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Inversionen

Inversionen

Titel: Inversionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Kissen in lebhaften Farben und Mustern lagen. Die Ärztin wusch wie üblich die Füße des Königs, untersuchte sie und schnitt ihm – bei dieser Gelegenheit – sorgfältig die Zehennägel. Ich durfte auf einem kleinen Hocker neben ihr sitzen und ihre Tasche aufhalten, während sie ganz in ihrer Arbeit aufging.
    »Würdet ihr meinen Fall abfangen, meine beiden Hübschen?« sagte der König und lehnte sich in seinem Sessel zurück.
    Die beiden Mädchen lösten sich wieder in Gelächter auf. (Die Ärztin, glaube ich, murmelte so etwas wie ›ganz sicher, wenn er auf ihrem Kopf landet‹.)
    »Vielleicht lindern sie den Schmerz Eures Fallens, und dann verfallt Ihr ihnen schmerzlich, Hoheit«, bemerkte Adlain lächelnd.
    »Wahrhaftig«, sagte Walen. »Wenn jede in eine andere Richtung zieht, kann es geschehen, daß ein Mann schrecklich leidet.«
    Die beiden dienstbaren Maiden kicherten und fütterten den König weiter mit kleinen Obststückchen, während dieser so tat, als wolle er sie mit einer langen Feder eines fächerschwänzigen Tsigibern kitzeln. Musikanten spielten auf einer Terrasse hinter uns, Brunnen plätscherten, Insekten summten, belästigten uns jedoch nicht, die Luft war frisch und voll vom Duft von Blumen und frisch bestellter und gegossener Erde, und die beiden dienstbaren Maiden beugten sich vor und zurück, um dem König Obst in den Mund zu stecken, dann kreischten sie, hüpften und kicherten, wenn er mit der Feder zu ihnen vorstieß. Ich gestehe, daß ich froh war, dem Tun der Ärztin keine allzu große Aufmerksamkeit widmen zu müssen.
    »Bitte versucht stillzusitzen«, murmelte sie, als der König mit der Tsigibernfeder in Richtung der beiden Mädchen stach.
    Kammerherr Wiester kam japsend auf dem Weg unter den blühenden Sträuchern und Ranken daher, seine mit tadellosen Schnallen versehenen Schuhe glänzten im Sonnenlicht und knirschten auf den ausgesucht wertvollen Steinen des Wegs. »Herzog Quettil, Euer Majestät«, verkündete er. Eine Fanfare und ein Tusch von Trommeln ertönte vom Gartenportal her, gefolgt vom Brüllen von etwas, das sich wie ein wütendes, feuriges Tier anhörte. »Mit Gefolge«, fügte Wiester hinzu.
    Herzog Quettil betrat die Szene mit einer Schar Jungfrauen, die zerstoßene, wohlriechende Blüten auf seinem Weg verstreuten, einer Gruppe von Jongleuren, die glitzernde Keulen über den Weg hin und her warfen, einem Zug von Trompetern und Trommlern, einem Rudel von angeketteten, knurrenden Galken, jeder mit seinem eigenen grimmigen, geölten und muskelbepackten Leinenführer, bemüht, den ihm Anvertrauten in Reih und Glied zu halten, einer Schar von haargenau gleich gekleideten Amtmännern und Faktotums, einem Haufen von bulligen Männern, nur mit Lendentüchern bekleidet und etwas schleppend, das aussah wie ein hoher, schmaler Kleiderschrank auf einer Trage, und zwei hochgewachsene, pechschwarze Äquatorianer, die einen mit Quasten geschmückten Baldachin über den Herzog hielten, während dieser auf einer Sänfte, die von wertvollem Metall und geschliffenen Steinen glitzerte, getragen wurde, und zwar von einem Oktett aus riesenhaften, goldhäutigen Balnimen, jeder kahl und nackt abgesehen von einem winzigen Slip und ausgestattet mit einem riesigen, langen über die Schulter geworfenen Bogen.
    Der Herzog war so gekleidet, daß er – wie man so sagt – einen Kaiser in den Schatten hätte stellen können. Seine Gewänder waren überwiegend in Rot und Gold gehalten, und seine stattliche Gestalt ließ sie wirkungsvoll zur Geltung kommen, als die Balnimen die Sänfte senkten, ein Tretschemel zu seinen in Pantoletten steckenden Füßen gestellt wurde und er auf einen golddurchwirkten Teppich trat. Über seinem runden, vollen, augenbrauenlosen Gesicht funkelte eine juwelenbesetzte Kopfbedeckung in der Sonne, und seine mit vielen Ringen geschmückten Finger waren schwer von Edelsteinen, als er eine ausholende, wenn auch linkische Verbeugung vor dem König vollführte.
    Die Trompeten und Trommeln verstummten. Die Musikanten auf der Terrasse hatten den Versuch aufgegeben, sich mit den Trompetern und Trommlern zu messen, und zwar gleich nachdem diese die Szene betreten hatten, also hörten wir nur noch die Geräusche des Gartens und das Knurren der Galken.
    »Herzog Quettil«, sagte der König. »Ein improvisierter Besuch?«
    Quettil grinste breit.
    Der König lachte. »Schön, Euch zu sehen, Herzog. Ich denke, Ihr kennt die hier Anwesenden.«
    Quettil nickte Walen und Ulresi zu

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