Invasoren der Erde
Zeitdruck wie wir hier.«
»Danke für den Tip«, sagte David. »Ich werde es versuchen.«
*
Der Offizier hinter dem grauen Air-Force-Schreibtisch sah David Vincent ohne jede Gefühlsregung an. Seine Blicke glitten über den mitgenommenen Trenchcoat, die abgewetzten Schuhe und wieder zurück zu Davids Gesicht, in dem die Monate der Anspannung und Entbehrung tiefe Spuren hinterlassen hatten.
»Ja, ich habe die Berichte von dem Meteorschauer gelesen«, sagte der Major unverbindlich. »Als Informationsoffizier der Öffentlichkeit habe ich die Aufgabe, auf dem laufenden zu bleiben. Es erklärt aber kaum Ihre Beharrlichkeit, mich persönlich zu sprechen, anstatt sich an einen meiner Leute zu wenden. Sie sind durchaus in der Lage, mit Ihrem … äh … Anliegen fertigzuwerden.«
»Wußten Sie, daß ein Objekt von mindestens zehn Metern Durchmesser in weniger als zweihundert Meilen Entfernung von hier landen wird?« David stellte die Frage sehr ruhig.
Die Augen des Majors verengten sich. »Woher haben Sie das erfahren, Mister Vincent?«
»Mindestens zehn Meter«, sagte Vincent, ohne auf die Frage einzugehen. »Es könnte noch größer sein. Ich möchte wissen, was die Luftwaffe unternehmen wird.«
»Unternehmen? Was erwarten Sie von uns, Mister Vincent? Ich fürchte, Meteoriten gehen die Air Force nichts an.« Er lächelte säuerlich.
»Wir leben in bedrängten Zeiten, Major«, sagte David. »Ein großes Objekt kommt auf den Planeten zu – auf die Vereinigten Staaten, um es genauer zu sagen. Es ist in weniger als achtzehn Stunden fällig. Ist Ihnen schon der Gedanke gekommen, daß es ratsam sein könnte, das Ding genau zu beobachten – und mit einer bewaffneten Streitmacht zu erwarten?«
»Was zum Teufel wollen Sie damit sagen?« fauchte der Major. »Daß der Meteorschwarm ein Deckmantel für einen Angriff der Roten ist?«
»Ich habe die Kommunisten mit keinem Wort erwähnt. Im Gegenteil, es wäre klug, die Russen zu verständigen, damit das Objekt von ihnen beobachtet wird, wenn es sich auf der anderen Hälfte der Erdkugel nähert.«
»Die Russen verständigen! Was sind Sie eigentlich, Mister Vincent – ein heimlicher Roter?«
»Lassen wir die Politik aus dem Spiel«, erwiderte David.
»Ich spreche von einer möglichen Drohung für den ganzen Planeten.«
»Eine Drohung für den Planeten?« wiederholte der Major ungläubig.
»In einem Meteorschwarm läßt sich leicht eine Waffe verbergen, Major«, stellte David ruhig fest.
Der Offizier lief rot an. »Meine Zeit ist wertvoll«, sagte er knapp. »Ich muß heute noch ein halbes Dutzend Berichte fertigmachen, dazu kommen vier Inspektionen und eine Stabsversammlung …«
»Das hier ist wichtiger als eine Stabsversammlung, Major.«
»Wollen Sie etwa sagen, daß es sich um einen teuflischen Anschlag der kleinen grünen Marsmännchen handelt?« bellte der Major. »Wenn ja, dann schlage ich Ihnen vor, einen Psychiater aufzusuchen. Die Invasoren existieren nur in Ihrer verrückten Phantasie.«
»Invasoren?« fragte David leise. »Wer hat etwas von Invasoren gesagt?«
»Es ist schon klassisch geworden: Verfolgungswahn, eingebildete Feinde, Ungeheuer aus dem Raum!« Der Major erhob sich und sah David wütend an. »Weshalb haltet ihr Weltenretter euch eigentlich alle für einmalig?« knurrte er. »Ihr wollt etwas entdeckt haben, was allen Spezialisten und Superinstrumenten entgangen ist. Verstehen Sie denn nicht, daß im Laufe eines Jahres Hunderte Ihrer Sorte zu mir kommen – sensationslüstern, nervenkrank oder sonst etwas – die Leute, die fliegende Untertassen sehen, die überall Spione wittern und die Bombenalarme geben möchten? Sie alle wollen vorgelassen werden und mir einreden, daß das Ende der Welt nahe ist. Mister Vincent, ich weiß etwas Besseres mit meiner Zeit anzufangen, als mir Weltuntergangsprognosen anzuhören. Ich habe Arbeit! Arbeit, die nicht warten kann! Das ist vielleicht nicht so aufregend wie Geschichten von silbernen Eidechsenmenschen, die durch die Gullys in unsere Städte dringen, aber es ergibt wenigstens einen Sinn! Leben Sie wohl, Mister Vincent. Der Sergeant wird Sie hinausbringen.«
Der wütende Offizier drückte auf einen Knopf und sank schweratmend in seinen Sessel zurück.
»Danke«, sagte David, als sich die Tür öffnete und ein untersetzter, breitschultriger Sergeant mit steifer Khakiuniform hereinkam. »Sie haben meinen ersten Eindruck bestätigt. Ich vergeude hier meine Zeit.«
»Sorgen Sie dafür, daß der
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