Invasion aus dem Jenseits (German Edition)
Figur am Ort, das Ziel war offenbar erreicht.
„Hierher sollte ich kommen?“
Er sah sich um. Die Nacht war heller als oben am Burg-Parkplatz. Er befand sich in einer Einbuchtung des Waldrandes, einer halbinselförmigen Lichtung, die hier an den Todesstreifen angrenzte. Benno erkannte neben der mächtigen Eiche die Trümmer einer verrotteten Sitzbank und davor eine weitläufige Mulde, aus der kleine Fichten und Birken sprossen. Es sah aus, als sei hier vor nicht allzu langer Zeit ein flacher Waldteich zu Moor geworden und schließlich ausgetrocknet. Benno wandte sich der Gestalt zu.
„Und jetzt?“
Die Kräfte, die von dem Wesen ausgingen, hatten aufgehört, in eine waagrechte Richtung zu wirken, sie schienen nach unten und innen gebündelt. Es war nichts zu sehen oder zu hören, aber die leichte Sogwirkung, der Benno bis hierher gefolgt war, zog ihn nun genau dort hin, wo die transparente menschliche Gestalt verharrte. Als Benno näher kam, schien es ihm, als mache die Erscheinung einen Schritt zur Seite, um eine ganz bestimmte Stelle zwischen Baum und verfallener Bank für ihn freizumachen.
„Soll ich hier etwa graben?“
Er rechnete nicht mit einer Antwort und stieß daher, um seine Frage mit einem Zeichen zu untermalen, den Spaten an der Stelle in die Erde. Der Waldboden war weich, und die Klinge des Spatens drang mühelos fast zur Hälfte ein. Das Wesen rührte sich nicht, schien ihm zuzusehen und ihn in der geratenen Absicht zu bestärken.
„Na gut, dann grabe ich halt mal ein bisschen.“
Er hebelte um, riss ein kleines Loch in den Boden, holte Schwung und rammte den Spaten ein zweites Mal in die Erde, diesmal mit der Absicht, bis zum Schaft einzudringen. Aber schon wenige Zentimeter unter der Erdoberfläche war ein Hindernis. Es klang nicht nach einem Stein, sondern wie Metall auf Metall. Benno stieß den Spaten ein Stück daneben ein, hebelte einen weitere Brocken Erde um und bückte sich, um das Hindernis darin zu finden.
Es war ein länglicher Gegenstand, dick und fest in Erde g epackt. Vorsichtig legte Benno ihn frei und erkannte im Licht der Taschenlampe ein ziemlich großes, aufgeklapptes Taschenmesser.
Er sah auf, um seinen Fund zu präsentieren. Aber die Gestalt war verschwunden. In alle Ric htungen um sich suchend, stand er auf. Nichts. Er war allein.
„Das ist es? Deswegen der ganze Aufwand? Für ein altes Taschenmesser?“
Keine Antwort, keine Erscheinung.
„Na gut.“
Benno schüttelte den Kopf, nahm Spaten und Messer, trat hinaus auf das breite Band des ehemaligen Todesstreifens und überquerte mit großen Schritten das frühere Minenfeld. Der Gedanke, bei der Minenräumung könnten Sprengkörper vergessen worden sein, war ihm u nbehaglich, und obwohl er wusste, dass Aufmerksamkeit bei einer solchen Gefahr überhaupt nichts brachte, schaute er auf diesem Abschnitt konzentriert nach unten. Erst kurz vor dem Kolonnenweg sah er wieder hoch – und nahm im Augenwinkel eine Bewegung wahr.
Was er sah, war die durchsichtige Erscheinung, der er hierher gefolgt war, und die, offenbar jetzt ohne seine Aufmerksamkeit erregen zu wollen, am unterspülten Bereich des Kolonne nweges ein Stück entlang schwebte, sich dann zu bücken schien, als steige sie eine Treppe hinab, und schließlich im Boden verschwand.
Gerade der Umstand, dass sie es nicht mehr auf seine Aufmerksamkeit abgesehen hatte, mac hte ihn neugierig. Er hielt sich nach rechts und näherte sich dem Stück Wildnis, das den Kolonnenweg an dieser Stelle überwucherte. Schon seit einigen Jahren schien der Bauer, der den Weg noch nutzte, um die Wiesen auf dem ehemaligen Todesstreifen zu mähen, diese Stelle zu umfahren und regelrecht zu meiden.
Um die Stelle der Untersp ülung zu erreichen, musste sich Benno mit Hilfe des Spatens durch ein Gesträuch aus widerborstigen Fichten, Disteln und Brennnesseln schlagen. Nicht mehr lange, und die Stelle würde überhaupt nicht mehr einsehbar und begehbar sein.
Erst als er davor stand, sah Benno, dass die Platten des Kolo nnenweges an der Unterspülung nicht nur eingesunken, sondern gut einen halben Meter tief abgekippt und in der Mitte gebrochen waren. Nur das Stahlgeflecht im Innern der Betonkonstruktion hatte verhindert, dass sie ganz in das Loch gestürzt waren.
Wie eine bloße Unterspülung sah das aus der Nähe nicht mehr aus – eher wie ein alter Stollen, der durch die Kraft des Wassers freigelegt und zum Teil eingestürzt war.
Das Licht der Taschenlampe wurde von der
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