Invasion - Die Verräter - Ringo, J: Invasion - Die Verräter
folgte.
Drinnen lehnte Suarez an einem Rednerpult und sah Cortez an. Unerklärlicherweise lächelte er. Die im Raum versammelten Offiziere und Unteroffiziere drehten sich um und starrten ihn an. Keiner stand auf.
Cortez schluckte seine Wut über diese Respektlosigkeit hinunter
und verkündete: »Ich bin hier, um das Kommando über die Division wieder zu übernehmen, Colonel Suarez. Sie sind abgelöst, Sir.«
Suarez’ Lächeln erlosch und er schüttelte langsam den Kopf. »Nein, das glaube ich nicht«, meinte er ruhig.
Der General hob den Arm, zeigte mit ausgestrecktem Finger auf Suarez und sagte: »Wachen, verhaften Sie diesen Mann.«
Die Wachen setzten sich in Bewegung, erstarrten dann aber, als sich plötzlich dreiundvierzig Pistolen, vier Karabiner und eine Maschinenpistole auf sie richteten. Der Vorgesetzte des Wachtrupps, ein degradierter, überalterter Lieutenant mit einer peinlichen Neigung für sehr junge Mädchen, sah Cortez mit einer Mischung aus Furcht, Wut und Verzweiflung an. Furcht und Verzweiflung behielten die Oberhand.
Er fragte, nicht besonders leise: »Scheiße, was soll ich tun, General?«
Suarez gab ihm darauf die Antwort. »Legen Sie die Waffen ab … oder sterben Sie.«
»Sie werden alle hängen«, schrie Cortez verzweifelt. »Ich habe draußen fünfhundert Mann stehen. Sie sind umzingelt. Wenn Sie sich jetzt ergeben, verspreche ich Ihnen, dass man Sie fair behandelt.«
In diesem Augenblick war von draußen ein langer Feuerstoß aus einer Maschinenpistole zu hören, dann Geschrei, ein paar vereinzelte Schüsse und noch einmal eine Salve aus einer Maschinenpistole. Und dann übertönte alles das Dröhnen von Panzerfahrzeugen, die, wie es schien, aus allen Richtungen heranpolterten. Gleich darauf waren die Kampfhandlungen zu Ende, und anstelle der Schüsse aus Karabinern und Maschinenpistolen trat das viel weichere Plumpsen weggeworfener Waffen und wiederholte Bitten »Nicht schießen«.
Suarez sah Cortez mit vielsagender Miene an. »Fünf … vier … drei …«
Cortez’ »Elitetruppe« ließ die Waffen fallen und hob bei
»vier« die Hände. Cortez selbst blickte von rechts nach links. Als er sah, dass er alleine war und ihn niemand unterstützte, hob er die linke Hand, zeigte bittend die Handfläche und zog mit der rechten Hand langsam und vorsichtig die Pistole aus dem Halfter. Nur mit Daumen und Zeigefinger zog er sie heraus und bückte sich, um sie vorsichtig auf den Boden zu legen. Dann streckte er auch die rechte Handfläche vor und hob kapitulierend beide Hände.
Suarez deutete mit einer ruckartigen Kopfbewegung auf die abgelegten Waffen. Zwei Sergeants, ein Lieutenant und ein Captain sprangen vor, um sie aufzuheben.
»Wissen Sie, Manuel«, sagte Suarez nicht unfreundlich, während er auf den abgesetzten General zuging, »dass Sie abgehauen sind, als die Posleen uns umzingelt hatten, kann ich Ihnen beinahe verzeihen. Und dass Sie den Befehlen Ihres Onkels, des Präsidenten, gehorchen wollen, kann ich auch fast verstehen. Aber was mir wirklich an die Nieren geht und was ich Ihnen nie verzeihen kann, ist, dass Sie Ihre Kompanie und die meine im Stich gelassen haben, als die Gringos 1991 angegriffen haben.«
Suarez’ rechter Arm zuckte plötzlich zurück und schoss gleich wieder vor, und seine Faust traf Cortez mitten ins Gesicht. Blut spritzte aus seiner Nase, als der Getroffene zu Boden ging und hörbar auf den schlammigen Boden des Zelts plumpste. Aber Cortez war bereits ohne Besinnung und hörte nicht mehr, wie Suarez den Befehl gab, ihn zu verhaften. Ebenso hörte er nicht – nicht, dass es ihm oder jemandem auf seiner Seite etwas genützt hätte -, wie Suarez einigen Offizieren befahl, ihre Truppen zu sammeln und sich auf einen langen Marsch nach Panama City vorzubereiten.
POSLEEN-INTERMEZZO
Seltsamerweise war es nicht der Alkohol, der die Posleen betrunken machte, sondern eine Verunreinigung, die man gewöhnlich nur in größerer Menge des billigsten Fusels antraf, den Menschen überhaupt herstellen konnten. Und da es sich bei der Flasche, die sich Ziramoth mit Guanamarioch teilte, um billigsten Fusel handelte …
Die beiden Posleen taumelten Arm in Arm durch die Nacht, teils aus Kameradschaft, teils um sich gegenseitig zu stützen, taumelten auf dem Feldweg dahin, der parallel zu dem Bach verlief, in dem sie gefischt hatten. Während sie so dahintorkelten, sangen sie und schwankten dabei im Rhythmus ihres Gesangs und ihrer Betrunkenheit.
Vielleicht gab es im
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