicht weitergemacht?«
    Sharon fragte sich, wie sie das diesem Karriereoffizier erklären sollte. Wie man erklären sollte, dass ein Flugzeugträger, der jeweils sechs Monate oder länger auf See war, trotz all des Drucks, der inzwischen in der Navy ausgeübt wurde, um jegliche Art sexueller Belästigung zu vermeiden, immer noch nicht der richtige Ort für ein ehemaliges Fotomodell war. Wie man den Niedergang von Moral und Disziplin während jener düsteren Tage des amerikanischen Militärs erklären sollte. Und wie frustrierend es doch war, die Flugzeuge nicht im Einsatz halten zu können, weil nicht genügend Ersatzteile zur Verfügung standen. Und welcher Druck ausgeübt wurde, Flugzeuge einzusetzen, von deren einwandfreiem Zustand man selbst nicht zu hundert Prozent überzeugt war. Oder wie man mit einem Ehemann fertig wurde, der ihr die Daumenschrauben anlegte, bloß um ein paar zusätzliche Flugstunden zu bekommen. Einen Dreckskerl, der sie dann später für eine »KBFM«,

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