Invasion der Monitoren
gespenstisch beleuchtete. Blondel sah, daß es eine illuminierte Landkarte war. Maxwell blickte auf. »Ah, fühlen Sie sich besser?«
»Anscheinend. Was geht da vor?«
Maxwell deutete auf einen leuchtenden blauen Punkt in der Mitte des Bildschirms. »Das ist unsere gegenwärtige Position. Hier …«, er deutete auf einen anderen Punkt der Karte, »hier haben wir Sie aufgenommen. Und unser Ziel liegt nördlich von uns.« Er zeigte auf den oberen Rand der Karte.
Blondel bekämpfte ein Gefühl von Seekrankheit, verursacht von der schwankenden, hüpfenden Bewegung des Fahrzeugs. »Das ist eine hübsche Maschine, die Sie da haben«, bemerkte er. »Wem gehört das Ding – der Armee?«
Maxwell klopfte liebevoll gegen die Wand. »Unser Z-Wagen war für den Feind eine recht nette Überraschung. Radarnegativ, nuklear angetrieben, schwer bewaffnet. Nichts, was sie haben, kann ihm etwas anhaben.« Er runzelte die Stirn. »Alles funktioniert bestens, bis auf die Maschinengewehre. Ich muß unbedingt mit dem General darüber sprechen.«
»Welchem General?«
Maxwell spitzte die Lippen und sah Blondel forschend an. »Nach dem, was Sie mitgemacht haben, nehme ich an, daß Sie bereit sind, sich aktiv am Kampf zu beteiligen?«
»Hm«, machte Blondel. Maxwell nickte zufrieden, als wäre dies das richtige Stichwort gewesen. »Wie ich Ihnen schon früher sagte, waren einige von uns nicht völlig unvorbereitet für die gegenwärtige Situation.«
»Apropos, wie ist die gegenwärtige Situation?« warf Blondel ein. »Wieviel Territorium haben sie eingenommen, und was tut unsere Seite dagegen?«
»Der Feind kontrolliert New York, Philadelphia, Boston – die gesamte Ostküste, soweit wir erkunden konnten«, erwiderte Maxwell grimmig. »Jede größere und kleinere Stadt scheint von den Halunken besetzt zu sein.«
»Wo haben wir zurückgeschlagen? Sind ihre Truppen auf dem Vormarsch? Haben sie Waffengewalt angewendet? Irgendwelche Luft-Aktionen? Wurde Infanterie eingeflogen, um das besetzte Gebiet abzusichern?«
»Merkwürdigerweise scheinen sie fürs erste damit zufrieden zu sein, das Land lediglich – ah – zu besetzen«, gestand Maxwell.
»Sie sind zufrieden? Und was ist mit uns? Hat es viel Blutvergießen gegeben?«
Maxwell schüttelte den Kopf. »Noch nicht – soweit ich weiß.«
»Was unternimmt das Pentagon?«
»Nichts.« Maxwells Kinnmuskeln zuckten. »Washington hat keinen Piepser von sich gegeben. Wir haben allerdings einen mündlichen Bericht von zwei geflüchteten Bürokraten erhalten, daß die Hauptstadt von Feinden wimmelt, und daß der Präsident zuletzt gesehen wurde, wie er in einem alten Kombiwagen westwärts fuhr – aber das ist natürlich nur Hörensagen.«
»Was ist mit unseren Verbündeten – Großbritannien, Liberia, Feuerland?«
»Sie haben den Libanon vergessen.« Maxwell sah ernst aus. »Alle besetzt, wie es scheint. Keiner von ihnen hat seinen Beihilfescheck am Monatsersten kassiert.«
»Das ist wirklich ernst!« rief Blondel.
In diesem Augenblick machte das Radio Piep-Piep, und eine herzhafte Stimme sagte: »Hallo, Fans! Hier ist Happy Horinip mit dem neuesten Fortschritt-Bericht! Es ist mir eine große Freude, Ihnen mitzuteilen, daß Block 354, Zone 67 – vergessen Sie nicht, auf Ihre Wandkarte zu blicken, wenn Ihnen die neuen Bezeichnungen noch nicht so geläufig sind –, daß Block 354 der Gewinner der heutigen Co-op-Belohnung ist. Jawohl, Block 354 hat sein Registrations-Quota in einer Rekordzeit von vier Minuten und zwölf Sekunden weniger geschafft! Vielen Dank, Block 354, es ist schon ein Klubemblem und ein Siegesfähnchen auf dem Weg zu Ihnen …«
»Ist das …?«
»Das sind sie«, sagte Maxwell grimmig. »Das machen sie jeden Abend so. Frühmorgens haben sie ein Programm, das wir HLM getauft haben – ›Hallo, liebe Mütter‹, und nachmittags um 16.46 wenden sie sich an ›All ihr Hörer‹. Unsere Spitzen-Psychologen versuchen, herauszufinden, was sie damit bezwecken, aber bisher hatten sie noch kein Glück.«
»… und jetzt möchte ich einige Anfragen beantworten. Hier habe ich eine Karte, unterschrieben von Bunny und Whitey …« begann der Monitor wieder.
Maxwell zog rasch ein Notizbuch hervor und notierte die Namen. »Bunny«, murmelte er, »Whitey – Wir stellen eine Liste der Kollaborateure zusammen«, sagte er über die Schulter zu Blondel. »Wir haben bereits über siebenhunderttausend Namen auf unserer Liste – und das nach weniger als sechsunddreißig Stunden.«
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