Invasion 05 - Heldentaten
Kondition sonst nicht mehr ausreichen würde, es je zu schaffen. Und dann war da noch Ferret. Der verdammte Knirps verstand sich verdammt gut aufs Spurenlesen, und zäh war der Bursche auch, sonst hätte er schon lange die Verfolgung aufgegeben. Dabei war es bei ihm nicht einmal das Geld, das ihn trieb. Das Arschloch machte das aus Pflichtgefühl und war offenbar der Ansicht, dass das etwas zu bedeuten hatte.
Er griff nach dem Trinkrohr seiner Feldflasche und sog daran, aber da kam nichts. Er hatte die ganze Nacht geschwitzt und die Flasche leer getrunken. Er würde eine Pause einlegen und sich etwas Richtiges zu essen und Wasser beschaffen müssen. Das Wetter war im Augenblick nicht übermäßig warm, aber seine körperliche Anstrengung war beträchtlich. Zum Teufel, er atmete ganz bestimmt einen Liter Wasser pro Tag aus, ganz zu schweigen von dem, was er pisste. Wenn er geahnt hätte, dass es nach der Granate noch einen richtigen Kampf geben würde, hätte er mehr Rationspäckchen mitgenommen. Er hatte seinen Rucksack liegen lassen, weil er nicht damit gerechnet hatte, während dieser paar Sekunden irgendetwas zu brauchen. Er konnte von Glück reden, dass er das Gewehr hatte; er hatte es nicht gebraucht, legte es aber nie aus der Hand, wenn er das irgendwie vermeiden konnte. Jetzt wurde offenkundig, dass das eine kluge Einstellung war. Er hätte sich in den Hintern beißen können, dass er nicht an Proviant gedacht hatte, als er sich versorgt hatte. Aber wer hätte das auch gedacht? Er erinnerte sich vage an eine Woche in seiner Ausbildungszeit, in der es um Logistik gegangen war. Er hatte den Kurs zum größten Teil verschlafen, ihn hatten nur die Nachmittage interessiert, das Laufen und das Schießen.
Die Lage, in der er sich jetzt befand, war echt zum Brüllen, dachte er. Dass er sich ständig über die Essenswahl anderer Leute lustig machte, lag in Wirklichkeit daran, dass er gar kein so harter Brocken war, wie er immer vorgab. Er hasste rohes Fleisch und hasste Käfer, Würmer und Larven. Und jetzt hatte er keine andere Wahl, als entweder welche zu essen oder zu sterben. In seiner Ausbildungszeit hatte man ihm das beigebracht, was ihm zutiefst zuwider gewesen war, und anschließend hatte er sich an der Welt gerächt, indem er sich über all die anderen lustig gemacht hatte. Und jetzt musste er das Zeug selber fressen! Die Wut, die er darüber empfand, half ihm jetzt beim Wachwerden. Das ganze Universum schien sich ein Vergnügen daraus zu machen, es ihm jetzt richtig zu besorgen, bloß weil er die Box entdeckt hatte. Aber er würde hier irgendwie rauskommen, und dann würde die Erinnerung an all das nur umso schöner sein.
Irgendwo hier musste es doch ein paar von diesen Fliegern oder kleine Säugetiere geben. Er brauchte Nahrung, aber um rohe Käfer zu essen, würde er noch wesentlich hungriger sein müssen. Also ein Säugetier. Etwas, das die Knochen innen hatte. Er suchte das Terrain nach Stellen ab, wo es so etwas vielleicht geben könnte, und versuchte dabei, nicht an all die Käfer zu denken, die er sah. Dabei brachte er sie immer wieder geistig mit Nahrung in Verbindung, und das rief in ihm schlimme Erinnerungen an jene Woche während seiner Ausbildungszeit wach.
Kurz darauf fand er eine Bodensenke mit ein paar verstreuten Pfützen. Dort gab es Echsen, und er entschied, dass eine Echse seiner Vorstellung von einem Säugetier einigermaßen nahe kam, immerhin war es ein Wirbeltier. Jetzt musste er sich bloß noch eine schnappen.
Er hätte sich anschleichen und sich eine greifen können, aber das kostete Zeit, also vertraute er auf seine Geschicklichkeit im Anschleichen und unterdrückte jeden Gedanken daran, dass dies vielleicht nicht der Fall sein könnte. Intellektuell jedenfalls galt, je schneller er aß, umso besser war es zu ertragen. Und in den Tiefen seines Bewusstseins sehnte er sich danach, etwas zu schießen. Dann würde er sich besser fühlen, Aggressionen ausleben können und weniger involviert sein als bei dem Versuch, nach einem Reptil zu grapschen. Schießen war für ihn etwas Natürliches, und diese Rail-Pistole war fast lautlos. Wenn er die Geschossgeschwindigkeit ein Stück unter die Schallgeschwindigkeit einstellte, würde das Geschoss nicht einmal einen Knall verursachen. Zehn Sekunden einstellen, fünf Sekunden zielen, atmen und – popp! – er hatte eine Echse. Zwei weitere Schüsse verschafften ihm zwei weitere Exemplare, da sie ziemlich klein aussahen. Der Rest stob
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