Invasion der Nichtmenschen
nickte.
„Worauf wartest du noch?“ bellte Gaunt Mallory an.
„Daß ich abtreten darf“, antwortete Mallory.
„Werd’ ja nicht frech, mein Freund“, knurrte Gaunt und deutete mit dem Daumen auf die Tür. „Töpfe und Tiegel, zweimal.“
Drei Stunden lang kratzte Mallory Krusten und Fett aus Kesseln und hatte die Arme bis über die Ellbogen im lauwarmen Wasser. Der Messesergeant, ein dicker Mann mit Vollmondgesicht, über dessen Ohren graue Haarbüschel wegstanden, beobachtete ihn unauffällig. Als die Töpfe alle geschrubbt waren, mußte Mallory auch noch die Backöfen und die Feuerstellen der Herde von Asche und festgebackenem Ruß reinigen. Mallory arbeitete gleichmäßig und schweigend. Um Mitternacht brummte ihm der Messesergeant zu, er könne jetzt eine Pause machen und deutete auf einen Tisch, wo eine Platte mit Steaks, Eiern, Toast und Kaffee auf ihn wartete.
„Vielen Dank“, sagte Mallory. „Wo ist die Latrine?“
Der andere deutete. Mallory verließ das Messezelt und ging über den schlammigen Boden zu dem mit Stacheldraht eingezäunten Hof, in dem, wie Chubb gesagt hatte, die Frauenbaracke lag.
Unter der grellen Zweihundertwattlampe über dem einzigen Tor stand ein Posten mit einer Pistole mit Gürtel. Mallory ging geradewegs auf den Mann zu. Der sah ihm gelangweilt entgegen. Als Mallory noch ein paar Meter entfernt war, hob er seine Pistole und machte den Mund auf, um etwas zu sagen.
Aber Mallory tat zwei rasche Schritte und rammte ihm die rechte Faust in den Magen. Der Posten grunzte und klappte wie ein Taschenmesser zusammen. Nach einem Handkantenhieb in den Nacken fiel der Mann auf das Gesicht und blieb so liegen. Mallory packte ihn am Gürtel und zog ihn hinter einen Stapel Feuerholz, der innerhalb des Zaunes stand. Dann warf er das Gatter zu und ging zum nächsten Zelt. Eine dicke Frau in einem ausgebeulten weiten Rock und einer offenen Hausjoppe kam eben durch den Windfang des Zeltes. Als sie ihn sah, blieb sie stehen und hielt vorne die Jacke zu.
„Ja, sag mal, was tust denn du …“, begann sie.
„Ich will die Rekrutin Lori Mallory sprechen, Sergeant“, sagte er energisch. „Welches Zelt?“
Die Frau zögerte und schob eine sandfarbene Strähne aus der Stirn. „Wer bist denn du? Dich habe ich vorher noch nie gesehen.“
„Major Unheil. Bin eben erst im Camp eingetroffen. Sergeant, wachen Sie doch endlich auf! Welches Zelt?“
Die Frau deutete mit einem dicken Zeigefinger. „Nummer drei, Sir.“
„Danke.“
„Aber Sie dürfen da nicht hinein“, fügte sie rasch hinzu. „Sir“, kam es nach einer Pause.
„Natürlich nicht. Deshalb will ich ja auch, daß Sie mir die Rekrutin herausholen“, antwortete er geistesgegenwärtig.
„Na, schön … Ich schau mal, ob sie mit Ihnen reden kann.“ Die Frau watschelte den Katzensteg entlang und steckte den Kopf in ein Zelt. Einen Augenblick später zog sie ihn zurück und ging wortlos an Mallory vorbei. Lori erschien und sah ihm ängstlich entgegen. Sie sah Mallory, eilte auf ihn zu und lachte unter Tränen.
„Dad! Wie wunderbar, dich zu sehen!“ Sie schmiegte sich an ihn und warf die Arme um seinen Hals. „Dad, es war einfach schrecklich, immer daran denken zu müssen, daß ich ganz alleine bin …“
„Liebes, du bist nicht allein.“ Mallory tätschelte ihr den Rücken. Dann hielt er sie an den Schultern ein Stück von sich weg und sah ihr in die Augen. „Lori, ich habe Nachrichten für dich. Die besten, die es gibt. Deine Mutter lebt, und auch die Kinder …“
„Dad!“ Lori umklammerte krampfhaft seinen Arm. „Ist das ganz gewiß wahr?“
„Vor zwei Tagen war ich noch bei ihnen.“
„Wo sind sie denn?“
„In Beatrice.“
„Dad, das kann doch nicht sein“, flüsterte sie. „Die Chinesen …“
„In Beatrice gibt es keine Chinesen“, erwiderte Mallory. „Ich zweifle daran, daß es auf dieser Seite des Pazifiks überhaupt einen Chinesen gibt. Das ist Strangs fixe Idee.“
„Dad, Colonel Strang ist ein feiner Mann! Er schafft wieder Ordnung in diesem Chaos.“
„Strang ist ein gefährlicher Irrer“, widersprach ihr Mallory. „Er will Beatrice bombardieren. Und wenn er das tut, dann bringt er Gill und die Kinder um und dazu etliche tausend andere Leute.“
„In Beatrice ist kein Mensch mehr am Leben“, sagte Lori. „Die Chinesen haben alle grausam umgebracht. Deshalb müssen wir ja auch …“
„Das meint Strang, aber er hat nicht recht. In Beatrice sind keine Chinesen. Wir sind
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