Invasion 06 - Callys Krieg
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»Mhm. Du auch. Wow ist genau richtig. Einverstanden, wenn ich jetzt gar nicht versuche nachzudenken oder so? Herrgott, hat das gut getan.« Sie musste die Hand loslassen, an die sie sich geklammert hatte, damit auch er seine Uniform in Ordnung bringen konnte, aber er gab sie ihr gleich wieder zurück.
Dann musste sie ihn ein paar Minuten loslassen, als sie den Stapel Papier und anderen Bürokram, der auf dem Boden gelandet war, aufheben mussten, aber als er sich bückte, um einen Klammernentferner aufzuheben, nutzte
sie die Gelegenheit, ihn in den Hintern zu kneifen. Das war … nett. Gewöhnlich war ihr nach dem Sex gar nicht so nach Kuscheln zumute. Irgendwie war das cool. Als sie dann beide wieder standen, schlang sie von hinten die Arme um ihn und rieb sich an ihm wie eine Katze. Herrgott, er riecht so gut. So … männlich … o Gott, ich muss weg von ihm. Sonst bin ich bloß enttäuscht. Das wird schon eine Weile dauern, bis er wieder kann.
»Wie ist’s, möchtest du etwas essen?« Sie löste sich von ihm, obwohl es sie Mühe kostete.
»Ich habe heute Nachmittag ein paar Fertiggerichte reingeschmuggelt, solche zum Aufheizen. Draußen darf man uns ja wirklich nicht sehen«, sagte er, Nachsicht heischend, und sah sie an, als wüsste er, wie aufgeputscht sie immer noch war. »Aber das hat auch seine Vorteile. Sobald wir ein wenig gegessen haben und wieder zu Kräften gekommen sind, sind wir immer noch allein.«
Seine Augen waren so tief, dass sie das Gefühl hatte, sie müsse gleich dort, wo sie gerade stand, zu einer Pfütze schmelzen.
»Komm, ich habe die Sachen in meinem Büro«, sagte er.
Sie zog ihren Stuhl heran, während er die Schachteln aus seinem Schreibtisch holte und an den Tabs zog.
»Weißt du, wir müssen die Schachteln dann wieder hinausschmuggeln. Beed ist argwöhnisch und eifersüchtig und tut so, als wäre ich sein Eigentum …« Sie verstummte, als er ihr den Finger auf die Lippen legte.
»Wir werden uns den Abend nicht von dem Ekel verpatzen lassen. Also, möchtest du süß-saure Shrimps oder Cashew-Hühnchen?«
»Mmm, ich liebe Seafood. Kann ich die Shrimps haben?« Sie leckte sich über die Lippen.
»Aber sicher.« Er reichte ihr eine der Packungen. Es dauerte noch ein paar Minuten, bis sie sie öffnen konnte. »Das muss aber hart für dich gewesen sein, als Kind. Ich meine, ein Mädchen von einer Farm in Wisconsin, das gern Meeresfrüchte isst.«
»Eigentlich nicht. Wenn man etwas nicht kriegt, kriegt
man es eben nicht. Wir hatten mehr als die meisten Leute. Immer noch besser, als in irgendeiner Urb ohne Sonne aufzuwachsen.« Sie fuhr sich mit der Hand an den Mund. »Oh, du meine Güte, du bist in einer SubUrb aufgewachsen, oder nicht, Pryce?«
»Yeah. Wir hatten nicht viel, aber ich hab’s überstanden.« Sein Mund spannte sich unwillkürlich.
»Ich? Nicht wir?«, fragte sie.
»Na ja, meine Mom war meistens nicht da. Sagen wir mal, ich bin mithilfe meiner Freunde durchgekommen.« Das klang nach schmerzlichen Erinnerungen.
»Oh, warst du lange in einer Krippe?« Klingt gar nicht nach einer angenehmen Kindheit.
»So was Ähnliches. Sagen wir einfach, dass wir meistens selbst auf uns aufpassen mussten«, meinte er.
»Das klingt so, als hättest du schon früh auf eigenen Beinen gestanden.« Da haben wir etwas gemeinsam.
»Ja, irgendwie schon. Ich habe früh gelernt, mir die richtigen Freunde auszusuchen und ihnen zu vertrauen. Und auch wie man mit Leuten umgeht, denen ich überhaupt nicht vertrauen konnte. Und du? Konntest du mit anderen Kindern spielen oder warst du viel allein oder was?« Er nahm ihre Hand.
»Da waren nicht viele andere Kinder. Ich bin hauptsächlich mit meinem Daddy aufgewachsen. Er war mein bester Freund.« Na ja, eben Grandpa. Nach der ersten Landung hätte er ebenso gut mein Dad sein können.
»Frische Luft. Sonne. Das klingt … gesund. Ich bin nicht sehr gesund aufgewachsen«, sagte er.
»Nicht so viel, wie du vielleicht denkst. Daddy war ein ehemaliger Soldat. Wie die meisten Leute, denke ich. Aber ich würde das nicht gesund nennen, eher … ich weiß auch nicht … praktisch?« Wie erklärt man das, ohne etwas zu sagen. Das ist die Frage.
»Darum beneide ich dich. Ich meine, dass du einen Erwachsenen hattest, an den du dich halten konntest. Ich musste mir das meiste selbst zurechtreimen oder es einfach ausprobieren.« Er klappte seine Schachtel auf, und
der würzig süße Duft der Cashewnüsse zog durch den Raum.
»Ich beneide dich,
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