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Irgendwann Holt Es Dich Ein

Irgendwann Holt Es Dich Ein

Titel: Irgendwann Holt Es Dich Ein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Hill
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die den Zuschauern vage bekannt vorkamen, ohne berühmt zu sein.
    Einer von ihnen, ein verlebt aussehender Mann von Anfang fünfzig, ließ sich gerade über Hatties tragischen Tod aus. »Mein Gott, sie hat sich so angestrengt, davon loszukommen! Sie war komplett trocken. Wie ich gehört habe, war sie sogar zum Entzug in der Priory. Sie hat echt alles gemacht, und dann kreuzt dieser irre Fan, dieser Stalker, auf, und, zack, säuft sie wieder.«
    Der Schauspieler steckte sich eine Zigarette in den Mund und suchte nach seinem Feuerzeug, also gab Neil ihm Feuer. Er bemerkte, dass der Mann ihn erkannte, jedoch nicht einordnen konnte. Neil war oft genug im Fernsehen, dass sein Gesicht den Leuten bekannt vorkam. Manchmal nickte ihm jemand auf der Straße zu, weil er glaubte, er müsste Neil kennen. Vermutlich dachte der Schauspieler, Neil wäre einer von ihnen. Neil rückte näher, angelockt von dem Wort »Stalker«.
    »O Gott, Stalker«, sagte er, um das Gespräch in Gang zu halten.
    »Hattest du auch schon einen?«, fragte der Schauspieler, und Neil zuckte mit den Schultern, was der andere hoffentlich als »Hatte das nicht jeder?«-Geste deutete.
    Eine Frau um die dreißig, hager mit rot gefärbtem Haar, der Typ rehäugig und halb verhungert, aber hübsch, sagte: »Hatties Stalker war echt seltsam.«
    Als wären das nicht die meisten, dachte Neil.
    »Ich meine, der stand gar nicht auf sie«, fuhr die Rothaarige fort, »jedenfalls nicht auf die übliche Art. Versteht ihr? Da war nix von dem ganzen Sexkram und so. Der wollte anscheinend nur, dass es ihr richtig dreckig geht.«
    »Wie meinst du das?«, fragte Neil. Er sah ihr an, dass sie versuchte, irgendeinen feinen Unterschied zwischen diesem einen Stalker und anderen zu formulieren. Was er nicht fragte, war: Wollen nicht alle Stalker, dass ihre Opfer sich schrecklich fühlen?
    »Na ja, also, als ich bei Holby mitgespielt habe, war da dieser Typ, der mir Briefe geschrieben hat und am Set auftauchte. Der war total überzeugt, dass wir ein Liebespaar sind. Also hat er mir Blumen, Spitzenwäsche und so 'n Zeug geschickt. Das war unheimlich, aber, na ja, eben normal für einen Stalker. Ich meine, der hat wohl ehrlich gedacht, wir wären zusammen, also hat er versucht, mich glücklich zu machen. Hatties Stalker war anders. Er hat ihr Alkohol geschickt, obwohl er gewusst haben muss, dass sie eine Trinkerin war. Gerade so, als ob er absichtlich fies zu ihr sein wollte. So sind Stalker sonst nicht.«
    Sie redete wie eine Autorität auf dem Gebiet.
    »Wahrscheinlich hat sie sich das Zeug selbst zugeschickt«, mischte sich der verlebte Schauspieler abrupt ein und lachte verbittert. Auf einmal erinnerte sich Neil, wo er ihn schon einmal gesehen hatte: in einer Kaffeewerbung. Dort goss er in einer dieser typischen gehobenen Junggesellenküchen Instantkaffee auf und gab ihn als frisch aufgebrühten aus.
    »Glaubst du das wirklich?«, fragte Neil und zog an seiner Zigarette, um gleichgültig zu wirken. Er musste allerdings zugeben, dass ihm dieser Gedanke auch schon gekommen war.
    »Keine Ahnung. Auf jeden Fall hat sie reichlich Aufmerksamkeit gekriegt, und auf die war sie immer scharf.« Er überlegte kurz. »Aber nee, das ist unfair. Sie hatte echt Angst. Riesenschiss, kann man eher sagen. Der Typ schien genau zu wissen, wo ihre Schwachstelle war. Hattie hatte ein Zeitschrifteninterview gegeben, das auch online erschien, und darin hat sie von ihrem Alkoholproblem erzählt. Ich schätze, sie wollte darüber reden, auch wenn ich nicht weiß, ob das so clever war. Egal, jedenfalls konnte jeder es lesen. ›Mein Kampf gegen die Flasche, von der eisigen Fernsehblondine.‹ Na, so ungefähr. Und danach ging's los. Die kleinen Flaschen trudelten ein, mit der Studiopost. Und am Ende war sie eben nicht mehr trocken. Quelle surprise!«
    Quelle surprise!, fürwahr, dachte Neil. Eine alkoholkranke Schauspielerin, die einen Stalker angezogen hatte. Was allerdings stutzig machte, war die Tatsache, dass sie sich eine solch scheußliche Methode ausgesucht hatte, um sich umzubringen.
     
    Kate konnte Neil draußen sehen. Soweit sie es durch die breiten Glastüren erkannte, stand er mit ein paar Leuten zusammen und rauchte. Einige von ihnen waren Schauspieler aus Hatties Fernsehserie, wie Kate erleichtert feststellte. Sie hatte befürchtet, dass er zuerst nach alten Freundinnen von Hattie suchen würde, nach Frauen, mit denen Kate zur Schule gegangen war. Dann würde er alles über ihre Schulzeit

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