Invasion der Nichtmenschen
ausgegeben wurden?“
„Ich habe nie von solchen Befehlen gehört.“
„Ist diese Dame hier Ihre Frau oder Ihre Freundin?“
„Freundin“, antwortete Sally rasch und nahm Mallorys Arm.
Der Offizier spitzte nachdenklich die Lippen. „Was haben Sie in der Umgebung von Beatrice beobachtet?“ Er sah Mallory, dann Sally an und beobachtete deren Mienenspiel. Sally drückte warnend Mallorys Arm.
„Nichts“, antwortete er.
Der Offizier nickte, als sei das die Antwort, die er erwartet hatte.
„Ich muß Sie bitten, mich zum Hauptquartier zu begleiten“, sagte er. „Mit dieser Angelegenheit muß sich der Colonel persönlich befassen.“
„Sie brauchen uns nicht zu verhaften. Ich sagte Ihnen ja, daß wir Zivilisten, also Nichtkämpfer sind. Und Ihren Colonel will ich sowieso nicht sehen.“
„Hier gibt es keine Nichtkämpfer“, antwortete der Leutnant. „Bitte, steigen Sie in Ihr Fahrzeug. Einer meiner Männer wird fahren.“ Mallory und Sally kletterten hinein. Ein grinsender Junge mit Vollmondgesicht klemmte sich hinter das Lenkrad. Er roch nach Ziegenbock. Er ließ den Motor an und schaltete krachend. Ein Stück weiter fuhr der Studebaker-Laster aus der Deckung einer halbverfallenen Anschlagtafel. Die anderen Männer stiegen auf.
Der Laster folgte dem Studebaker bis zur Stadtgrenze von Crete. Sie fuhren durch das Geschäftsviertel, das drei Straßenzüge umfaßte, dann an einem Block vorbei, dessen Häuser von einstiger Größe träumten, und bogen nach links auf ein Farmsträßchen ein. Sie fuhren eine Meile über eine Prärie; von einer kleinen Anhöhe aus sah Mallory auf ein riesiges Lager hinunter, das aus einer Unzahl von Zelten, Meilen schlammiger Katzenstege, großen Mengen von Jeeps, Lastern, Kommandowagen und anderen Fahrzeugen bestand, die zum Teil den weißen Stern der U.S.-Army, zum Teil den roten Sowjetstern trugen. Hunderte von Männern wimmelten herum.
Neben einem großen Farmhaus im Mittelpunkt des Lagers hielten sie an. Einige Bergahornbäume gaben gute Deckung.
Sally hielt Mallorys Hand fest, als sie aus dem Auto kletterten, und beide folgten dem russischen Offizier zum Haus. Die Männer starrten das vorbeigehende Mädchen an. Der Leutnant führte sie durch ein ehemaliges Wohnzimmer, aus dem alle Möbel bis auf ein halbes Dutzend Stühle und einen Bibliothekstisch entfernt waren. Am Tisch saß ein Mädchen in Uniform vor einer Schreibmaschine. Eine große Karte des Staates hing an der Wand. Vielfarbige Stecknadeln befanden sich darin.
„Warten Sie hier“, sagte Brozhny, ging durch eine Tür und machte sie hinter sich zu.
Durch die nackten Fenster konnten sie die Männer beobachten, die im Hof herumliefen.
„Sie scheinen sich wegen der amerikanischen Gefangenen keine Sorgen zu machen“, meinte Sally. „Die lassen sie unbewacht und völlig frei herumlaufen.“
Die Tür ging auf, und der Leutnant bedeutete ihnen, sie sollten kommen. Mallory und Sally begaben sich in den angrenzenden Raum. Es war der frühere Salon. Vor einer dunklen Tapete stand ein helles Sofa. Hinter einem großen Tisch lehnte ein Mann in einem Drehsessel und spielte mit einem Bleistift, den er zwischen seinen dicken Fingern drehte. Er war groß und dick und hatte ein strenges, viereckiges Gesicht und rote Bürstenhaare. Er trug die grüne Uniform mit den Silberadlern eines U.S.-Colonels und auf der Jacke drei Reihen Ordensbänder.
Schweigend musterte er Mallory und das Mädchen.
„Ich bin Colonel Strang“, sagte er schließlich. „Brozhny sagt mir, Sie behaupten aus der Gegend von Beatrice zu kommen. Stimmt das?“
Mallory nickte. „Bitte, erklären Sie mir etwas, Colonel. Wer befiehlt hier eigentlich? Sie oder die Russen?“
Strang sah ihn nur an, Brozhny lachte.
„Dachten Sie, die gefürchteten Roten hätten Nebraska besetzt?“ fragte der Leutnant amüsiert.
„Besetzt, zum Teufel noch mal“, fügte Strang hinzu und lachte freudlos. „Wir haben sie zu kommen gebeten. Es sind unsere Verbündeten. Man hat uns besetzt. Das stimmt schon, aber es waren nicht die Russen.“
„Ich bin froh, daß Sie sich darüber klar sind“, antwortete Mallory. „Niemand hat mir nämlich bisher geglaubt. Fast hätte ich mich schon davon überzeugen lassen, daß ich mir einiges aus den Fingern sauge.“
„Wovon reden Sie denn eigentlich, Mensch?“ Strang sah Mallory finster an.
„Ich rede von den Kreaturen, die Beatrice besetzt haben.“
„Kreaturen?“
„Sie sagten doch, Sie wüßten, daß wir
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