Invasion - Die Verräter - Ringo, J: Invasion - Die Verräter
kleinen rothaarigen panamaischen Mädchen zuzuschreiben war und nicht seinem gut ausgerüsteten, hervorragend ausgebildeten regulären Infanterieregiment.
»Also, jetzt ist es vorbei, Lieutenant Miranda. Wir übernehmen hier jetzt. Ihre Leute sind in Sicherheit.«
In Sicherheit?, wiederholte Digna, ohne es auszusprechen. Meine Leute sind in Sicherheit? Mehr als die Hälfte meiner Leute sind tot, Gringo, tot, und – die meisten von ihnen – aufgefressen. Sie spürte, wie sich in einem Auge eine Träne bildete. Und im nächsten Augenblick war daraus eine Flut geworden, und die alte Frau saß schluchzend und schwankend da. »Mis hijos, mis hijos«, sagte sie immer wieder.
Jetzt endlich war die Zeit da, dass sie weinen konnte. Und das tat sie, während die starken Arme des Gringo-Colonels sie festhielten.
TEIL 3
21
»Ihr Deck, einst rot vom Blut der Helden …«
Oliver Wendell Holmes , »Old Ironsides«
USS Des Moines
Sie humpelte im Regen in den Hafen, Tropfen so groß wie ein Fingerglied trommelten auf ihr zernarbtes Deck, und das Donnern am Himmel erinnerte an die Schlacht, die sie gerade gekämpft, und an die Waffen, denen sie gegenübergestanden hatte. Trotz des Wolkenbruchs war die Ostseite des Kanals, dicht bei Panama City, von Menschen gesäumt, die ihr zujubelten. Als Daisy aus dem dichten Regen auftauchte, ging ein Stöhnen durch die Menge, Männer und Frauen fuhren sich mit den Fäusten an den Mund und nagten an ihren Knöcheln.
Am Bug des Schiffes wurde das Wasser unregelmäßig aufgewühlt, die Folge eines Treffers in der Nähe der Wasserlinie, den ihr ein HVM zugefügt hatte. Sämtliche Aufbauten, mit Ausnahme der Brücke, waren in hässlichen, dicken, schwarzen Rauch von den im Schiffsinneren lodernden Bränden gehüllt, die die Plasmawaffen des Feindes entfacht hatten und deren Rauch jetzt nach achtern zog.
Schlepper und zwei Schiffe der Hafenfeuerwehr fuhren Daisy in die Mitte der Bucht entgegen. Während die Feuerwehrschiffe versuchten, die Flammen zu löschen oder wenigstens einzudämmen, übernahmen die Schlepper die Kontrolle und begannen, den mächtigen Kreuzer zu den Docks zu bugsieren.
Als die Des Moines schließlich angelegt hatte, konnten die Menschen am Ufer sehen, dass der Rauch aus einem halben Dutzend Räumen quoll. Die sonst glatte Hülle des Schiffes war mit Schrunden und Narben bedeckt, wo die ablative Hitzepanzerung weggebrannt war. Am oberen Deck konnte man gähnende Löcher sehen, wo feindliche Lenkwaffen die Panzerung durchschlagen, anschließend die Munition zur Explosion gebracht und damit ganze Geschütztürme weggesprengt hatten.
In besonders chaotischem Zustand waren die Aufbauten; sie wirkten eher wie Schweizer Käse als die glatte, funktionale Konstruktion, mit denen die Des Moines die Werft verlassen hatte.
Am schlimmsten aber war es, als die Helfer anfingen, die Leichen, Leichenteile und bis zur Unkenntlichkeit verkohlten Klumpen von Bord zu schleppen, die einmal Menschen und Indowy gewesen waren. Amerikanische und panamaische Ambulanzfahrzeuge warteten am Kai und brausten mit heulenden Sirenen davon, sobald sie beladen waren. Andere unmarkierte Fahrzeuge wurden in gemäßigterem Tempo beladen und setzten sich dann wieder wesentlich leiser in Bewegung, ohne Sirenengeheul. Sie brachten die Überreste der Toten in eine in der Turnhalle von Fort Amador, ein wenig südlich vom Hafen provisorisch in aller Eile eingerichtete Leichenhalle.
McNair sah zu Daisy Maes Avatar hinüber, der mit unbewegter Miene auf der Hafenseite neben den zerfetzten Aufbauten stand. Ein klasse Mädchen, dachte McNair. Ein tapferes, wunderbares Mädchen, wenn man bedenkt, welche Schäden sie davongetragen hat.
Und dann legte Chief Davis bedächtig einen kleinen Plastikbeutel aufs Deck. Morgen, die Katze, kam heran, strich ein paar Mal an dem Beutel entlang, ließ sich schließlich daneben nieder und begann jämmerlich zu miauen.
»Was ist das, Chief?«, fragte Daisys Avatar.
»Das sind Maggie und ihre Kätzchen«, antwortete Davis,
und McNair und Daisy konnten erkennen, dass er den Tränen nahe war, Tränen für die Katzen, die er nie über einen Menschen hätte vergießen können. McNair wusste, dass er den Chief nicht dadurch beschämen durfte, indem er sein Mitgefühl äußerte. Daisy wusste es nicht, konnte aber dieses Mitgefühl, da sie ja nicht körperlich war, anders als in tröstenden Worten auszudrücken. Und die formulierte sie als Mitgefühl für das Tier, nicht für den
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