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Inversionen

Inversionen

Titel: Inversionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Wandschirm um, der nahe einer Ecke des Raums am Boden lag, neben einer Tür, und atmete heftig.
    »Beruhigt Euch!« fauchte Adlain. Der junge Mann schloß die Augen und erschlaffte im Griff der beiden Wachmänner. Sie sahen einander an, dann Adlain und Polchiek, der, wie ich fand, ebenfalls deutlich blaß und sorgenvoll aussah.
    »Und da war ein dunkler Vogel«, sagte die junge Frau plötzlich, mit seltsam hohler Stimme. Ihre Augen blickten starr geradeaus aus ihrem blassen, schweißglänzenden Gesicht.
    »Wie bitte?« sagte Polchiek.
    »Ein dunkler Vogel«, wiederholte sie und sah die Ärztin eindringlich an. »Es war sehr dunkel, denn der edle Herr wünschte, daß wir dabei nur von einer einzigen Kerze beleuchtet würden, aber ich habe ihn gesehen. Ein dunkler Vogel, oder ein Nachtflügler.«
    Die Ärztin sah verdutzt aus. »Ein dunkler Vogel?« sagte sie stirnrunzelnd.
    »Ich denke, wir haben alles von Euch erfahren, was es zu erfahren gab, Madame«, sagte Quettil zu der Ärztin. »Ihr könnt gehen.«
    »Nein«, widersprach der König. »Bleibt, Doktor.«
    Quettils Kiefer arbeiteten.
    »Habt Ihr das getrieben, was ich vermute?« fragte der König die junge Frau. Er warf einen Blick zur Ärztin hinüber. Das Orchester im Ballsaal spielte nur noch zaghaft.
    Die junge Frau wandte das ausdruckslose Gesicht langsam dem König zu. »Herr«, sagte sie, und ich merkte, daß ihr nicht klar war, mit wem sie sprach. »Ja, Herr. Dort auf der Couch.« Sie deutete auf die Couch in der Mitte des Raums. Ein Kandelaber, in dem nur eine einzelne erloschene Kerze steckte, lag umgeworfen daneben.
    »Und Herzog Walen befand sich hinter dem Wandschirm und sah zu«, sagte Adlain.
    »Es bereitete ihm Vergnügen, Herr.« Die junge Frau sah zu dem Mann hinab, der weinend neben ihr kniete. »Wir sahen darin nichts Schädliches.«
    »Nun, es war schädlich, Madame«, sagte Quettil leise, und seine Stimme war kaum mehr als ein Hauchen.
    »Wir hatten es bereits eine Weile gemacht, hohe Herren«, sagte die junge Frau, und der starre Blick ihrer leeren Augen war auf die Ärztin gerichtet. »Wir hörten ein Geräusch. Ich dachte, es sei wieder jemand, der sich an einer der Türen zu schaffen machte, Herr, doch dann schrie der alte Herr auf, und der Wandschirm fiel schwankend um, und ich sah den Nachtflügler.«
    »Ihr habt den Herzog gesehen?« fragte Polchiek sie.
    Sie drehte den Kopf zu ihm um. »Ja, Herr.«
    »Sonst habt Ihr niemanden gesehen?«
    »Nur den Herzog, Herr«, sagte sie und sah wieder die Ärztin an. »Im Hemd. Er hatte die Hand hier.« Sie zuckte einseitig mit der Schulter, und sah zu ihrer linken Seite hinab, zum oberen Teil ihrer Brust, in der Nähe der Schulter. »Er schrie, daß er ermordet worden sei.«
    »Die Tür hinter ihm«, sagte Adlain. »Da, hinter der Stelle, wo der Wandschirm stand. War die Tür offen?«
    »Nein, Herr.«
    »Seid Ihr sicher?«
    »Ja, Herr.«
    Quettil beugte sich zum König. »Mein Mann Ralinge wird feststellen, ob das der Wahrheit entspricht«, murmelte er. Die Ärztin hörte es und sah den Herzog an. Der König runzelte lediglich die Stirn.
    »Ist die Tür verschlossen?« fragte Adlain Polchiek.
    Polchiek runzelte die Stirn. »Sie sollte es sein«, sagte er, »und der Schlüssel sollte im Schlüsselloch stecken.« Er durchquerte den Raum und ging zu der Tür, stellte fest, daß kein Schlüssel da war, suchte ein paar Augenblicke lang den Boden ab, dann zog er an der Tür und drückte dagegen. Er griff in einen dicken Beutel an seiner Taille, zog einen Ring heraus, an dem eine große Zahl langer Schlüssel hing, und fand schließlich einen, den er versuchsweise in das Schlüsselloch der Tür steckte. Das Schloß klickte, die Tür öffnete sich nach innen, und einige als Diener verkleidete Wachleute blickten verstört herein, strafften ihre Haltung, als sie ihren Kommandanten sahen, der kurz mit ihnen sprach und dann die Tür wieder schloß und zusperrte. Er wandte sich an die Gruppe um den Tisch. »Die Wachen wurden dort postiert, kurz nachdem der Alarm ausgelöst worden war«, erklärte er Adlain. Seine großen, tolpatschig aussehenden Finger fummelten an dem Schlüsselring herum und versuchten, ihn wieder in dem Beutel an seiner Taille unterzubringen.
    »Wie viele Schlüssel zu dieser Tür gibt es?« fragte Adlain.
    »Diesen hier, einen für den Seneschall und derjenige, der in der Tür stecken sollte, auf dieser Seite«, erklärte Polchiek.
    »Droythir, wo war dieser schwarze Vogel, den Ihr gesehen

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