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Irgendwann ist Schluss

Irgendwann ist Schluss

Titel: Irgendwann ist Schluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Orths
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    Koller klappt das Notebook zu.
    »Na also, geht doch«, sagt Torge. Er nimmt sein Handy. Er tippt auf eine Taste, durch die eine gespeicherte Nummer sich selber wählt. »Sie können jetzt kommen«, sagt er.
    Nach wenigen Sekunden öffnet sich die Tür, und Müller-Schönbrunn, Hagen, Leuthäuser, Zieper, Cornelli, Seibert und Gronauer treten ein. Koller sinkt auf seinem Stuhl zusammen.
    »Was wollen Sie denn noch?«, flüstert er.
    Die Männer stellen sich um den Tisch.
    Stille.
    Alle warten.
    Plötzlich klingelt Torges Handy, Torge nimmt ab, hört zu, legt auf. »Gut, Herr Koller. Das Geld ist unser«, sagt er. »Die Herren hier werden noch eine Weile bei Ihnen bleiben, Herr Koller. Bis ich mich aus dem Staub gemacht habe. Danach dürfen auch Sie gehen. Ihre Frau wird in Kürze auf freien Fuß gesetzt. Und, Herr Koller, Sie werden doch nicht auf dumme Gedanken kommen, oder? Sie werden doch nicht an so was Profanes wie Polizei denken? Es war eine Freude, mit Ihnen Geschäfte zu machen, Herr Koller. Jederzeit wieder, Herr Koller. Wir sind gern für Sie da. Vielleicht beim nächsten Mal mit Ihrem Sohn als Tauschobjekt? Ein gutes Geschäft ist noch nie liegen geblieben. Man muss sich nur bücken, um es aufzuheben. Das haben wir getan. Gronauer … Müller-Schönbrunn … Hagen … Leuthäuser … Zieper … Cornelli … Seibert – und ich.«
    Nachdem Torge das Séparée verlassen hat, treten die Männer näher an Koller heran und beginnen zu sprechen, abwechselnd, dann wieder durcheinander, und Koller vergräbt sein Gesicht in den Händen. Die Männer reden immer schneller und lauter, immer eifriger reißen sie sich die Sätze von den Lippen, ihre Wörter vermischen sich zu einem einzigen Brei, der über Koller hereinbricht: Mensch, Koller! Warum geben Sie sich mit Kleinvieh wie uns ab? Wir sind doch nur die Zulieferbetriebe. Wir sind nichts. Sie hätten sich auf Ihr Kerngeschäft beschränken müssen! Ihr Kerngeschäft bringt vierzig Milliarden Umsatz jährlich. Sie stehen doch gut da. Die Rüstungsindustrie hat in den letzten Jahren die Exportzahlen verdoppelt. Direkt hinter Amerika und Russland steht Deutschland! An Nummer drei! Weltweit. Aber angesichts der Größe der beiden anderen Länder ist Deutschland die Nummer eins. Der moralische Sieger! Der moralische Sieger in punkto Waffenexport. Der Waffenexport lässt unsere Wirtschaft brummen. Die brummende Wirtschaft sorgt für neue Arbeitsplätze. Die neuen Arbeitsplätze sorgen für erhöhte Kaufkraft. Die erhöhte Kaufkraft sorgt für stärkere Nachfrage. Die stärkere Nachfrage sorgt für bessere Angebote. Die besseren Angebote sorgen für niedrigere Preise. Die niedrigeren Preise sorgen für steigende Verkäufe. Die steigenden Verkäufe sorgen für mehr Geld in den Kassen. Wir können das nicht mehr hören! Jahrzehntelang runtergebetet, jahrzehntelang geglaubt, jahrzehntelang nachgeplappert, wir müssen den Mittelstand entlasten, den Spitzensteuersatz senken, ein paar Prozent der Bürger erwirtschaften den größten Teil der Steuereinnahmen, die Situation wird sich verbessern, wenn die Menschen mehr konsumieren, das freie Spiel der Märkte, der offene Wettbewerb, Stillstand bedeutet Rückschritt, wer stagniert, wird eingehen, immer weiter, immer mehr, Wachstum, Wachstum, Wachstum, niemals endendes Wachstum, die Wirtschaft muss immer weiterwachsen, die Wirtschaft wächst, die Wirtschaft wächst unaufhaltsam, die Wirtschaft wächst unaufhaltsam wie ein Schwarzes Loch! Ein Schwarzes Loch schluckt alles, was in seine Nähe kommt, ein Schwarzes Loch wächst, je mehr Materie es sich einverleibt, ein Schwarzes Loch wächst exponentiell, so wie Zins und Zinseszins, ein Schwarzes Loch wird immer schneller immer größer, man kann es nicht totschlagen, Koller, man kann es nicht einschließen, das Schwarze Loch, man kann es nicht wegsperren, denn das Schwarze Loch würde auch den Käfig schlucken, in den man es sperrt, würde den Raum schlucken, in dem der Käfig steht, und

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