Invasion - Die Verräter - Ringo, J: Invasion - Die Verräter
und weitere siebenundzwanzig von seinem Clan sind auf diesem Schiff, weitere dreißig von einem anderen Clan auf der Salem . Richtig verhuschte Typen sind das. Aber ob sie arbeiten? Skipper, ich hab mein ganzes Leben lang noch keinen gesehen, der sich so in die Arbeit reinhängt. Bloß achtundzwanzig sind sie, na ja, eigentlich siebenundzwanzig, weil Sindbad ja andere Sachen macht, und die haben schon ein Achtel von dem Schiff sauber. Das einzige Problem ist, dass sie nichts gegen die Ratten machen können. Die können sie nicht umbringen. Keine Fallen für sie aufstellen. Nicht einmal Gift für sie auslegen. Die legen diesen widerlichen kleinen Scheißern sogar Fressen hin, wenn man nicht höllisch auf sie aufpasst. Aber ich hab sie gefragt, ob sie sie mit etwas füttern könnten, was sie umbringt und anschließend die Kadaver beseitigen. Sindbad hat gesagt, er und seine Leute hätten damit kein Problem. Komisches Volk.«
Wie um seine Worte zu bestätigen, kam in diesem Augenblick ein grüner Indowy mit einem Gesicht ähnlich einer Fledermaus von unten herauf. Er brach unter dem gewaltigen Gewicht einer vollgestopften Persenning beinahe zusammen. Der Indowy ging nach Backbord und kippte eine Masse organischen Abfall – Ratten und Rattendreck – über die Bordwand, ehe er ohne ein Wort zu sagen wieder nach unten verschwand.
Davis sah dem Indowy nur einen Augenblick lang nach und wandte sich dann wieder McNair zu. »Jedenfalls hatte meine eigene Katze Maggie etwa einen Monat, ehe ich in den Tank ging, Junge; Sie wissen schon, Runderneuerung? Und denen hat ihre Mom jetzt beigebracht, wie man dem Rattenproblem beikommt. Die machen das recht gut. Acht sind es insgesamt. Maggie hat immer große Würfe.«
Gorgas Hospital, Ancon Hill, Panama City, Panama
Auf der Tragbahre des Helikopters hauchte Digna keine zwanzig Minuten, ehe sie ihr Ziel erreichten, ihr Leben aus. Ihre Brust hob sich plötzlich und fiel dann langsam wieder herunter, um dann unbewegt zu bleiben. Der sie betreuende Sanitäter hatte zuerst versucht, sie mit der Atemspende wiederzubeleben, und als das nichts half, mit Elektroschocks. Schließlich, nach einem halben Dutzend erfolgloser Stromstöße, hatte er den Kopf geschüttelt und ihr das Laken über das Gesicht gezogen. Er sah Dignas Sohn Hector mit einem bedauernden Achselzucken an und wandte sich dann höflich ab, als Hector sein Gesicht in den Händen vergrub.
Das Gesicht des Inspektors blieb die ganze Zeit völlig unbewegt.
Als der Helikopter auf Ancon Hill aufsetzte, hatte Hector sich bereits wieder im Griff. Früher einmal war die Anlage unter der offiziellen Bezeichnung »Gorgas Army Hospital« bekannt gewesen, die Leute nannten sie noch heute noch »Gorgas«.
Zu seiner Überraschung stellte Hector fest, dass am Landeplatz immer noch eine Ambulanz auf seine Mutter wartete. Was bildeten die sich ein, das sie jetzt noch für sie tun konnten? Sie ist tot. Noch größer war seine Überraschung, dass die Ambulanz, kaum dass man die Leiche seiner Mutter eingeladen hatte, mit heulenden Sirenen und mit halsbrecherischer Geschwindigkeit davonraste, so schnell, dass die Räder in den Kurven vom Boden abhoben.
Ein weiteres Fahrzeug, ein schwarzer Toyota, blieb zurück, als die Ambulanz abbrauste. Der Inspektor bedeutete Hector mit einer herrischen Geste, auf dem Rücksitz Platz zu nehmen, ehe er sich selbst neben den Fahrer setzte. Hector wollte aufbegehren, wusste aber realistischerweise, dass die Macht des Miranda-Clans an den Stadtgrenzen von Panama City ihr Ende fand. So kam er der Aufforderung widerspruchslos nach.
Hector Miranda hasste den antiseptischen Gestank von Krankenhäusern. Und was noch schlimmer war: Dies hier war ein ehemaliges Gringohospital, wo sich der Geruch von Desinfektionsmitteln in den Bodenfliesen und den Wänden festgesetzt hatte. Dass seine Mutter gerade gestorben war, machte das nicht angenehmer. Und die Unsicherheit hinsichtlich seiner eigenen Zukunft war beinahe ebenso schlimm. Ein Einberufungsbefehl in seinem Alter schien ihm so absurd, dass ihm dafür die Worte fehlten.
Und dann dieser herzlose Dreckskerl, der Inspektor. Hatte er etwa auch nur ein Wort des Mitgefühls wegen Dignas Tod für ihn übrig gehabt? Auch nur den Anschein einer menschlichen Geste? Ein Minimum an zivilisierter Höflichkeit? Nein, er saß bloß stumm da und blätterte in endlosen Aktendeckeln.
Hector war ein stolzer Mann – ein Stolz, der sowohl seiner Person als auch seiner Abkunft galt.
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