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Irgendwann ist Schluss

Irgendwann ist Schluss

Titel: Irgendwann ist Schluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Orths
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gearbeitet. Und auch sonst. Stand doch in jeder Zeitung. Zusammenbruch der Firma. Entlassung der Mitarbeiter. Selbstmord des älteren Sohns, also … des Geschäftsführers.«
    Evi betritt das Séparée und stellt zwei Teller vor die Männer. »Ein kleiner Gruß aus der Küche«, sagt sie. »Ein mariniertes Wachtelherz an Safranjus. Dazu haben wir Ihnen heute einen besonderen Wein ausgesucht. Und zwar einen …«
    »Jaja, ist schon gut!« Koller winkt ab. »Immer rein damit. Sagen Sie, Evi«, fragt Koller, »kennen Sie zufällig Herbert Gronauer? Von Gronauer & Co.?«
    »Nein, tut mir leid«, sagt Evi und verlässt den Raum.
    »Mensch«, sagt Torge, »seien Sie froh, dass er Sie nicht erkannt hat, Herr Koller.«
    »Wer? Gronauer? Ich hab ihm sogar eine Entschädigung gezahlt.«
    »Er hätte eine Szene gemacht.«
    »Ich hab’s freiwillig getan. Ich hab’s getan, weil mir der Alte leidtat. Seinen ältesten Sohn zu verlieren. Das muss man verstehen. Zum Wohl.«
    Sie trinken.
    »Man konnte ja nicht damit rechnen, dass es solche Konsequenzen hat«, sagt Koller.
    Torge reagiert nicht.
    »Und Sie haben bei ihm gearbeitet?«, fragt Koller. Er hat die Zeitung weggelegt. »Bei Gronauer?«
    »Ist schon lange her«, sagt Torge. »Hab mich selbständig gemacht, vor fünf Jahren.«
    »Selbständig, so. Scheint ja gut zu laufen bei Ihnen, wenn Sie sich ein Essen im Münsters leisten können.«
    »Kann nicht klagen.«
    »Und? Wie heißt Ihre Firma?«
    Torge legt jetzt ebenfalls die Zeitung weg. »Es gibt keine Firma«, sagt er.
    »Wie darf ich das verstehen?«
    »Ich- AG .«
    »Was für ein Wort.« Koller schnauft verächtlich.
    »Es läuft gut, ich hab Karriere gemacht«, sagt Torge.
    »Was verkaufen Sie denn?«
    »Ich verkaufe nichts. Ich … akquiriere.«
    »Wie können Sie vom Akquirieren leben? Jemand, der akquiriert, muss auch verkaufen, um Gewinne zu erzielen.«
    »Ich hab klein angefangen, wissen Sie, und mich dann hochgearbeitet.«
    »Und? Was akquirieren Sie so?«
    »Begonnen hab ich ganz harmlos. Schäm mich schon ein bisschen, wenn ich dran zurückdenke. Handtaschen und so, Sie wissen schon, im Park, am Bahnhof. Ist lange her. Dann kleinere Diebstähle, Einbrüche. Eine Waffe hab ich mir erst vor drei Jahren zugelegt, damit wurden die Dinge lukrativer. Natürlich auch Betrügereien, Schecks, Versicherungen et cetera. Aber ich hab noch Ziele. Man muss sich ja weiterentwickeln. Ein Bankraub, zum Beispiel, da will ich irgendwann mal hin. Oder eine Entführung, ja, warum nicht, eine Entführung.«
    Koller hält den Atem an. Für Sekunden schauen sich beide an. Die Stimmung kippt. Koller legt langsam die Hände auf den Tisch.
    Da lacht Torge plötzlich.
    Koller stimmt nach einigen Sekunden erleichtert ein.
    »Tut mir leid«, sagt Torge. »War nicht nett von mir. Ich wollte nur Ihr Gesicht sehen bei dem Wort Entführung! Sie müssen ja eine Heidenangst haben vor Entführungen. In Ihrer Position. Bei Ihrem Vermögen!«
    »Sie haben einen teuflischen Humor, Herr Storch. Gefällt mir, Ihr Humor. Wenigstens sind Sie kein Duckmäuser. Duckmäuser kann ich nicht ausstehen.«
    »Aber mal im Ernst«, sagt Torge. »Haben Sie keine Angst?«
    Koller winkt ab. »Jetzt müssen Sie mir sagen, was Sie wirklich machen.«
    »Das kann ich nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Ist ein Geheimnis.«
    »Sie machen mich neugierig.«
    »Das würde kein so gutes Licht auf den Schuppen hier werfen.«
    »Raus mit der Sprache. Ich dulde keine Geheimnisse.«
    »Sie bringen mich in Verlegenheit.«
    »Na, kommen Sie«, sagt Koller.
    »Ich hab’s dem Maître versprochen. Ich darf nichts sagen.«
    »Mir schon. Ich werd schweigen wie ein Grab.«
    »Aber auch nichts mehr essen.« Torge lehnt sich zu Koller hinüber und fügt hinzu: »Wenn ich’s Ihnen verrate.«
    »Raus damit!«
    »Ich bin« – Torge dreht sich nach allen Seiten um und flüstert – »Kammerjäger.«
    »Sie sind was?«
    »Kammerjäger. Ich- AG . Insekten, Wanzen, Kakerlaken, Ratten und größere Tiere. Krieg dem Ungeziefer. Wo ich hinsprühe, wächst kein Gras mehr.«
    »Was reden Sie da?«
    »Es gab Kakerlakenalarm. Hier, im Münsters .«
    »Ich glaub Ihnen kein Wort.«
    »Sie haben versprochen, nichts zu verraten.«
    »Kakerlaken?«
    »Solche Dinger!«
    »In der Küche?«
    »Im Keller.«
    »Und Sie haben sie vernichtet?«
    »Ich hab meinen Job gemacht. Ja, denken Sie, ich kann mir so ein Essen leisten? Im Münsters ? Das geht auf Kosten des Hauses. Schauen Sie doch meinen Anzug an. Glauben Sie,

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