Inversionen
habt?« fragte die Ärztin.
»Wo der Herzog war, Madame.« Plötzlich schien ihr Gesicht in sich zusammenzufallen, und ein Ausdruck von Unsicherheit und Traurigkeit zeichnete ihre Züge. »Vielleicht war es nur ein Schatten, Madame. Die Kerze, und der umfallende Wandschirm…« Sie senkte den Blick. »Ein Schatten«, murmelte sie vor sich hin.
»Laßt die Herzogin herein«, sagte der König, als einer der als Diener verkleideten Wachmänner zu Quettil ging und ihm etwas ins Ohr flüsterte.
»Die Herzogin ist ohnmächtig geworden und wurde in ihr Zimmer gebracht, Herr«, teilte Quettil dem König mit. »Ich habe jedoch gerade erfahren, daß es einen jungen Pagen gibt, der uns vielleicht etwas zu sagen hat.«
»Also dann, bringt ihn herein«, sagte der König, der sich ärgerlich anhörte. Droythir und Uoljeval wurden von den Männern, die sie festhielten, wieder in die Mitte des Raums gezerrt. Der junge Mann kam stolpernd auf die Beine, immer noch leise weinend. Das Mädchen starrte stumm geradeaus.
Feulecharo kam zur Tür herein; er sah kleiner aus, als ich ihn in Erinnerung hatte, sein Gesicht war beinahe durchscheinend, seine Augen vorgewölbt.
»Feulecharo?« sagte Adlain. Er sah die anderen nacheinander an. »Page des verstorbenen Herzogs«, sagte er als Erklärung für jene, die einer solchen bedurften.
Feulecharo räusperte sich. Er ließ den Blick nervös über uns alle schweifen, dann entdeckte er die Ärztin und lächelte mich schwach an. »Euer Majestät«, sagte er und verneigte sich vor dem König. »Herzog Quettil, hohe Herrn, Madame. Ich weiß etwas – sehr wenig, aber immerhin etwas – über das, was sich hier zugetragen hat.«
»Ach ja?« sagte Quettil mit zusammengekniffenen Augen. Der König verlagerte sein Gewicht von einem Fuß auf den anderen, zuckte zusammen und nickte dankend, als die Ärztin ihm einen Sessel brachte, in den er sich setzte.
Feulecharo deutete mit einer Kopfbewegung in Richtung der entgegengesetzten Ecke des Raums. »Ich war vorhin im Flur, hinter jener Tür, hohe Herren.«
»Was hattest du dort verloren, wenn ich fragen darf?« sagte Quettil.
Feulecharo schluckte. Er warf einen Blick zu Droythir und Uoljeval hinüber, die wieder an die Seite des Tisches gebracht worden waren, immer noch mit auf dem Rücken festgehaltenen Armen. »Ich war von der Herzogin gebeten worden…« Feulecharo befeuchtete sich die Lippen. »Dem Herzog zu folgen, um herauszufinden, was er tat.«
»Und du bist ihm hierher gefolgt?« sagte Adlain. Er kannte Feulecharo ein wenig, und sein Ton war sachlich, aber nicht unfreundlich.
»Ja, Herr. Mit den beiden jungen Leuten.« Feulecharo sah Droythir und Uoljeval an, von denen keiner reagierte. »Die Herzogin hegte den Verdacht, daß vielleicht eine Verabredung zwischen der jungen Dame und dem Herzog bestünde. Ich beobachtete, wie sie diesen Salon betraten, und schlich mich in den Flur hinaus. Ich dachte, ich würde vielleicht etwas hören oder etwas durchs Schlüsselloch sehen, aber die Sicht war versperrt.«
»Durch einen Schlüssel?« fragte Adlain.
»Ich glaube nicht, Herr. Eher durch einen kleinen Schieber auf der anderen Seite. Ich hatte jedoch«, fuhr Feulecharo fort, »einen kleinen Metallspiegel bei mir und dachte, ich könnte etwas durch den unteren Türspalt sehen.«
»Und, konntest du?« fragte Quettil.
»Nur ein einzelnes Licht, wie eine Kerzenflamme, Herzog Quettil. Ich hörte, wie der junge Mann und die junge Frau Laute der Liebe von sich gaben, und spürte Bewegungen, aber das war alles.«
»Und als der Herzog erstochen wurde?« fragte Polchiek.
Feulecharo holte tief Luft. »Kurz davor, Herr, erhielt ich, glaube ich, einen Schlag auf den Hinterkopf und verlor das Bewußtsein. Ich schätze, nur für ein paar Minuten.« Er drehte sich um und hielt seine Haare hinten noch, um einen Fleck von glitzerndem, halbgetrocknetem Blut und eine große Beule zu zeigen.
Der König sah die Ärztin an, woraufhin diese vortrat und sich die Wunde ansah. »Oelph«, sagte sie. »Etwas Wasser, bitte. Und eine Serviette oder etwas Ähnliches. Ist das da am Boden eine Flasche mit hochprozentigem Alkohol? Die auch.«
Feulecharo saß auf einem Stuhl, während seine Wunde gesäubert und untersucht wurde. Adlain betrachtete die Verletzung von nahem. »Das sieht mir allerdings so aus, als würde ein Mann dadurch für einige Augenblick außer Gefecht gesetzt«, sagte er. »Seid Ihr derselben Ansicht, Doktor?«
»Ja«, sagte sie.
»Und als du
Weitere Kostenlose Bücher