Invasion der Götter
Die Menschen dort standen noch von den Erdbeben unter Schock, da rollte schon unbarmherzig die Flutwelle heran und überspülte und zerstörte alles. Niemand konnte den durch Fremdeinwirkung verursachten Naturgewalten entrinnen. Unzählige Menschen verloren an diesem Tag wenn nicht ihr Leben, so doch ihr Zuhause, ihr Hab und Gut.
Nur wenige Menschen weltweit gingen noch ihrer Arbeit nach. Zu ihnen gehörten Ärzte und Krankenschwestern in den wenigen Krankenhäusern, die noch standen und völlig überlastet waren. Auch die noch übrigen Polizei- und Feuerwehreinheiten waren pausenlos im Einsatz und versuchten der Lage Herr zu werden: Verletzte in Krankenhäuser bringen, die Menschen beruhigen, sie davon abhalten, in Geschäften und Häusern zu plündern, Feuer löschen. Doch schon bald mussten sie feststellen, dass dies eine unlösbare Aufgabe war. Zu viel Chaos herrschte auf den Straßen, und zu stark dezimiert waren die Einsatzkräfte.
Und dann gab es da noch die Mitarbeiter in den Atomkraftwerken. Die Erdbeben und die ihnen folgenden Wassermassen verursachten enorme Schäden an den Meilern. Vor allem an denen, die für derartige Zwischenfälle nicht konstruiert worden waren. Einige der veralteten Kraftwerke explodierten schon während der Beben ohne Vorwarnung. Andere stürzten einfach ein und wurden anschließend davongespült. Kraftwerke, deren Schäden offenkundig irreparabel waren, wurden evakuiert und ihrem Schicksal überlassen. In den meisten Betrieben aber versuchten die Mitarbeiter unermüdlich noch zu retten, was, wie sie glaubten, noch zu retten sei. Doch auch sie mussten schon nach kurzer Zeit einsehen, dass es keine Chance mehr gab. Sie verließen die Kraftwerke, bei denen dann schon bald eine unaufhaltsame Kernschmelze begann. Die radioaktive Verseuchung würde sich nun innerhalb weniger Wochen durch die Jetstreams unaufhaltsam über den gesamten Globus verbreiten. Es gab keine menschliche Technologie, die dies noch zu verhindern vermochte.
Doch als ob all diese Katastrophen nicht ausgereicht hätten, um die Menschheit in den sicheren Untergang zu treiben, brach nun auch noch die Caldera des Yellowstone Nationalparks aus. Aber nicht, wie von Wissenschaftlern schon seit Jahren vermutet, nur im kleinen Maßstab. Die Eruption übertraf sogar den großen Lava-Creek-Ausbruch vor etwa 640.000 Jahren. Mit unvorstellbarer Gewalt wurde die Gegend in einem Umkreis von rund 432 Kilometern völlig verwüstet. Weit über 3.000 Kubikkilometer Asche und Gestein wurden bis in die Atmosphäre geschleudert. Dieser Ausbruch alleine würde schon ausreichen, um den Himmel weltweit für viele Jahre zu verdunkeln, was unter anderem einen Temperatursturz und daraus entstehende Missernten zur Folge hätte.
Doch bei all diesen Katastrophen hatte der Planet noch nicht zur Gänze seine Energien verbraucht. Immer wieder kam es zu heftigen Nachbeben, die jedes für sich schon von gewaltiger Stärke waren.
Kapitel 13
Geheimer Stützpunkt
Irgendwo in den Vereinigten Staaten von Amerika
[1 Stunde, 50 Minuten]
Kurze prägnante Schreie rissen Dr. Iris Decall aus der Besinnungslosigkeit. Erschrocken schlug sie ihre Augen auf, doch alles, was sie wahrnahm, war absolute Finsternis.
Es war noch nicht viel Zeit vergangen, seit Kimi in ihrem provisorischen Bettchen, einer alten, mit Holzwolle ausgekleideten Kiste, eingeschlafen war und plötzlich alles um sie herum zu beben begonnen hatte. Iris wusste nicht, wie ihr geschah, und sprang auf. Alles schien ihr für einen Augenblick völlig irreal. Noch nie in ihrem Leben hatte sie ein Erdbeben am eigenen Leib zu spüren bekommen. Wohl hatte sie über das Fernsehen so einige Dinge erfahren, vor allem, wie man sich in solchen Situationen verhalten musste. Doch sie benötigte einige Sekunden, um ihre Lage überhaupt zu begreifen. Dann sprang sie, ohne darüber nachzudenken, unter den Tisch, der bereits erdbebentypisch ruckartig hin und her wankte. Aus ihrem notdürftigen Unterschlupf heraus wurde sie auf Kimis behelfsmäßige Schlafmöglichkeit aufmerksam, die auf dieselbe Weise von der brachialen Gewalt des Bebens bewegt wurde. Erneut durchfuhr es ihren Leib vor Schreck, als Kimi auf einmal aus Leibeskräften zu schreien begann. Was war sie nur für ein Unmensch, wie konnte sie nur das kleine Mädchen vergessen? Iris schämte sich für diese Tatsache und fühlte sich schlecht, auch wenn sie schlichtweg ihrem Impuls gefolgt war, sich selbst in Sicherheit zu bringen. Sie
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