Invasion der Götter
hatte. Nach wie vor schossen die Flieger alles, was sie hatten, auf den ungewöhnlichen »Planeten«, als dieser einen gewaltigen Impuls aussandte. Es war so, als wären die gewaltige Schallwellen mit dem bloßen Auge wahrzunehmen. Als die ersten Wellen bereits die russischen Militärflugzeuge erreichten, fielen ihre Bordcomputer wie von Geisterhand aus. Wie Steine fielen die Jäger in Richtung Erdboden, ohne dass die Piloten auch nur das Geringste hätten dagegen unternehmen können. Ein Jet nach dem anderen zerschellte auf dem hart gefrorenen Erdreich.
Doch die Flugzeugführer waren nicht des Todes. Wie paralysiert blickten sie auf die brennenden Wracks hinab. Irgendeine Übermacht transportierte sie auf eine ihnen unerklärbare Weise auf einen breiten Vorsprung eines nahe liegenden Berges. Dann sahen sie ehrfürchtig zu der Sphäre empor, als sähen sie in das Angesicht eines Gottes. Diese Demonstration ihrer Macht hatte nun auch dem letzten Zweifler unter ihnen zu verstehen gegeben, dass sie nie den Hauch einer Chance hatten.
Die Wellen zogen weiter ihre Bahnen, bis sie für die russischen Flieger nun nicht mehr zu sehen waren und bald den gesamten Erdball vollständig einhüllten.
Dies hatte eine nicht aufzuhaltende Kettenreaktion zur Folge. Nahezu jeder Vulkan wurde aktiv. Selbst die, die bereits vor Jahrmillionen erloschen waren, erwachten aus ihrem Schlaf und spuckten Asche gen Himmel.
Der Hotspot unterhalb von Hawaii stand plötzlich unter so enormem Druck, dass die Hauptinsel mit einem seit Menschengedenken nie da gewesenen ohrenbetäubenden Knall nahezu völlig zerstört wurde. Keiner der dort noch verbliebenen Menschen stand in der Gunst des Schicksals. Sie verloren allesamt ihr Leben.
Überall entlang des Feuerrings, an sämtliche Küsten und Landstrichen des Pazifiks, spien Vulkane ihre heiße Glut kilometerhoch empor. In Russland der Karymski und der Mutnowski. Der Akagi und der Sakurajima im »Land der aufgehenden Sonne«, so wie der Krakatau und viele weitere Vulkane der indonesischen Inseln, schließlich auch das gewaltige Aucklandfeld und die Okataina-Caldera auf der Nordinsel Neuseelands. Schnell folgten etliche Vulkane Nord- und Südamerikas, und Lava begrub diese Gebiete unter dem ausströmenden geschmolzenen Gestein. In Europa brachen der Vesuv, der Ätna, ein Teil der dreihundertfünfzig Vulkane der Eifel, die Hekla, der Eyjafjallajökull und viele andere aus und schleuderten kilometerhohe Aschewolken heraus.
Durch Reibung der Aschepartikel in den Eruptionssäulen, die zu einer statischen Aufladung führten, entstanden gewaltige Eruptionsgewitter. Enorme Blitze entluden sich, und um viele Vulkane herum kam es zu sintflutartigen Regenfällen, die wiederum gefährliche Schlammströme auslösten und die Katastrophe noch schlimmer machten, als sie ohnehin schon war.
An allen Gräben, allen Verwerfungen dieses Planeten und überall dort, wo tektonische Platten aufeinandertrafen, begannen noch nie da gewesene Erdbeben, die sämtliche bisher gemessenen Stärken der Richterskala bei weitem übertrafen. Die isländische Insel, die einst durch Vulkane zwischen der Nordamerikanischen und der Eurasischen Platte entstanden war und dadurch Jahr um Jahr ein wenig mehr auseinandergezogen wurde, wurde von den gewaltigen Kräften in zwei Hälften zerrissen. Die San-Andreas-Verwerfung, die sich von Mexiko bis zum Norden San Franciscos zieht und die Grenze zwischen der Pazifischen und der Nordamerikanischen Platte markiert, riss in ihrer Länge und Breite weiter auf. Nichts, kein Mensch, kein Baum, kein Tier und auch keines der von Menschenhand gefertigten Dinge, die sich in deren Nähe befanden, blieb von diesen gewaltigen Ereignissen verschont, alle wurden unbarmherzig in die Tiefe gerissen.
Die aus den Seebeben resultierenden Megatsunamis hatten mit einer durchschnittlichen Höhe von hundert Metern geradezu apokalyptische Ausmaße. Jeder Kontinent wurde von ihnen bis tief ins Landesinnere überspült und dem Erdboden gleichgemacht. Die Gebiete am Pazifik, die schon immer von starken Erdbeben heimgesucht wurden, waren am stärksten betroffen. Vor allem Japan, das sich noch gar nicht von dem letzten großen Tsunami hatte erholen können, nach dem man gedacht hatte, schlimmer könne es nicht mehr kommen. Auch die Länder Europas, die seit Urzeiten von solchen Katastrophen verschont geblieben und auch der Meinung waren, so etwas niemals am eigenen Leib erfahren zu müssen, wurden eines Besseren belehrt.
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