Inversionen
für Euch, denn so trivial die Sache an sich auch sein mag, man muß sich stets dem Willen des Königs fügen, und das ist ein Gebot von höchster Bedeutung und Wichtigkeit.«
»Ich gehöre jedoch nicht zu Euren Untertanen, Herr. Wie würdet Ihr in diesem Fall mit meiner hypothetischen Unnachgiebigkeit umgehen?«
»Vermutlich würde ich den Befehl erlassen müssen, daß Ihr mein Königreich verlaßt, Doktor. Ihr würdet nach Drezen zurückkehren müssen, oder sonstwohin.«
»Das würde ich zutiefst bedauern, Herr.«
»Ich ebenfalls. Aber Ihr müßt einsehen, daß ich keine Wahl hätte.«
»Natürlich, Herr. Ich hoffe also, daß Ihr mir keine derartige Anweisung gebt. Sonst müßte ich mich darauf vorbereiten, mich entweder einem Mann zu ergeben oder ins Exil zu gehen.«
»In der Tat.«
»Eine schwere Entscheidung für jemanden, der, wie Ihr mit so durchdringendem Scharfsinn bemerkt habt, Herr, so aufsässig und stur ist wie ich.«
»Ich freue mich, daß Ihr das Thema endlich mit dem Ernst behandelt, der ihm zukommt, Doktor.«
»In der Tat. Und wie steht es mit Euch, Herr, wenn ich fragen darf?«
»Was?« sagte der König, und sein Kopf hob sich von den Händen.
»Die Absichten Euer Majestät in bezug auf eine Ehegattin sind von so folgenschwerer Bedeutung, wie meine Wahl eines Liebhabers unbedeutend ist. Ich habe mich nur gefragt, inwieweit Ihr über diese Angelegenheit nachgedacht habt, da wir gerade beim Thema sind.«
»Mir scheint, wir schweifen von dem Thema ab, über das ich glaubte zu reden.«
»Ich bitte Euer Majestät um Vergebung. Aber habt Ihr die Absicht, bald zu heiraten, Herr?«
»Ich denke, das geht Euch nichts an, Doktor. Das ist die Angelegenheit meines Hofes meiner Ratgeber, der Väter heiratsfähiger Prinzessinnen oder anderer Damen von Rang, mit denen eine Verbindung vernünftig und vorteilhaft wäre, und natürlich meine eigene Angelegenheit.«
»Dennoch, wie Ihr selbst angedeutet habt, Herr, kann die Gesundheit und das Wohlbefinden eines Menschen stark beeinträchtigt sein durch das Fehlen von… sinnlicher Erleichterung. Was für das politische Schicksal eines Staates zweckmäßig erscheinen mag, könnte sich als Katastrophe für das persönliche Wohlbefinden eines Königs erweisen, wenn er, sagen wir mal, eine häßliche Prinzessin heiraten würde.«
Der König sah sich mit einem erheiterten Gesichtsausdruck zu der Ärztin um. »Doktor«, sagte er. »Ich werde die Frau heiraten, welche immer meinem Gefühl nach die Richtige für mein Land und meine Erben ist. Wenn das von mir verlangt, daß ich eine häßliche Prinzessin heirate, dann soll es so sein.« Ich hatte den Eindruck, daß seine Augen blinzelten. »Ich bin der König, Vosill. Dank dieser Stellung genieße ich einige Privilegien, von denen Ihr vielleicht schon mal gehört habt. Innerhalb recht großzügiger Grenzen kann ich mich vergnügen, mit wem es mir beliebt, und ich werde mir in dieser Hinsicht keine Veränderung auferlegen, nur weil ich mir eine Ehegattin nehme. Ich heirate vielleicht die am wenigsten ansprechende Prinzessin der ganzen Welt, dennoch wird gewährleistet sein, daß ich nicht den geringsten Unterschied in der Häufigkeit und Qualität meiner ›sinnlichen Erleichterungen‹ verspüren werde.« Er lächelte sie breit an.
Die Ärztin wirkte unbeholfen. »Aber wenn Ihr Erben haben wollt, Herr«, setzte sie an.
»Dann werde ich mich ausreichend betrinken, jedoch nicht bis zur Unfähigkeit, werde sicherstellen, daß die Vorhänge fest zugezogen sind und die Kerzen ausgeblasen wurden, und dann werde ich an eine andere Person denken, bis der Vorgang seinen zufriedenstellenden Abschluß gefunden hat, meine liebe Frau Doktor«, sagte der König, und ein Ausdruck der Genugtuung zeichnete sein Gesicht, als er das Kinn wieder auf die Hände legte. »Sofern das Frauenzimmer fruchtbar ist, brauche ich das nicht allzu oft erleiden, meint Ihr nicht?«
»Ich kann nicht sagen, daß ich dessen sicher bin, Herr.«
»Dann nehmt mein Wort darauf, und das der Mädchen, die mir Kinder geschenkt haben – und übrigens meistens Jungen, wie ich hinzufügen darf.«
»Sehr wohl, Herr.«
»Wie auch immer, ich befehle Euch nicht, Euch einen Liebhaber zu nehmen.«
»Dafür bin ich Euch sehr dankbar, Herr.«
»Oh, es geht mir nicht um Euer Wohl, Vosill. Ich hätte einfach zuviel Mitleid mit jedem Kerl, den Ihr mit ins Bett nehmen würdet. Ich zweifle nicht daran, daß der Hauptteil der Sache äußerst vergnüglich sein
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