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Inversionen

Inversionen

Titel: Inversionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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handelte. Ich schob es mit dem Schuh tiefer unter das Volant.
    Der König machte es sich wieder in seinen Kissen bequem. »Was gibt es Neues von dem Jungen, der weggelaufen ist? Der, der meinen Verhörleiter getötet hat?«
    »Man hat ihn heute morgen gefangen«, sagte die Ärztin und beschäftigte sich eifrig mit dem alten Verband. »Ich glaube jedoch nicht, daß er den Mord begangen hat.«
    »Wirklich?« sagte der König.
    Ich persönlich fand, Meister, daß er sich nicht so anhörte, als würde er sich besonders stark für die Meinung der Ärztin in dieser Angelegenheit interessieren, aber dies war das Stichwort für die Ärztin, um anhand einiger Einzelheiten zu erklären – und zwar einem Mann, wie hoch seine Stellung auch sein mochte, der erkältet war und soeben ein leichtes Frühstück zu sich genommen hatte –, warum sie davon überzeugt war, daß Unoure Nolieti nicht getötet hatte. Ich muß dazu bemerken, die einstimmige Auffassung der anderen Lehrlinge, Gehilfen und Pagen, auf die man sich am Abend zuvor im Vorraum der Palastküche geeinigt hatte, war, daß der einzige unfaßbare Gesichtspunkt an der ganzen Geschichte sei, wie es Unoure geschafft hatte, diese düstere Tat so lange hinauszuschieben.
    »Nun ja«, sagte der König. »Ich gehe davon aus, daß Quettils Mann die Wahrheit aus ihm herausbekommen wird.«
    »Die Wahrheit, Herr? Oder das, was erforderlich ist, um die Vorurteile jener zu befriedigen, die bereits davon überzeugt sind, die Wahrheit zu kennen?«
    »Was?« sagte der König und tippte an seine gerötete Nase.
    »Ich meine den barbarischen Brauch des Folterns, Herr. Dadurch wird nicht die Wahrheit ans Tageslicht befördert, sondern vielmehr das, was immer jene, die den Folterer beauftragen, hören wollen, denn die damit verbundenen Schmerzen sind so unerträglich, daß jene, die ihnen ausgesetzt sind, alles gestehen – oder, um genauer zu sein, sich zu dem bekennen werden, was ihre Peiniger ihrer Meinung nach an Geständnissen von ihnen haben wollen – in der Hoffnung, das würde zum Ende des Leidens führen.«
    Der König sah die Ärztin mit einem Ausdruck der Verwirrung und Ungläubigkeit an. »Die Menschen sind Tiere, Vosill. Lügende Tiere. Die einzige Möglichkeit, die Wahrheit aus ihnen herauszubekommen, besteht manchmal darin, sie aus ihnen herauszuquetschen.« Der König schnaubte aus voller Seele. »Das hat mir mein Vater beigebracht.«
    Die Ärztin sah den König lange an, dann machte sie sich daran, den alten Verband vollends abzunehmen. »In der Tat. Nun, ich bin sicher, er konnte sich unmöglich geirrt haben, Herr«, sagte sie. Sie stützte den Fuß des Königs mit einer Hand und wickelte den weißen Verband mit der anderen ab. Auch sie fing an zu schniefen.
    Der König schniefte und schnaubte weiterhin und hörte nicht auf, die Ärztin anzusehen. »Doktor Vosill?« fragte er schließlich, als die letzte Lage des Verbands lose von seinem Fußknöchel schwebte und die Ärztin ihn mir zum Weglegen gab.
    »Herr?« fragte sie, wobei sie sich die Augen an ihrer Manschette rieb und von Quience wegsah.
    »Madame, habe ich Euch bekümmert?«
    »Nein«, beeilte sich die Ärztin zu versichern. »Nein, Herr.« Sie tat so, als wolle sie den neuen Verband anlegen, dann legte sie ihn beiseite und schnalzte wütend mit der Zunge. Sie beschäftigte sich eifrig damit, die kleine Wunde zu untersuchen, die am Knöchel des Königs heilte, und dann befahl sie mir, Wasser und Seife zu holen, was ich bereits besorgt und neben das Bett gestellt hatte. Anscheinend ärgerte es sie, daß ich das bereits getan hatte, doch sie vergewisserte sich schnell, daß die Wunde sauber war, wusch und trocknete den Fuß des Königs und machte sich daran, den neuen Verband anzulegen.
    Während der ganzen Zeit machte der König einen verlegenen Eindruck. Als die Ärztin fertig war, sah er sie an und sagte: »Und Ihr, freut Ihr Euch auf den Ball, Doktor?«
    Sie lächelte ihn flüchtig an. »Natürlich, Euer Majestät.«
    Wir packten unsere Sachen zusammen. Als wir gerade im Begriff waren zu gehen, griff der König nach der Hand der Ärztin. In seinen Augen war ein besorgter, unsicherer Blick, den ich, soweit ich mich erinnerte, bei ihm noch nie gesehen hatte. Er sagte: »Frauen ertragen Schmerzen besser als Männer, sagt man, Doktor.« Seine Augen schienen die ihren zu suchen. »Wir selbst sind es, denen wir am meisten weh tun, wenn wir unter Folter verhören.«
    Die Ärztin sah hinab auf ihre Hand, die von der

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