Invasion (Orion 07)
putschen!«
Nicht ohne Sarkasmus erwiderte Villa und setzte ein selbstgefälliges Lächeln auf; zum erstenmal wirkte er nicht völlig echt.
»Putsch ist ein etwas kindliches Wort. Ein Putsch ... das ist Spielzeug für größenwahnsinnige Generale. Mit diesen Kleinigkeiten habe ich mich noch niemals abgegeben.«
Plötzlich flammte ein Videophonschirm auf; einer von vielen.
Villa blickte in die Richtung.
»Kontrollpunkt Zwei/Ost 897 meldet: Vorhut der Invasionsverbände hat planmäßig die Raumkuben des Invasionskanals erreicht. Keine Behinderung durch terranische Basen oder Verbände. Nur die Sperrforts scheinen intakt zu sein.«
Zum Schirm gewandt sagte Villa:
»Sehr gut. Bis Kosmos minus einhundertfünfundsechzig Sammeln der Hauptverbände in den Bereitstellungsräumen. Ablenken der Radarstationen.«
Der Schirm wurde dunkel.
Jetzt hatte Tamara gehört, was sie gesucht hatte. Sie verdammte sich selbst, daß sie Cliff McLanes Ahnungen so wenig Glauben geschenkt hatte und sah sich verzweifelt nach einer Möglichkeit um, eingreifen zu können. Der schußbereite Strahler in ihrem Rücken hielt sie vor unbesonnenen Dingen ab – Villa würde keine Skrupel haben, sie sterben zu lassen.
So, wie er keine Skrupel hatte, eine Invasion der Fremden vorzubereiten und durchzuführen. Selbst wenn jetzt noch jemand etwas merkte, war es zweifelhaft, ob sich die Erde noch wehren konnte.
Wo war Cliff McLane?
»Oberst!« rief sie laut.
Villa blickte sie an wie ein hungriges Krokodil.
»Ja?«
»Was soll das heißen? Das klingt ja, als ob Sie eine Invasion einleiten würden. Das ist Wahnsinn!«
Villa fühlte sich herausgefordert und erklärte kurz:
»Warum ist alles Wahnsinn, was in einem durchschnittlichen Menschenhirn keinen Platz hat?«
»Aber ...«, begann Tamara.
Eine Handbewegung Villas stoppte sie.
»Ich habe jetzt keine Zeit zu langen Diskussionen. Passen Sie scharf auf: Ich vermute, daß sich McLane in Kürze wieder bei uns meldet, weil er sich bei uns zwangsläufig melden muß; wir fangen den gesamten Hyperraumverkehr auf.«
»Er wird sich bei Wamsler melden ...«, murmelte Tamara. Villa hörte es dennoch.
»Das glaube ich nicht«, erwiderte er kalt. »Wir kontrollieren seit vierundzwanzig Stunden sämtlichen Funkverkehr und fast sämtliche Verbindungen zu den einzelnen Startbasen. Wir leiten nur die harmlosen Sprüche weiter und sind hervorragend abgesichert.«
In ohnmächtigem Zorn stieß Tamara hervor:
»Sie ... Sie Deserteur!«
Villa überhörte die Beschimpfung. Er sagte:
»Wenn sich also McLane meldet, werden Sie mit ihm sprechen. Und ich werde Ihnen jetzt genau sagen, was Sie ihm mitzuteilen haben. Die Waffe hinter Ihnen wird Sie von unbesonnenen Handlungen ablenken können.«
Tamara verstand jetzt alles.
Zwischen der Erde und Gordon spannte sich linear ein Strahl, der die Schiffe der Invasoren mit Energie oder zumindest mit einem klar umrissenen Ziel belieferte.
Es mußten große Mengen jener fremden Schiffe sein, und sie konnten, waren sie einmal im Hyperraum und auf ihrem Kurs, nicht mehr aufgehalten werden. Sie erschienen dann in Massen im System, und Villa würde die Flotten der Erde aufhalten können.
Der Angelpunkt der Aktion hieß jetzt nicht mehr Villa, sondern ...
Gordon.
Und McLane schwebte fünfzehn Astronomische Einheiten von Gordon entfernt.
Er wußte von nichts.
*
Helga Legrelle und Atan Shubashi waren im Augenblick die wichtigsten Leute an Bord.
Es war ganz plötzlich geschehen:
Fünfzehn Astronomische Einheiten war die ORION von Gordon entfernt, als die Schirme von Atans Radargeräten sich bevölkerten mit Impulsen, die aus allen Richtungen herbeiströmten wie kleine Insekten, die sich um eine Lichtquelle sammelten.
Und aus Helgas Empfänger waren die dreigeteilten Gruppen von unverständlichen Signalen gekommen.
Beide Dinge hatten die Crew schlagartig in höchste Alarmbereitschaft versetzt.
»Sie kommen aus drei Richtungen und sammeln sich in der Nähe der Sonne des Planeten!« rief Atan. »Es sind Hunderte, Cliff!«
»Also ist die Radareinrichtung, die wir auf Gordon kontrollieren sollten, ausgefallen oder bereits von den Fremden übernommen. Helga!«
»Cliff?«
Die Unterhaltung krachte aus den Bordlautsprechern. Hasso und Mario hörten mit, und Kranz war zu einer unwichtigen Person geworden. Er stand neben seinem Sessel, hatte die Hand nachlässig auf den Griff seiner Waffe gestützt und beobachtete schweigend die schnellen Handgriffe der Crew und die
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