Invasion - Die Verräter - Ringo, J: Invasion - Die Verräter
– es gab dafür kein anderes Wort – weit über das Ziel hinausgegangen war, den Gesetzen Geltung zu verschaffen,
den Gesetzen des Landes oder auch der ganzen Erde. Sein Gefühl sagte ihm, dass die Aktion eher dazu angetan war, das Land dem Feind in den Rachen zu werfen.
Er saß jetzt am Tisch in seinem Esszimmer und starrte auf das Glas, in dem sich Eis und Rum und Limonensaft mischten, und im gleichen Maße mischten sich in seinen Gedanken Sorge und Bedauern.
Die Dame des Hauses, eine Frau mit olivfarbenem Teint und ein wenig dicklich, trat neben ihn und legte ihrem Mann die Hand auf die Schulter. Sie sagte nichts, und doch sagte ihre Hand alles: Wie auch immer du dich entscheidest, ich werde zu dir stehen.
Voll Dankbarkeit für diesen stummen Zuspruch, stellte der Inspektor das Glas hin und legte die Hand über die seiner Frau.
»Ich kann das nicht so stehen lassen, Mathilde. Das ist einfach nicht richtig … und zur Hälfte ist es meine Schuld. Ich stecke bis zum Hals da drin.«
Mathilde, die Ehefrau, nahm die Hand von der Schulter ihres Mannes. Sie ging um den Tisch herum und setzte sich ihm gegenüber. »Willst es mir sagen?«, fragte sie.
Der Inspektor blickte auf und traf eine plötzliche, wenn auch schwierige Entscheidung. »Das kann ich nicht. Dein Leben ist bereits in Gefahr. Und wenn du das wüsstest, was ich weiß, würde die Gefahr noch größer werden. Aber ich denke, du solltest vielleicht die Kinder zu deinen Eltern bringen, und dann solltest du dort bleiben, bis ich jemanden nach dir schicke.«
Sie nickte nur, verstand. In der Vergangenheit – immer dann, wenn ihr Mann einem wichtigeren Verbrecher auf der Spur war, ganz besonders galt das für Rauschgiftschmuggler – hatte er sie aus der Stadt geschickt, einmal sogar aus dem Land, um sie und ihre Kinder vor Schaden zu bewahren.
»So schlimm ist es also, wie?«, fragte sie ruhig, eben die Frau eines Polizisten, der die Gefahr nicht ganz fremd war.
»Schlimmer als ich dir erklären könnte, esposita querida .«
»Dann werde ich jetzt mit Packen anfangen«, meinte sie bedrückt, »aber was wirst du tun?«
»Ich denke, ich muss zu den Gringos gehen und mich mit denen unterhalten.«
USS Des Moines
Mitternacht war lange vorbei, der nächtliche Regen war gefallen und hatte wieder aufgehört, als der Inspektor am Fallreep des Gringokreuzers darum bat, an Bord kommen zu dürfen. Der Deckoffizier, einer der wirklich jungen Fähnriche – im Gegensatz zu nur scheinbar jungen -, wusste nicht recht, was er tun sollte. Ein Ausländer, der von sich behauptete, Polizist zu sein, und der den Wunsch äußerte, an Bord zu kommen, wäre kein Problem gewesen. Nachdem der Captain des Schiffes verhaftet worden war, vermutlich von derselben Polizeibehörde, der dieser Mann anzugehören behauptete, war der junge Ensign hin und her gerissen, wusste nicht, ob er den Mann erschießen oder die Angelegenheit etwas formeller behandeln und die Schiffswache rufen und ihn kielholen lassen sollte oder – vielleicht – den ranghöchsten Offizier rufen und ihm die Entscheidung überlassen.
Eigentlich hoffte der Ensign, dass der XO des Schiffes sich für Kielholen entscheiden würde. Andererseits würde dem Kielholen doch einiges fehlen, da der Rumpf ja mit GalPlas versiegelt war und deshalb keinen Muschelbesatz hatte.
Daisy – genau genommen ihr Avatar – kam dem XO auf der Brücke zuvor. Kein Wunder, sie war bereits dort.
»Ich möchte meinen Captain zurück«, waren ihre ersten Worte. »Ich möchte meinen Captain sofort zurück.«
Der Inspektor war nicht wenig verblüfft, eine schöne Gringofrau auf der Brücke stehen zu sehen. Noch mehr verblüffte ihn, dass er, wenn auch kaum wahrnehmbar, durch die Frau hindurchsehen konnte. Er erinnerte sich daran,
einen Bericht gelesen zu haben, wonach eine Riesin die Schiffe begleitet haben sollte, die ausgezogen waren, um gegen die Aliens zu kämpfen. Eine kleinere Version dieser Riesin? Wer wusste das schon. Die Welt war heutzutage ja voll ungeträumter Wunder – und Schrecken.
»Sie sind das Schiff, Madam?«, fragte er.
Daisy nickte, für den Augenblick anscheinend freundlich. Aber das Feuer und die Wut in ihren holografischen Augen ließen nicht auf solche Freundlichkeit schließen.
»Ich möchte meinen Captain zurück«, wiederholte sie.
Dies war der Augenblick, in dem der XO auf der Brücke erschien. »Wer sind Sie?«, wollte er von dem Panamaer wissen, der von sich behauptete, Polizist zu sein.
Der
Weitere Kostenlose Bücher