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Inversionen

Inversionen

Titel: Inversionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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räusperte sich. »Habe ich dir schon davon erzählt, wie sich Sechroom und Hiliti trennten? Als Sechroom wegging, um Missionarin zu werden?«
    Lattens hörte im ersten Moment anscheinend gar nicht zu, doch dann rollte er sich zur Seite, hörte auf zu schmollen und sagte: »Nein, ich glaube nicht.«
    »Nun, eines Tages mußten sich die beiden Freunde trennen. Sechroom hatte beschlossen, daß sie Soldatenmissionarin werden wollte, um die Botschaft von Felizien in weit entfernte Länder zu tragen und die anderen Völker zu lehren, daß ihre Lebensweise falsch sei. Hiliti hatte versucht, seiner Freundin diesen Plan auszureden, da er immer noch der Ansicht war, daß ihr Vorhaben ein Fehler sei, doch Sechroom beharrte penetrant darauf.«
    »Was?«
    »Fest entschlossen.«
    »Oh.«
    »Eines Tages«, fuhr DeWar fort, »kurz bevor Sechroom aufbrechen sollte, begaben sie sich zu einem ihrer Lieblingsplätze, der auf einer Insel lag. Diese Insel war ein ganz unberührter Ort, wo die Leute hingingen, die dem Reichtum und Überfluß von Felizien entsagen wollten. Da gab es keine Flüsse aus Wein und Zuckerwasser, keine fertig gebratenen Wildvögel hingen in den Baumhäusern, es gab keine Parfümbrunnen, keine Haufen von Bonbonfelsen, keine…«
    »Die Leute wollten den Bonbonfelsen entsagen?« fragte Lattens ungläubig.
    »Ja, und der Fähigkeit, Fliegen zu können, und dem Vorzug, daß heißes Wasser in Waschbecken sprudelt und daß Diener auf jede ihrer Launen eingingen. So seltsam sind die Leute nun mal, Lattens. Wenn sie jegliche Bequemlichkeit haben, dann fangen sie an, sich nach einem rauheren Leben zu sehnen.«
    Lattens runzelte heftig die Stirn bei dieser Erklärung, erhob jedoch keine weiteren Einwände. Es war offensichtlich, daß er die Leute von Felizien, oder vielleicht alle Erwachsenen, für ziemlich verrückt hielt.
    »Sechroom und Hiliti«, fuhr DeWar fort, »begaben sich also auf diese Insel, um so etwas wie Urlaub von dem Luxus zu machen, an den sie gewöhnt waren. Sie ließen alle Diener zurück, und sie ließen sogar die Zauberamulette und die Edelsteine zurück, die Schaden von ihnen abwendeten und mittels derer sie die einheimischen Götter anrufen konnten, und die beiden brachen auf, um sich auf eigene Faust in der Wildnis durchzuschlagen. Sie fanden immer noch Früchte zum Essen und Wasser zum Trinken, und es gelang ihnen, sich aus den riesigen Blättern der Bäume einen schützenden Unterschlupf zu bauen. Sie hatten Pfeile und Bogen dabei, und außerdem zwei Blasrohre, mit denen man vergiftete Pfeile abschießen konnte. Sie hatten diese vor ihrem Urlaub angefertigt und waren ziemlich stolz darauf. Sie benutzten die Bogen und die Blasrohre, um Jagd auf einige der Tiere auf der Insel zu machen, obwohl die Tiere nicht zu der kooperativen Art gehörten, an die sie gewöhnt waren, und sie wollten nicht getötet und gebraten und gegessen werden, deshalb waren sie ziemlich geschickt darin, den beiden Menschen, die überdies sehr unerfahrene Jäger waren, aus dem Weg zu gehen.
    Eines Tages, als Sechroom und Hiliti ausgezogen waren, um einige Tiere ausfindig zu machen, die sie mit ihren Giftpfeilen erlegen könnten, wobei ihnen jedoch kein Erfolg beschieden war, kehrten sie in ihre Blätterbehausung zurück, stritten sich und waren sehr wütend aufeinander. Beide waren gelangweilt und hungrig, und das war wahrscheinlich einer der Gründe, warum sie sich jeweils über den anderen so sehr ärgerten und jeder dem anderen vorwarf, die Jagd verdorben zu haben. Sechroom fand, daß Hiliti zu aggressiv war und die Tiere nur um des Tötens willen töten wollte, denn Hiliti war stolz auf sein Können als Bogenschütze und Blasrohrbläser und Zweikämpfer, während Hiliti seinerseits insgeheim dachte, daß Sechroom, die nicht gerne Lebewesen tötete, absichtlich Geräusche verursacht hatte, so daß die Tiere, die sie verfolgten, gemerkt hatten, daß sie in der Nähe waren, und weggelaufen waren.
    Ihr Heimweg führte sie über einen Fluß mit steilem Ufer, wo ein umgestürzter Baum eine natürliche Brücke bildete. Es hatte an jenem Tag ziemlich viel geregnet – das war ein weiterer Grund, warum die beiden so schlechter Dinge waren und so viel stritten –, und der Wasserstand des Flusses unter der Baumbrücke war auf höchstem Pegel.«
    »Was heißt das?«
    »Das heißt, der Fluß war angeschwollen, voller Wasser. Sie machten sich also daran, die Brücke zu überqueren. Hiliti hatte im Sinn gehabt vorzuschlagen, daß einer

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