Invasion - Die Verräter - Ringo, J: Invasion - Die Verräter
und einer vierten in die Kehle zu Boden. Brrrrp … Scheiße, leer.
Daisy ließ die Waffe fallen, griff nach dem Säbel und hob ihn. Ein animalisches Knurren baute sich in ihrer Kehle auf. Der Posleen beantwortete das Knurren mit seinem eigenen Kriegsruf. Sein Ehrgefühl war angesprochen, und so ließ er die Railgun fallen und zog den Säbel.
Unter wütendem Heulen, das die Stahlwände der Gänge zurückwarfen, gingen die beiden aufeinander los.
Dwyer sah, wie der einsame Tenar langsam näher kam, statt anzugreifen und zu feuern. Von etwa neunzig Überlebenden – für eine ordentliche Zählung war keine Zeit gewesen – in dem einen funktionsfähigen Rettungsboot, das sie oben gefunden hatten, rief er: »Boys, es war gut, mit euch zu dienen. Und jetzt haltet euch bereit, den Letzten mitzunehmen.«
Aber der Tenar hatte nicht das Feuer eröffnet. Stattdessen hatte der Reiter einen Metallstab aus seinem Harnisch gezogen und stand jetzt aufrecht und mit hoch erhobenen Armen in seinem Flugschlitten. Die anderen kreisenden Tenar hatten angehalten, und ihre Gottkönige blickten voll Neugierde auf die winzige Schar Menschen, die auf den Wellen des Meeres trieb.
Der Tenar kam näher, immer näher, bis er am Ende nicht einmal mehr drei Meter vom Rand des Rettungsbootes entfernt war. Dann legte sein Reiter den Kopf zur Seite und sagte in seiner eigenen Sprache etwas. Es klang verblüffend sanft. Anschließend richtete der Gottkönig seinen Kamm auf, schrie wieder und warf Dwyer den Stab hin, den er in der Hand gehalten hatte. Dwyer fing ihn auf, beinahe hätte er ihn fallen lassen. Er blickte auf und sah, dass der Alien eine Hand gehoben hatte und sie mit der Handfläche voraus auf die Menschen richtete. Der Priester erwiderte die Geste und fügte dann eine eigene hinzu. Er begriff nicht, was hier vorging, aber er wusste, dass er und die Männer im Boot gerade verschont worden waren. Der Priester machte das Zeichen des Kreuzes in Richtung auf die Posleen.
»Das war jetzt verdammt seltsam, Binastarion«, sagte die KI, während der Tenar über die Wellen dahinglitt.
Der Kessentai lächelte ganz leicht. »Wirklich, KI? Denk darüber nach. Wir hätten dieses kleine Fahrzeug voll Threshkreen nur nehmen können, indem wir auf sie schießen. Dann wären sie gesunken und hätten uns ohnehin nichts genützt, oder?«
»Ich habe nicht dich gemeint, Gottkönig. Ich habe den Menschen mit dem seltsamen Kragen in jenem kleinen Boot gemeint. Er hat dich gesegnet, weißt du. So sagt es jedenfalls das Netz. Aber, jetzt wo du es erwähnst: Einer Gruppe Threshkreen, die dir und dem Volk so viel Leid zugefügt haben, den Stock zuzuwerfen, ist auch ein wenig seltsam.«
Das große Threshkreen-Dämonenschiff feuerte immer noch, als das Wasser zuerst das Deck, dann die unteren Geschütze und schließlich die großen Türme umschloss. Binastarion verspürte so etwas wie Bedauern. Das Schiff war ein guter Feind gewesen.
Möge mir seinesgleichen nie wieder begegnen.
»Mir schien es richtig«, sagte Binastarion schlicht.
»So?«, fragte die KI. »Sie waren trotzdem der Feind.«
Der Kessentai blieb ein paar Augenblicke stumm, ehe er antwortete: »Wir sind so, wie wir geschaffen wurden, du seelenlose Kiste voll Schrauben. Wir sind eine harte und harsche Spezies, KI, aber wir sind nicht verschwenderisch grausam.«
Jetzt war die KI mit Schweigen an der Reihe. Als sie wieder sprach, fragte sie: »Was nun, Binastarion? Die Heerschar ist zerstört. Die Threshkreen werden uns von diesem Land vertreiben. In unserem augenblicklichen Zustand können wir es nicht gegen sie halten, noch können wir ein anderes erobern.«
»Ich hatte an ehrenhaften Selbstmord gedacht, KI«, gab der Kessentai bedrückt zu.
»Nicht so schnell, Binastarion. Es gibt … Korrektur, es gibt vielleicht eine andere Möglichkeit. Weit im Norden sammelt ein Kessentai von seltener Fähigkeit eine große Heerschar, um gegen die Menschen zu kämpfen. Er baut aus den Überresten solcher Clans wie des unseren einen neuen Über-Clan auf. Er verspricht Beistand ohne Edas, nicht weniger. Er bietet neue Länder für seinen neuen Clan an, sobald die große Macht dieser Welt besiegt ist. Er hat neue Methoden, Methoden, die ein wenig jenen der Threshkreen ähneln, die uns hier besiegt und das Volk im Zaum gehalten haben.«
»Wie ist der Name dieses gottähnlichen Gottkönigs, KI?«
»Lord, im Netz ist er als Tulo’stenaloor verzeichnet.«
POSLEEN-INTERMEZZO
Provinz Darién,
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