Invasoren der Erde
Nest waren auch noch da. Aber das Schlimmste …«
»Das Schlimmste, Sergeant?«
»Von der Stelle aus, wo ich das Ding gesehen hatte, führte eine Spur durch die Lichtung und den Hang hinunter. Ich verlor sie zwischen den Felsblöcken aus den Augen.«
»Was für eine Spur?«
»Fußabdrücke.« Die Stimme des Sergeants war heiser vor Erregung.
»Von – irgendwelchen Tieren?«
»Nein, Mister Vincent. Keine Tierfährte. Es waren die Fußspuren eines Menschen. Die Spuren von nackten Füßen. Sie kamen von dem Nest. Das Ding, das ich gesehen habe, Mister Vincent – es bekam Füße und ging.«
*
»Und so etwas mitten in der Wildnis«, sagte der Sergeant. »Woher ist es gekommen – und wohin ging es? Das bereitet mir die größte Sorge, Mister Vincent – wohin ging es?«
»Hören Sie mir zu, Sergeant«, sagte David drängend. Das Gesicht seines Gegenübers war schlaff und zuckte. Der Mann verschüttete einen Teil des Biers, als er das Glas ansetzte.
»Ihnen zuhören? Weshalb? Sie wissen nicht, was es war.
Sie können mir die Frage nicht beantworten, die mich seit einem Jahr auffrißt. Ich weiß, was ich gesehen habe. Ich weiß es!«
»Also gut, Sie wissen es.« David packte den Mann am Handgelenk. »Und was wollen Sie dagegen tun? Wie ein kleines Kind losheulen?« Seine Stimme war hart wie ein Pistolenschlag.
»Wa… was soll ich sonst tun? Niemand glaubt mir …«
»Ich glaube Ihnen.«
»Ja?« Die Augen des Mannes waren trübe und eingefallen. »Und wer sind Sie? Ein einfacher Zivilist. Sie können mir nicht helfen. Niemand kann mir helfen. Ich werde verrückt.« Er hielt mit beiden Händen den Kopf fest. »Ich werde wahnsinnig, und niemand kann mir helfen …«
»Sie können sich selbst helfen – wenn Sie den festen Willen dazu haben«, sagte David schonungslos. »Sie müssen kämpfen.«
»Kämpfen? Ich kämpfe gern. Aber gegen wen? Und gegen was? Was für ein Mensch wird in einem Abfallhaufen mitten im Wald geboren? Was …?«
»Wenn Sie einen Augenblick den Mund halten können, sage ich es Ihnen«, meinte David ruhig.
Der Mann sah ihn an. »Sie?« Es war ein Flehen. »Sie wissen, was es war? Sie glauben nicht, daß ich den Verstand verliere?«
»Was Sie sahen, Sergeant, war ein fremdes Lebewesen. Ein einsames Geschöpf, das hier in einer Art Larvenform abgesetzt wurde und schnell reifte. Nun ist es unterwegs, um seinen Auftrag zu erfüllen. Es ist nur eines von vielen. Ich habe einige gesehen. Sie wirken wie Menschen, aber sie sind keine Menschen. Und was ihre Pläne betrifft – sie wollen die Erde erobern.«
Der Sergeant glotzte David an. »Donnerwetter!« murmelte er. »Der Kerl ist noch verrückter als ich.«
»Vielleicht.« David lächelte grimmig. »Aber Sie haben das Ding gesehen – ich nicht.«
»Ja, das stimmt. Ich habe es gesehen. So wahr mir Gott helfe, ich habe es gesehen – und ich wollte, es wäre nie dazu gekommen.«
»Das läßt sich jetzt nicht mehr rückgängig machen. Sie wissen nun, was Sie gesehen haben – und weshalb das Ding hier ist. Wollen Sie mir helfen, es zu bekämpfen?«
»Wie denn? Wir wissen nicht einmal, wo diese Wesen sind und was sie vorhaben.«
»Erinnern Sie sich an den Meteorschauer?« fragte David.
»Sie meinen – Sie glauben, daß eine Verbindung besteht …?«
»Vielleicht.«
Der Mann nickte langsam, die Blicke auf David gerichtet.
»Und?« fragte er.
»Und ich möchte dabeisein, wenn der große Meteorit landet. Ich habe versucht, die Welt dafür zu interessieren, Sergeant. Ich habe nichts erreicht. Und allmählich wird die Zeit knapp. Ich fürchte, wir beide werden allein kämpfen müssen.«
»Was haben Sie vor? Was können zwei Kerle ausrichten?«
»Erinnern Sie sich an die Panzerfahrzeuge, die am Stützpunkt geparkt waren?«
»Klar. Was ist mit denen?«
»Sie können mir helfen, eines zu stehlen.«
»Einen Panzer der Armee stehlen? Jetzt ist mir klar, daß bei Ihnen was nicht stimmt!«
»Wäre es möglich?«
Der Sergeant klappte den Mund auf und schloß ihn wieder. Er nickte. »Vielleicht. Ja, es wäre möglich. Ich weiß da ein paar Kniffe …«
»Gut«, sagte David und erhob sich. »Gehen wir. Wir haben nicht mehr viel Zeit.«
4
Eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang bremste Sergeant Joseph Anoti seinen verbeulten Kombiwagen an der ungeteerten Straße ab, die neben dem Kornfeld nördlich des Flughafens verlief. Eine Viertelmeile weiter vorn schimmerten die Lichter der Flightline-Hangars durch die
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