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Inversionen

Inversionen

Titel: Inversionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Herzog Quettil schicken, worin er diesen über sein schnelles Handeln in Kenntnis setzte, obwohl er nicht versäumte zu erwähnen, daß derartige Geständnisse zu Berridges gewohnheitsmäßigem Verhalten gehörte und daß es demgemäß unwahrscheinlich war, daß es sich bei Berridge wirklich um den Täter handelte.
    Wachkommandant Polchiek benachrichtigte den Ordnungshüter, daß er Berridge fürs erste im Gefängnis behalten solle. Als ein halber Mond vergangen war und noch immer keine Fortschritte bei der Suche nach dem Mörder gemacht worden waren, wies der Herzog den Ordnungshüter an, weitere Nachforschungen bezüglich Berridges Behauptung anzustellen.
    Inzwischen war ausreichend Zeit vergangen, daß weder Berridge noch irgendein anderer seiner Mitbewohner unter der Brücke sich an irgendwelche Geschehnisse des fraglichen Tages und des Abends des Maskenballs erinnern konnte, außer daß Berridge beharrlich behauptete, er habe die Stadt verlassen, sei den Hügel zum Palast hinaufgegangen, in die Privatgemächer des Herzogs eingedrungen und habe diesen im Bett ermordet (hier gab es gleich eine Abwandlung, um den Tatsachen zu entsprechen, als Berridge erfuhr, daß der Herzog in einem Nebenraum des Ballsaals ermordet worden war, und zwar im Wachzustand).
    Aufgrund des anhaltenden Ausbleibens infragekommender Verdächtiger wurde Berridge zum Palast gebracht, wo ihn Meister Ralinge einem Verhör unterzog. Was damit erreicht werden sollte, außer zu beweisen, daß Herzog Quettil die Sache ernst nahm und die von ihm bestellten Experten die Untersuchungen in diesem schwierigen Fall gründlich durchführten, ist strittig. Berridge bot dem Foltermeister des Herzogs keinerlei zufriedenstellende Herausforderung, und nach dem, was ich gehört habe, litt er verhältnismäßig wenig, wenn auch immerhin so viel, daß sein schwaches Gehirn noch weiter aus den Fugen geriet.
    Als er schließlich dem Herzog persönlich vorgeführt wurde, um des Mordes an dem Herzog angeklagt zu werden, war Berridge ein dürres, kahles, zitterndes Wrack, dessen Augen anscheinend vollkommen unabhängig voneinander herumwanderten. Er murmelte unaufhörlich vor sich hin, brachte jedoch kaum ein verständliches Wort hervor und gestand nicht nur den Mord an Herzog Walen, sondern auch den an König Beddun von Tassasen, an Kaiser Puizid und König Quiences Vater, König Drasine, ebenso bekannte er sich schuldig hinsichtlich der feurigen Himmelsfelsen, die im gegenwärtigen postimperialen Zeitalter ganze Völker ausgelöscht und vertrieben hatten.
    Berridge wurde auf dem Scheiterhaufen auf dem Stadtplatz verbrannt. Der Erbe des Herzogs, sein Bruder, entzündete das Feuer eigenhändig, nicht jedoch ohne den armen Irren zuvor erdrosselt zu haben, um ihm den Schmerz durch die Flammen zu ersparen.
     
    Die restliche Zeit unseres Aufenthaltes in den Yvenage-Bergen verlief verhältnismäßig ereignislos. Es herrschte im Umkreis des Palastes eine Zeitlang eine Atmosphäre von Unruhe und Besorgnis und sogar von Argwohn, aber das verging allmählich. Es gab keine weiteren unerklärlichen Todesfälle oder erschütternde Morde. Der Knöchel des Königs heilte. Er ging auf die Jagd und fiel wieder einmal vom Pferd, ohne jedoch schwererwiegende Verletzungen als ein paar Kratzer davonzutragen. Sein Gesundheitszustand schien sich ganz allgemein zu verbessern, was vielleicht dem Einfluß der klaren Gebirgsluft zu verdanken war.
    Die Ärztin hatte wenig zu tun. Sie wanderte und ritt in den Bergen, manchmal zusammen mit mir, manchmal ihrem Wunsch gemäß allein. Sie verbrachte eine beträchtliche Zeit in der Stadt Mizui, wo sie Waisen und andere Unglückliche im Armenhospital behandelte, Aufzeichnungen der dortigen Hebammen verglich und mit den ortsansässigen Apothekern über Rezepte und Medikamente sprach. Während unsere Zeit in Yvenir verging, trafen eine Anzahl von Opfern aus dem Krieg in Ladenscion in der Stadt ein, und die Ärztin behandelte einige davon, so gut sie konnte. Anfangs hatte sie wenig Erfolg bei dem Versuch, sich mit den Ärzten der Stadt zusammenzutun, bis sie diese mit Erlaubnis des Königs in seine Ratskammer einlud und dafür sorgte, daß er kurz zu ihnen sprach, bevor er zur Jagd aufbrach.
    Ich glaube, sie erreichte weniger, als sie gehofft hatte, was ihre Bemühungen betraf, die Einstellung ihrer Kollegen zu verändern, die ihrer Meinung nach noch altmodischer war als jene ihrer Kollegen in Haspide, und sogar potentiell gefährlich für ihre

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