Invasion aus dem Jenseits (German Edition)
Haare waren kürzer und dunkler als die von Maurice, aber ähnlich frisiert. Wer kopiert hier eigentlich wen, fragte sich Benno.
„Das sind die angeblichen Presseleute“, sagte Maurice kleinlaut.
„Wieso angeblich?“, fragte der andere, noch immer breit lächelnd, und streckte zunächst Cora und dann Benno die Hand entgegen.
„Herzlich willkommen, Wensel ist mein Name.“
„Herr Baron von Wensel zu Oberkranstein“, vervollständigte Maurice, „der Geschäftsführer.“
„Benno Zenn.“
„Cora Künrath-Mertens.“
Man nickte und lächelte sich kurz zu. Der Baron breitete die Arme aus und schaute seinen Stellvertreter an.
„Danke, Herr Müller, dann übernehme ich jetzt mal.“
„Vielleicht kann ich dabeibleiben?“, fragte Maurice und warf Benno einen skeptischen, fast schon feindseligen Seitenblick zu.
„Klar, Sie wissen in manchen Bereichen viel mehr als ich. Also...“
Der Baron legte Benno andeutungsweise den Arm um die Schulter und führte ihn mit dieser Geste in Richtung Innentor.
„Sie möchten also über unseren Gruselpark berichten.“
„Das möchte ich“, sagte Benno.
„Und Sie sind die Fotografin?“, wandte er sich an Cora.
„Nein, ich...“
„Sie ist meine Fahrerin.“
„Guter Witz“, raunte Cora.
„Wo gibt’s denn so was?“, fragte Maurice.
„So kann ich bei größeren Dienstfahrten wie dieser unterwegs arbeiten.“
„Also, ich hab noch nie gehört, dass ein freier Journalist sich einen Chauffeur leisten kann.“
„Vielleicht ist Herr Zenn ja ein besonders erfolgreicher Ve rtreter seines Standes“, sagte der Baron freundlich. Cora verschluckte ein spöttisches Aufprusten und verzog die Mundwinkel nach unten.
Benno wurde das Spiel zu dumm. Er blieb stehen, schaute Maurice an und dann den G eschäftsführer.
„Herr Baron...“
„Bitte, nennen Sie mich Wensel.“
„Herr Wensel, ich will ganz ehrlich zu Ihnen sein. Von Ihrem Gruselpark hab ich erst vor zehn Minuten erfahren, und...“
„Wusste ich’s doch!“, unterbrach ihn Maurice triumphierend. Er sah aus, als würde er ihn und Cora am liebsten am Schlafittchen packen und über die Burgmauer in den Graben schmeißen. Benno hob die Hand.
„Aber ich bin Journalist, und ich bin hier einer Story auf der Spur.“
„Und was für eine Story ist das?“, fragte der Baron und schaute Benno noch immer offen und freundlich an.
„Letztlich kann das, was ich entdeckt habe, Ihrer Eröffnung sogar sehr entgegenkommen, aber...“
„Aber was?“, warf sich Maurice in die Brust.
„Aber vielleicht wollen Sie auch gar nicht, dass es bekannt wird.“
„Was denn nun?“, fragte der Baron und lächelte aufmunternd. Benno deutete mit dem Kinn zur Hauptburg.
„Ich glaube, in diesem Gemäuer spukt es.“
„Na, das will ich doch hoffen!“, rief der Baron und grinste breit. Maurice verdrehte die Augen, und Cora sah ziemlich perplex aus.
„Nein, wirklich“, beharrte Benno ernst. „Hier.“
Er öffnete seine Fototasche, zog seine Schreibmappe hervor, entnahm ihr ein gefaltetes Din-A-4-Blatt und gab es dem Baron. Der faltete es auseinander, warf einen Blick darauf und brach in schallendes Gelächter aus. Maurice riss das Blatt an sich, verdrehte abermals die Augen und schüttelte den Kopf. Cora hatte beim Herumreichen aufgeschnappt, dass es sich um den Computerausdruck des totenblassen Mädchens handelte.
„Ich denke, die wird vermisst!“, fuhr sie Benno an.
„Wie zum Teufel kommen Sie an dieses Bild?“, fragte Maurice.
„Das hab ich aus dem Internet. Tut mir leid Cora, du glaubst doch nicht an Geister, und de shalb...“
„Und deshalb hast du mir diese Lügengeschichte erzählt, damit ich dir mein Auto zur Verf ügung stelle.“
„Stimmt doch gar nicht. Ich wollte Zug fahren.“
„Wie kommt denn das Bild ins Internet?“, wandte sich der Baron gedämpft an Maurice. Der schielte zu Benno und Cora und begann mit leiser Stimme zu antworten. Benno trat sofort einen Schritt auf die beiden zu und lauschte.
„...und zwar nur für ein paar Sekunden“, schnappte er noch auf, da unterbrach sich Maurice und fixierte Benno mit bösem Blick.
„Sie verlassen bitte sofort das Gelände!“
„Augenblick noch“, mischte sich der Baron ein. Er schaute Benno an und wirkte, im Gege nsatz zu Maurice, noch immer sehr aufgeschlossen. „Verstehe ich das richtig: Sie haben das Bild im Internet gesehen und sich sofort auf den Weg hierher gemacht?“
„Ja, das ist richtig.“
„Wie weit?“
„Etwa 400
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