Invasion aus dem Jenseits (German Edition)
mit meiner Unversehrtheit. In dem Kellerraum, in dem Sie ihn ausgegraben haben...“
Er schaute Benno an und stockte.
„Dort haben Sie ihn umgebracht“, stellte Benno fest.
„Wie gesagt, es begann ohne Tötungsabsicht. Zumindest, was mich betraf. Er kam langsam wieder zu sich, fing an sich zu wehren, beschimpfte uns. So hätten wir ihn nie die Treppen hoch bekommen.“
„Hatten Sie keine Verstärkung?“
„Nein, das war ja auch für uns keine offizielle Sache. Wir sollten ihn festnehmen, eine andere Abteilung hätte ihn abgeholt. Wir wollten ihn außer Gefecht setzen, aber er war unheimlich zäh. Und so schlugen wir auf ihn ein, bis er en dlich am Boden lag, aber dann konnten wir nicht mehr aufhören.“
Er hatte die Stimme gehoben und machte ein Gesicht, als ginge die Geschichte jetzt erst ric htig los, aber dann wurde aus seinem Stocken ein langes Schweigen, und er sank in sich zusammen.
„War er denn wirklich ein Spion?“, fragte der Baron schlie ßlich.
Lehrmann hob die Schultern für zwei, drei Sekunden, ließ sie wieder sinken.
„Aber was war dann der Grund für diese ganze Aktion?“
„Ich weiß es nicht. Es hieß, er wurde verleumdet.“
„Von wem?“
Lehrmann hob wieder die Schultern, und in dem Moment sah Benno etwas, das ihn erstarren ließ. Direkt hinter Lehrmann hing ein blasses, weißes Leuchten im Raum. Er hatte den Lich tschimmer für den Schein einer der Lampen gehalten, eine Spiegelung, aber die Intensität nahm ständig zu, und es wurde eine Art phosphoreszierender Nebel daraus, der in Form einer menschlichen Gestalt im Raum hing und Lehrmann fast berührte.
Doch w eder er noch die anderen Anwesenden schienen etwas davon zu merken. Obwohl das Wesen weder ein Gesicht noch Arme oder Beine hatte, wusste Benno, dass es Lehrmann berührte, ohne dass der sich dessen bewusst war. Und doch ging etwas mit ihm vor. Er straffte sich und sah vom Boden auf.
„Sie wissen doch, von wem“, wiederholte der Baron seine Frage, als sei er sicher, doch noch eine Antwort zu bekommen. Und tatsächlich schaute Lehrmann ihn jetzt an mit einer Miene, als wundere er sich selbst über das Wissen, das ihm plötzlich b ewusst und vermittelbar wurde. Als er sprach, klang es, als teile sich eine fremde Person durch ihn mit.
„Die Frau, die Sie bisher für Ihre Mutter hielten, die Bar onin, sie hatte für diesen Mann alles riskiert, ihren Titel, ihr Vermögen, die Achtung ihrer Eltern und aller Verwandten. Er aber begriff nicht, was für ein Glück es war, dass die Ehe schließlich mit dem Segen der Familie zustande kam und er in den Adelsstand erhoben wurde. Er dankte es nicht, warf es weg und ließ alles zurück. Das hat die Baronin nie verwunden. Aber sie wollte nicht, dass er starb, sondern ihn nur zurückholen. Sie bereut es bis heute. Bis heute.“
„Was ist aus ihr geworden?“, fragte der Baron. „In jener Nacht, als sie ihn dann doch war nte...“
„Sie verschwand und wurde nie mehr gesehen.“
Lehrmann schaute ihn an, und sein Blick drückte Schmerz aus, einen unendlichen, Jahrzehnte alten Kummer. Benno erkannte darin genau den Ausdruck von Kummer, der ihn beim Anblick des Geistermädchens durch die Ghostcam hierher geführt hatte. Das Leuchten hinter Lehrmann wurde intensiver.
„Aber wo könnte sie sein?“, fragte der Baron betroffen.
„Sie ist hier im Schloss. Ganz in der Nähe.“
„Ausgeschlossen!“, mischte sich Maurice ein. „Auf der Suche nach Hermanns bin ich überall gewesen.“
„Außer auf der anderen Seite des ehemaligen Geheimganges. Das letzte Stück im Westen ist von beiden Seiten vermauert.“
„Aber wie soll sie denn da reingekommen sein?“
„Der Geheimgang endete in einer natürlichen Höhle. Sie konnte sich da verstecken. Als dann zugemauert wurde, blieb sie ganz bewusst. Sie möchte...“
Benno sah, dass sich auf der Stirn Lehrmanns ein Schweißfilm bildete und sein Atem stoßwe ise ging. Er tastete nach dem Stuhl, auf dem er zuvor angekettet gewesen war, und ließ sich schwer darauf sinken.
„…mit ihm zusammensein, in einem richtigen Grab. H aben sich versöhnt, die beiden Seelen, bitte...“
Er drohte vom Stuhl zu rutschen. Mit einem schnellen Schritt war Fernandez neben ihm und stützte ihn. Das weiße Leuchten, das Lehrmann fast komplett eingehüllt hatte, wich dem Lei bwächter aus und schien in Lehrmann hinein zu schlüpfen.
„Das ist ja sehr romantisch“, sagte Maurice, „aber ganz sicher undurchführbar. Wir haben genug Zeit vertan
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