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Inversionen

Inversionen

Titel: Inversionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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nach dem anderen hinübergehen sollte, doch dann waren sie schon auf dem Baumstamm, er vornweg, und er dachte, wenn er sich umdrehen und Sechroom sagen würde, sie solle zurückbleiben und warten, würde Sechroom nur noch ärgerlicher werden, als sie bereits war, also sagte er nichts.
    Nun, die Brücke gab nach. Zweifellos hatte sie schon seit vielen Jahren dagelegen und vor sich hingefault, und die Ufer zu beiden Seiten waren von dem vielen Regen teilweise weggeschwemmt worden; als nun also die beiden sie mit ihrem gemeinsamen Gewicht belasteten, beschloß sie offenbar, daß es an der Zeit sei, den Kampf aufzugeben sich der Schwerkraft zu unterwerfen – ach, das bedeutet, aufzugeben – und in den Fluß zu fallen.
    Also sackte der Stamm ab, brach in der Mitte durch und nahm Stücke von Ästen und einige Steine und eine Ladung Erde und so weiter mit sich, und zwar von jeder Uferseite etwas, um der Gerechtigkeit willen.«
    »O nein!« rief Lattens aus und schlug sich die Hand vor den Mund. »Was geschah mit Sechroom und Hiliti?«
    »Sie stürzten zusammen mit dem Baum ab. Hiliti hatte ein wenig mehr Glück, weil das Stück des Stamms, auf dem er war, etwas länger brauchte, bis es brach, und es gelang ihm, sich daran festzuhalten, während es abging, und sich ans Ufer zu werfen, bevor der Stamm im Wasser aufschlug. Er purzelte trotzdem in den Fluß, aber er nahm keinen Schaden.«
    »Aber was war mit Sechroom?«
    »Sechroom hatte nicht soviel Glück. Der Teil des Stamms, auf dem sie war, drehte sich beim Fallen anscheinend um sich selbst, oder sie rollte sich um sich selbst, jedenfalls landete sie unter ihm, unter der Wasseroberfläche gefangen.«
    »Ist sie ertrunken?« Lattens sah jetzt sehr besorgt aus und hatte beide Hände vor den Mund gelegt. »Ach was! Vergiß nicht, es ist kurz vor Sechrooms Abreise, um Soldatenmissionarin zu werden.«
    »Ja, aber was ist passiert?« fragte Lattens eifrig.
    »Ja«, sagte Perrund. »Und warum ist der Baumstamm nicht im Wasser geschwommen?«
    »Der größte Teil davon lag immer noch am steilen Ufer«, erklärte DeWar ihr. »Das kurze Stück, das im Wasser steckte und Sechroom gefangen hatte, reichte nicht aus, um zu schwimmen. Wie auch immer, Hiliti sah einen Stiefel seiner Cousine auf der anderen Seite des Baumes aus dem Wasser ragen und hin und her schwanken. Hiliti schwamm und zog sich durch das Wasser und über die Steine und die abgebrochenen Äste, um zu Sechroom zu gelangen, da er erkannt hatte, daß sie unter Wasser festhing. Er tauchte. Das Licht reicht soeben aus, daß er sah, wie Sechroom verzweifelt strampelte und versuchte, den Baumstamm von ihrem Bein zu schieben, ohne jedoch den geringsten Eindruck auf jenen zu machen, denn er war sehr groß und schwer. Unter Hilitis Augen stiegen ein paar letzte Luftblasen aus Sechrooms Mund auf und wurden von der starken Strömung mitgerissen. Hiliti tauchte wieder an die Oberfläche auf, nahm eine Lunge voll Luft und tauchte wieder unter; dann legte er die Lippen auf die seiner Cousine und hauchte Luft in Sechrooms Mund, damit sie ein wenig länger leben konnte.
    Auch Hiliti versuchte, den Baumstamm von Sechroom wegzuschieben, aber er war zu schwer. Er dachte, wenn er vielleicht etwas finden würde, das ihm als Hebel dienen und das lang und schwer genug wäre, dann könnte er vielleicht das Gewicht von Sechrooms Bein heben, aber das würde eine Zeitlang dauern. In der Zwischenzeit wäre Sechroom bestimmt wieder dem Ersticken nahe. Hiliti nahm noch einen Happen Luft und tauchte wieder unter. Wieder stiegen Blasen aus Sechrooms Mund auf, und wieder beatmete Hiliti seine Freundin mit seiner Luft.
    Inzwischen erkannte Hiliti, daß das nicht mehr lange so weitergehen konnte. Das Wasser war so kalt, daß es die Wärme und Kraft aus ihm heraussog, und allmählich war er erschöpft und japste selbst nach Luft.
    Dann fiel ihm das Blasrohr ein. Seines war vom Wasser mitgerissen worden, als er hineingefallen war, aber er hatte Sechrooms beim ersten Untertauchen entdeckt, da es immer noch auf ihrem Rücken hing und teilweise unter ihr feststeckte. Hiliti tauchte, blies wieder Luft in Sechrooms Mund, dann griff er nach ihrem Blasrohr und zog und drehte mit aller Kraft daran, bis es unter ihr hervorrutschte. Er mußte wieder an die Oberfläche aufsteigen, um Luft zu holen, doch dann tauchte er wieder unter und deutete auf das Rohr, und Sechroom nahm es in den Mund.
    Aber die Lage war noch nicht gerettet. Sechroom mußte das Rohr ausspucken,

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