Invasion - Die Verräter - Ringo, J: Invasion - Die Verräter
informieren, wie es um sein Schiff stand. Der Priester griff nach dem InterKom und rief die Brücke an.
Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis sich jemand meldete. Als schließlich die Stimme des Captains zu hören war, wirkte er benommen, groggy.
»McNair.«
Dwyer musste schreien, damit man ihn trotz der Schmerzensschreie der verwundeten und verbrannten Matrosen hören konnte. »Jeff, hier spricht Dan. Wir sind schwer getroffen, aber nicht lebensgefährlich. Sekundärturm 53 ist erledigt.«
Der Priester blickte durch das aufgerissene Loch in dem verbogenen und gemarterten Metall in den rauchigen Himmel. »Ich meine, wirklich weg. Der Turm ist nicht mehr da, und Sie haben ein Loch in Ihrer Abwehr. Wenigstens eines.«
»Scheiß … auf … das … Loch«, antwortete McNair immer noch benommen. »Daisy … ist … ein … tapferes … Mädchen … sie … kann … repariert … werden. Wie... sieht’s … mit … meiner … Mannschaft … aus?«
Während Dwyer mit der Brücke sprach, waren bereits die Sanitäter am Schauplatz der Zerstörung erschienen. Sie gingen von einem zum anderen und suchten nach Lebenden, die eine Überlebenschance hatten. Meistens schüttelte der jeweilige Sanitäter nach kurzer Untersuchung resigniert den Kopf. Morphium wurde reichlich ausgegeben. In Anbetracht der eingesetzten Dosis war das ein sicheres Zeichen, das wusste der Jesuit, dass nicht damit gerechnet wurde, der damit bedachte Matrose könnte überleben. Langsam wurde das Stöhnen, Schreien und Brüllen leiser, wenn wieder ein hoffnungslos angekohlter oder zerfetzter Matrose in barmherzigen Schlaf sank.
Dwyers Blick fiel auf ein angekohltes, abgerissenes Bein. Er kämpfte gegen die Übelkeit an. »Schlimm, Skipper, schlimmer,
als ich es je gesehen habe. Mindestens dreißig Mann ausgefallen. Vielleicht auch vierzig. Schwer zu sagen, einige davon sind in Stücken. Sie sind … also, sie sind einfach in Stücke gerissen … und geröstet. Und das ist nur die Backbordseite. Ich gehe jetzt nach Steuerbord, um dort nachzusehen.«
Binastarion war nicht sicher, ob sein HVM getroffen hatte, bis er das seltsam geformte Stück Metall hoch über den von seinem Feind projizierten täuschenden Hologrammen fliegen sah. Jetzt erloschen die Hologramme, und er konnte durch den Rauch die wahre Form des Schiffes ausmachen, lang, schlank und raubtierhaft.
Wie seltsam, dachte der Gottkönig, das Einzige, was ich bisher auf diesem Scheißhaufen von einer Welt gesehen habe, dessen Ästhetik mich kotzen macht: Mein Feind ist auf seine Weise umso schöner, je tödlicher er ist.
Aber selbst schöne Dinge müssen sterben. Und das gilt auch für dieses Schiff.
»Vorwärts, meine Söhne«, jubilierte der Gottkönig in sein Kom. »Vorwärts zum Sieg und immerwährenden Ruhm.«
Das große Schiff erbebte unter wiederholten Treffern der Posleen-HVMs. Über Father Dwyer hallte das dick gepanzerte Deck wie ein Glockenschlag, als fünf bis zehn Zentimeter tiefe Furchen aus ihm herausgefetzt wurden. Selbst durch das massive Metall glaubte der Priester mindestens zwei weitere Sekundärexplosionen zu hören. Was da in Rauch und Flammen in die Luft flog, mussten nicht weniger als 20-cm- oder 30-mm-Batterien sein.
Wie durch einen Nebel hörte der Priester, wie der Captain verzweifelt anordnete, dass Schrappnell- und Explosivgranaten zu den Sekundärtürmen gebracht wurden. Er erteilte in aller Hast den Gefallenen, Menschen wie Indowy, die letzte Ölung. Der Herrgott wird schließlich die Seinen schon unterscheiden können.
Jetzt wurde Dwyer bewusst, dass Sintarleen ein Stück von ihm entfernt stand. Für einen Menschen, der keine spezielle Erfahrung in der Kultur der Aliens hatte, war der Ausdruck des Indowy unergründlich. Trotzdem suchte Dwyer nach einem Anzeichen der Missbilligung, konnte aber in dem von Pelz bedeckten Fledermausgesicht des Alien nichts Dergleichen entdecken.
Sintarleen erwiderte den Blick und zuckte die Achseln, ein Stück Körpersprache, das er der menschlichen Crew abgeschaut hatte.
»Wir haben zwar nichts, was einer Religion in eurem Sinne entspricht, Father, aber schaden kann es ganz sicher nicht.« Und dann fuhr Sindbad fort: »Das war ein Drittel oder fast ein Drittel von allem, was von meinem Clan übrig geblieben ist, Father. Aus jener großen, fleißigen Zahl bleiben jetzt nur noch sechzehn Männer auf diesem Planeten, und weitere etwa hundert Transferneutren und Frauen, die die Elfen irgendwo als Sklaven festhalten.
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