Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Invasion aus dem Jenseits (German Edition)

Invasion aus dem Jenseits (German Edition)

Titel: Invasion aus dem Jenseits (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Köhler
Vom Netzwerk:
Vielleicht sah der Arbeiter dem alten Schlossherrn nur sehr ähnlich?
    Jedenfalls war er kein G espenst gewesen. Ein unheimlicher Typ, zweifellos, aber fest in seinen Umrissen, so körperlich und in Zeit und Raum präsent, wie es nur ein Wesen aus Fleisch und Blut sein konnte.
    Wer sagt denn, dass Gespenster bleich und durchsichtig sein müssen? So es sie gibt, vielleicht können sie lebenden Me nschen täuschend ähnlich daherkommen?
    Benno schob die Decke von sich und hockte sich auf den Pritschenrand, bereit zur Tür zu g ehen, verweilte aber und bekam nach Sekunden schon kalte Füße.
     
    Nun schlich er also tatsächlich wieder durch die Gänge.
    Wieder folgte er einem Licht.
    Es war sein eigenes Totenlämpchen. Ihm davonzulaufen, hieß, sich ihm unausweichlich zu nähern. Sein Ableben war beschlossene Sache.
    Diesmal hatte er echte Angst. Nie hatte eine derartige Angst in ihm gewütet. Das Gefühl, von Maurice gejagt zu werden, war dagegen die reinste Geborgenheit.
    Man konnte abgemurkst werden, wie Maurice es gestern mit ihm vorgehabt hatte, aber heute Nacht sollte er massakriert werden - getötet unter langen, bis zum Letzten ausgereizten Schmerzen aus reinem Genuss. Seine Verfolger spielten mit ihm. Sie hatten ihn in die Falle gelockt, und jetzt jagten sie ihn, und wenn sie ihn erst hatten, dann würden sie scheußliche, unaussprechliche Dinge mit ihm anstellen. Und ihn dann vergraben, während er daneben stand und dabei zusah.
    Der Gang endete an einer Mauer, das Licht verlosch. Angst schwappte hoch zur Panik. Er drehte sich um, im Dunkeln an kalten Mauern entlang tastend, und wollte zurücklaufen, aber hinter ihm war Mauer und neben ihm auf beiden Seiten und über ihm und unter ihm: Mauer, Steine, tonnenweise. Lebendig begr aben für alle Zeit. Aber das Schlimmste war, dass niemand es wusste. Er wollte, dass jemand wusste, er sei hier vergraben, schrie es hinaus, hörte es widerhallen...
     
    ...schrie, als er vom eigenen Schreien aufwachte.
    Er lag in Embryohaltung verkrümmt auf seiner Pritsche, steif vor Kälte, starrte in die schwa rze Kammer und sah schwarze Schatten durch die Schwärze huschen. Ein schwarzer Arm hielt ihn umkrallt und ließ ihn das Erwachen und Erlöstsein ahnen, aber nicht vollziehen. Eingemauert lag er da noch Stunden lang und sehnte das Weckerklingeln seines Handys herbei.
     
    „Pling.“
    „Bei der NVA gab es einen Einzelkämpfer-Ausbilder namens M. Müller, der später bei der Stasi unter dem Decknamen „Kampfsau“ in die höchsten Ränge aufstieg. Seine Spezialität war die psycholog ische Kriegsführung. Hat sich mit der Wende unsichtbar gemacht und seine Akten mehr oder weniger verschwinden lassen. Klingt das nicht ganz stark nach unserem M. Müller?“
    Benno war dabei, im Nebenbüro des Barons drei Exemplare seiner Pressemappe auszudru cken. Noch zwei Tage bis zum großen Tag.
    „Und, was schreibt Frau Künrath-Mertens Schönes“, fragte der Baron von seinem Büro aus.
    Benno spürte die Hitze ins Gesicht steigen. Er hatte am Morgen, auf dem Klo hockend, vergeblich herumprobiert, den Klingelton auf stumm zu schalten, und es schließlich aufgegeben.
    „Wollte bloß wissen, wie die Vorbereitungen für die Eröffnung laufen und ob sie was helfen kann.“
    „Das ist nett.“
    Noch immer tat es Benno weh, den Baron so kalt und ironisch zu erleben. Er mochte diesen Mann, trotz allem.
    Antworten.
    „Wie bitte? Woher hast du denn diese Infos? Unser M. Müller ist 35, höchsten 40. Und Mü llers gibt’s bekanntlich wie Sand am Meer.“
    Senden.
    Er zog ein erstes vollständiges Exemplar des Pressemappen-Manuskriptes aus dem Drucker. 27 Seiten ohne Fotos. Gedankenverloren darin blätternd, brachte er die druckfrischen Blätter hinüber zum Baron, während der Drucker weiter summte.
    „Ah, ja“, sagte der Baron nur, als er die Arbeit entgegennahm.
    „Wie viele Presseleute haben sich denn angemeldet?“, fragte Benno schüchtern.
    „Fast 20.“
    „Auch Agenturen?“
    „Leider nur zwei.“
    Man sah ihm an, dass er sich Sorgen machte. Oberflächlich war da die Euphorie – insgeheim aber die Angst, dass der Eröffnungstag floppen könnte. Es hing so viel vom ersten Tag ab. Eröffnungsfotos mit Besuchermassen würden weitere Besuchermassen locken. Ein halbleerer Parkplatz konnte der Anfang vom Ende sein.
    Benno sah zu, wie er schweigend und mit unbewegten Zügen die Pressemappe durchblätterte.
    „Pling.“
    Der Baron sah kurz auf, der Blick war

Weitere Kostenlose Bücher