Invasion - Die Verräter - Ringo, J: Invasion - Die Verräter
zurücksetzen. Ich will nicht hier bleiben. Also bleibt mir nur vorzurücken.
Robles’ Maschinengewehr knatterte, bis ihn Sekunden später
die linke Kette von Arias’ Schützenpanzer wie eine reife Traube zerquetschte.
»Aufsitzen, Leute, aufsitzen!«, brüllte Colonel Suarez in sein Funkgerät. Er gab den Befehl, als er den ersten BMP die Straße überqueren sah, mit einer 100-mm-Kanone, die ständig Feuer spie und vor der die Präsidentengarde erschreckt auseinanderstob. Als er durch seinen Feldstecher sah, entdeckte er an einer Kreuzung der Stadt, nahe der Avenida de los Mártires , die auffällige Silhouette eines BMP.
Ehe die ersten LKWs von Suarez’ Kolonne wieder besetzt waren und sich ihm am westlichen Fuß der Brücke angeschlossen hatten, waren einige von Perez’ Leuten bereits abgesessen und hatten angefangen, die Fahrzeuge, die die Brücke blockierten, zur Seite zu schieben. Ein paar davon machten ihnen Schwierigkeiten, weil sich ihre Stoßstangen ineinander verhakt hatten oder jemand die Reifen aufgeschlitzt hatte. In diesen Fällen hakten die Männer sie an Schleppkabel – alle Panzerfahrzeuge führten solche mit sich – und ließen sie von den BMPs wegziehen. Als Suarez’ Hummer schließlich die ehemalige Straßensperre erreicht hatte, war eine fünf Meter breite Schneise durch die Sperre geräumt.
Suarez ließ seinen Fahrer an der Seite anhalten und stieg aus. Eine Leiche in Uniform, so zerquetscht, dass man sie kaum als menschliche Überreste erkennen konnte, lag in einer sich ausbreitenden Blutpfütze am Straßenrand. Suarez hatte für sie kaum einen Blick übrig. Er hob die Faust, um den ersten BMP der einen Kompanie, die er bisher nicht eingesetzt hatte, aufzuhalten.
»Fahren Sie zum Platz der Märtyrer«, wies er den Kompaniechef an und deutete auf seinen Stadtplan und dort auf eine offene Fläche im Süden der Hauptdurchgangsstraße, den man zu Ehren jener Panamaer benannt hatte, die bei den Unruhen des Jahres 1964 getötet worden waren. »Warten Sie dort auf mich. Los!«
Elf BMPs polterten vorbei, der ganze Rest der Kompanie, die den langen Straßenmarsch ohne Schäden überstanden hatte. Dahinter kam ein LKW. Suarez winkte den Mann neben dem Fahrer, einen Lieutenant, herunter und fragte, indem er erneut auf die Karte wies: »Sie kennen Ihr Ziel, die Fernsehstudios?«
Als der Offizier nickte, schlug er ihm auf den Rücken. »Dann fahren Sie jetzt dorthin, mein Junge, und sagen Sie denen, die sollen Sie auf Sendung gehen lassen. Anschließend verlesen Sie den Text, den man Ihnen gegeben hat.«
Drei LKWs rollten vorbei, folgten dem Lieutenant. Auf den nächsten zeigte Suarez mit ausgestrecktem Finger und brüllte die schlichte Frage: »Ziel?«
»Estereo Bahia«, sagte der Sergeant in dem LKW und übertönte damit das Dröhnen des Dieselmotors. Der nächste LKW gab eine andere Antwort, das DENI – Departamento Nacional de Investigaciones . Drei LKWs folgten ihm, da es vielleicht zu Kämpfen kommen würde. Der nächste Führer nannte sein Ziel, ohne auf Suarez’ Frage zu warten: das Polizeihauptquartier. Der Nächste den Palacio de las Garzas . Als die letzte von einem Dutzend Einsatzgruppen vorübergerollt war, das Dutzend, das es brauchte, um die kritischsten Stationen eines Coup oder eines Gegencoup zu übernehmen, ging Suarez zu seinem Hummer zurück und ließ sich zur Plaza de los Mártires fahren, wo er die letzte BMP-Kompanie vorfand und den Kommandeur anwies, ihm zum La Joya-Gefängnis zu folgen.
Mercedes marschierte unruhig an der offenen Abfallgrube vorbei, der einzigen baumlosen Fläche in Gefängnisnähe, die groß genug war, um dem Himmit-Tarnkappenschiff als Landefläche zu dienen. Die Gefangenen saßen unter Bewachung daneben. Das heißt, alle von ihnen saßen, mit Ausnahme einer Frau, die auf einer Tragbahre lag, nicht bewusstlos, aber offenkundig sehr schwach. Mercedes erkannte die Frau und empfand einen Augenblick lang Beschämung darüber, dass er
ihr das angetan hatte. Anstand oder gar Edelmut gehörte nicht zu den auffälligen Eigenschaften des Präsidenten, aber selbst er musste die schiere Ungerechtigkeit erkennen, die darin bestand, eine Kriegsheldin nur deshalb zu verfolgen, weil sie internationale Gesetze gebrochen hatte, indem sie ihr zur Verfügung stehendes Material eingesetzt hatte. Seine Ehefrau sah die Frau und die Gefangenen, ebenso wie die eine Geliebte, die er neben seinen Kindern von Frau und Geliebter mitgebracht hatte. Sie waren mit
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