Invasion 05 - Heldentaten
Übungen und mindestens ein Dutzend echte Feldeinsätze hinter sich. Er zuckte zusammen, als ein Ast sich bewegte und ihm über die Wange strich; wütend stieß er ihn weg. Er hatte keine Angst, verdammt. Er hielt die Wut frisch in seinem Bewusstsein, aber sie verblasste, wenn auch nur langsam.
In menschlichen Siedlungen gab es nachts immer etwas Licht und Getriebe. Und auf den bevölkerten Planeten war die Lichtverschmutzung so ausgeprägt, dass man immer irgendwo am Horizont den warmen Schein einer Stadt ausmachen konnte. Militäranlagen hatten Generatoren, und auf ihnen herrschte Betrieb. Hier war absolut nichts. Nichts außer diesem so genannten Stützpunkt der Kleckse, und das waren alles Hologramme. Nichts außer lokalen Kreaturen, die ihn auffressen wollten. Nichts außer dem Darhel, der vor ihm floh, auch wenn er es geschafft hatte, seine Drohungen sehr echt klingen zu lassen. Niemand außer Ferret, der dort draußen war, aber nicht redete. Niemand außer den Geistern seiner ehemaligen Teamkollegen. Sein Bewusstsein fing jetzt an, ihm etwas vorzumachen. Da war der tranceähnliche Rhythmus von Gun Dolls Musik. Gorillas Schnarchen, die zynische Präsenz des Captains und Shivas Ruhe. Er drehte sich um, blickte nach hinten, wie er das jetzt alle paar Minuten tat. Doch hinter ihm war nichts, und das wusste er auch, aber hier draußen war's einfach verdammt unheimlich. Und bei all diesem lokalen Kroppzeug konnte es durchaus sein, dass sich eines von den Biestern von hinten an ihn heranschlich.
In Wahrheit hätte jeder Angst gehabt. Diese Umgebung weckte sämtliche Ängste, die die Menschen im Laufe ihrer Entwicklung überwunden hatten. Es war dunkel, zu still, zu bedrohlich und einsam. Aber Daggers Ego hatte seine Umgebung nie in solchen Kategorien wahrgenommen. Er hatte seine Schwächen so lange hinter einer Maske unterdrückt, dass ihr plötzliches Auftauchen ihn jetzt mit Angst und Schrecken erfüllte. Um Ängste zu überwinden, muss man sich ihnen stellen, und Dagger hatte sein ganzes Leben damit verbracht, ihnen aus dem Weg zu gehen.
Er musste in Bewegung bleiben. Dieser verdammte Darhel, der Teufel sollte ihn holen, war immer noch unterwegs. Wann würde diese kleine Ratte endlich müde werden? Dagger erinnerte sich vage daran, dass der Darhel angeblich den Qualifikationskurs mit einem Rekordergebnis bestanden hatte, und er fing an sich zu fragen, ob das wohl stimmte. Dann wurde ihm bewusst, dass eine solche Höchstleistung nicht einmal eine obere Grenze für die Fähigkeiten dieses Mistkerls darstellen musste, eher vielleicht eine untere. Und das war beängstigend.
Nee, so gut konnte der gar nicht sein. Dagger hatte schließlich schon einiges hinter sich. Und jetzt ließ er zu, dass er sich über nichts und wieder nichts ängstigte. Nichts. Was für ein Schlappschwanz hatte denn schon Angst vor der Dunkelheit? Er konnte die Käfer abschießen, so schnell sie ihn angreifen konnten, und Tirdal war weit, weit entfernt.
Er stieß einen erschreckten Schrei aus, als ihn etwas in die Rippen stupste, hatte sich dann aber gleich wieder im Griff. Er schluckte und hieb den Ast wütend weg.
Und dann wurde er zum Berserker.
Nicht, dass sich äußerlich erkennbar etwas an ihm verändert hätte, bloß seine Gangart wurde schneller, er bewegte sich jetzt fast im Laufschritt, schlug die Äste weg und war sich dabei gar nicht bewusst, dass er damit seine Tarnung der Schnelligkeit opferte. Er wusste nur, dass er diesen verdammten Darhel fangen würde und dass er keine Angst vor der Finsternis hatte. Er stolperte über eine Wurzel, und das steigerte seine Wut nur noch auf eine höhere Ebene. Er keuchte, hyperventilierte, achtete überhaupt nicht mehr auf seine eigene Sicherheit, denn jetzt trieb ihn nur noch sein Wunsch, diesen verdammten Darhel zu fangen.
Ferret beschleunigte seinen Marsch, während seine Beine allmählich taub wurden. Dieses Gefühl von tausend Nadeln, die ihn stachen, reichte jetzt fast bis zu den Schenkeln herauf, und er spürte das Buschwerk kaum mehr, das ihn streifte. Es war gut, dass er der Verfolger war, und er musste darauf achten, dass es so blieb, weil er ganz sicherlich Spuren hinterließ. Immerhin war der Schmerz jetzt weg. Es war seltsam, seine Füße nicht zu spüren, aber sie funktionierten, auch wenn der linke bloß der Holzfuß einer Marionette war und nicht etwa ein richtiger Fuß.
Die herannahende Dunkelheit würde ihm zustatten kommen. Wenn diese beiden, ganz besonders Dagger, da
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