Invasion 05 - Heldentaten
auseinander, aber er hatte in weniger als drei Sekunden drei erwischt.
Er schnappte sich die Kadaver, alle vom hydrostatischen Schock der winzigen Kugeln fast oder ganz kopflos. Er zog sein Messer heraus, hackte Überreste der Köpfe sowie die Füße ab und legte seine Beute auf einen Baumstamm. Mit schnellen Schnitten schlitzte er sie auf, weidete sie aus, zerteilte sie in Beine und Rumpf und schnappte sich das erste Hinterbein.
Er zögerte gerade so lange, um sicherzustellen, dass sein Verstand die Kontrolle übernahm, und schaltete seine Sinne ab. Dann biss er in das warme, gummiartige Fleisch und riss es von den Knochen. Es fühlte sich zäh und klebrig an, aber er würgte es hinunter, hustete dabei und gab sich alle Mühe, sich nicht zu übergeben. Wenn er sie gestern geschossen hätte, wären sie inzwischen getrocknet und damit besser zu kauen gewesen statt wie roher Tintenfisch zu schmecken. Er biss erneut ab, würgte dabei fast den ersten Bissen wieder heraus und kaute, bemühte sich, das, was er im Mund hatte, nicht mit der Zunge zu berühren, bis sich genügend Speichel entwickelt hatte und es ihm ermöglichte, alles hinunterzuwürgen.
Mit verzerrtem Gesicht stopfte er sich den Rest in eine Tasche, wischte das klebrige Echsenblut an seinen Händen an den Anzug und stand auf. Er würde Wasser brauchen, um dieses Zeug in kleinen Bissen hinunterzuspülen, wie Medizin. Das Zeug tatsächlich zu kauen brachte er einfach nicht über sich, und den Geschmack würde er so lange nicht loswerden, bis er etwas Wasser hatte.
Tirdal hatte gelogen, falls er die verdammten Dinger überhaupt wirklich gegessen hatte. Sie schmeckten ganz und gar nicht wie Hühnchen.
Tirdal plagten seine eigenen Dämonen. Dieses Katz- und Maus-Spiel führte in seinem Metabolismus dazu, dass ständig Tal-Hormon ausgeschüttet wurde, so wie es bei Menschen Adrenalinreaktionen ausgelöst hätte. Das war gefährlich, aber um seinem Körper wirklich maximale Leistung abverlangen zu können, hatte er keine andere Wahl. Er musste den Dämon frei lassen und die Reaktion riskieren, musste den zombieähnlichen Zustand des Lintatai riskieren, falls er gegen den Scharfschützen eine Chance haben und gewinnen wollte. Er hatte gestern seinen Spürsinn ausgedehnt und sehen können, was Dagger machte. Nur in diesem Zustand konnte er sich genug Wissen über seinen Gegner verschaffen, um Dagger ausmanövrieren zu können.
Und dann brauchte er wieder etwas zu essen. Während Dagger eine ganze Zeit von konvertierten Gräsern leben und höchst wahrscheinlich ein Tier schießen und es nur mit wenig Bedenken essen konnte, wie er vermutete, musste Tirdal in seiner Psyche mit jeder Kreatur kämpfen, aber er musste, musste einfach jeden Tag einige essen. Und was noch viel schlimmer war: Er näherte sich seiner eigenen Ermüdungsgrenze, schließlich dauerte die Jagd jetzt schon siebenundvierzig Stunden. Nahrung würde dafür sorgen, dass er auf den Beinen blieb, wenn er auch jetzt schon den Stress und den Schaden an seinen Muskeln spüren konnte, die seine Körpermasse seinem Metabolismus auferlegte. Wachsam hielt er nach irgendwelchen Kreaturen mit geringst möglichem Intellekt Ausschau, die ihm als Nahrung dienen konnten. Wenn sie auch nur das geringste Bewusstsein aufwiesen, würde er wieder in den Abgrund des Lintatai stürzen.
Er fand zwei große, an Küchenschaben erinnernde Lebewesen und konnte sie auseinander reißen und das saftige, weiße Fleisch im Gehen essen, ohne dass es ihm besonderes Unbehagen bereitete. Das Gelände war jetzt nicht mehr so anstrengend, und das war gut, weil er auf die Weise weniger Spuren für Dagger hinterlassen würde und sich auch schneller bewegen konnte, aber dafür erinnerte es ihn auch daran, dass vor ihm die Savanne lag. Er würde sich auf eine weite Ebene begeben müssen, und damit würde sich die Sicht für Dagger deutlich verbessern und damit auch die Möglichkeit, aus größerer Distanz auf ihn zu schießen. Trotzdem musste inzwischen auch Dagger unter starken Ermüdungserscheinungen leiden. Ein weiterer Tag würde seiner Leistungsfähigkeit erheblich zusetzen, und Tirdal war in Geduld trainiert.
Er empfand es als Ironie, dass er versuchte, einen menschlichen Profi auf dessen ureigenem Gebiet zu übertreffen. Dennoch würde das Endergebnis hochinteressant sein, immer vorausgesetzt natürlich, dass er lange genug überlebte, um dieses Ergebnis melden zu können. Wenn er scheiterte, würde es nur für ihn instruktiv
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