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Irgendwann ist Schluss

Irgendwann ist Schluss

Titel: Irgendwann ist Schluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Orths
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Koller und Torge bestellen unisono den Apfelstrudel sowie einen Latte macchiato und Grappa, den braunen, Moscato. Nachdem Evi sich entfernt hat, nimmt Koller einen Schluck Wein und schaut Torge lange an. Aber Torge hält dem Blick stand, seine Augen senken sich nicht auf die Tischplatte, während er die Serviette langsam vom Schoß nimmt und sie vorsichtig küsst. Er faltet sie sorgsam zusammen, legt sie auf den Tisch, und die ganze Zeit über hat er Koller im Blick. Dann lehnt er sich vor, und leise richtet er das Wort an sein Gegenüber: »Sagen Sie, Herr Koller, wie lebt sich’s denn so? In Ihrer … Villa? Hinter Bartendorf. Sie haben ja einen riesigen Pool dort, traumhaft, bestimmt sechzig Quadratmeter. Oder?«
    Koller rückt den Stuhl vom Tisch, steht auf, setzt sich wieder, ist vollkommen erstaunt. »Woher wissen Sie das?«, fragt er.
    »Ist er beheizt? Der Gärtner kommt morgens um neun und fischt die Blätter aus dem Wasser. Nur im Sommer natürlich. Jetzt, im Winter, ist der Pool abgedeckt. Der Gärtner hat den Garten winterfest gemacht. Und Ihre Frau? Die liegt den ganzen Tag am Pool, im Sommer natürlich, jetzt, im Winter, sitzt sie drinnen, im Wintergarten, sie schaut oft raus. Wissen Sie, was das bedeutet, wenn ein Mensch, der eigentlich lesen will, gar nicht ins Buch schaut, sondern hinaus? Ist ein trauriger Anblick. Ich war dort. Ich hab sie gesehen. Und wenn Ihr Sohn kommt …«
    »Mein Sohn?« Koller springt auf, und dabei wirft er seinen Stuhl um. »Was ist mit ihm?
    »Beruhigen Sie sich.« Torges Stimme wird fester. Immer noch fixiert er Koller. Er spricht jetzt mit Nachdruck. »Ich habe von Anfang an die Wahrheit gesagt. Handtaschen, Schecks, Versicherung, Bank, Entführung . Erinnern Sie sich?«
    Koller starrt ihn ungläubig an.
    »Wir haben Ihre Frau, Herr Koller.«
    »Meinen Sohn?«
    »Nein, Koller, Ihre Frau! Setzen!«
    Koller setzt sich mechanisch an den Tisch.
    »Es ist alles in Ordnung«, sagt Torge. »Es ist alles unter Kontrolle.«
    »Was wollen Sie?«, flüstert Koller.
    »Es ist ganz einfach. Schalten Sie Ihr Notebook an.«
    »Warum?«
    Torge sucht in seinen Jacketttaschen nach etwas, findet es nicht auf Anhieb, zieht beim Suchen beiläufig und ohne ihr Beachtung zu schenken eine Pistole heraus, legt sie auf den Tisch, findet endlich einen Zettel und steckt die Pistole ganz beiläufig wieder ein. Torge winkt mit dem Zettel. Koller hat währenddessen nur Augen für die Pistole. Auch jetzt blickt er noch auf die Jacketttasche, in der die Pistole steckt, greift ratlos und etwas eingeschüchtert zum Notebook, öffnet es, drückt eine Taste und das Notebook fährt mit einem kurzen Jingle hoch. Genau in diesem Augenblick erscheint Evi mit Grappa, Latte macchiato und Apfelstrudel. Koller zuckt kurz, wartet aber, bis Evi verschwunden ist.
    »Ich will mit meiner Frau sprechen«, sagt Erwin Koller leise. In seinen Augen flackern Angst, Wut und Kampfbereitschaft. Seine Stimme zittert leicht, als er jetzt die Worte wiederholt: »Ich will mit meiner Frau sprechen.«
    Torge geht zu Koller, legt den Zettel neben das Notebook. »Auf diesem Zettel finden Sie eine Kontonummer«, sagt er. »Die Kontonummer gehört zu einem Konto in …«
    »Ich will mit meiner Frau sprechen!«
    »Sie besitzen ein disponibles Vermögen von rund fünf Millionen Euro. Das gesamte zur Verfügung stehende flüssige Geld wird von Ihnen auf dieses Konto transferiert. Innerhalb von drei Minuten erhalten wir eine Bestätigung – falls das Geld angekommen ist. Mein Partner wird so schnell wie möglich die gesamte Summe abheben. Es ist alles vorbereitet. Das Geld liegt schon abholbereit in unserer Schweizer Bank. Man wartet nur noch auf die Überweisung. Wenn ich das OK meines Kollegen habe, lasse ich Sie gehen, Sie und Ihre Frau, Herr Koller.«
    »Ich will mit meiner Frau sprechen.«
    Torge zieht die Pistole aus der Tasche. »Das hier ist eine Koller RW 17. Ein Renner in Ihrem Sortiment. Fabrikfrisch aus den Koller-Werken. Sie liegt gut in der Hand. Es ist nicht die teuerste Pistole, es gibt da bessere. Aber eine Pistole der Firma Korth kann ich mir nicht leisten, Herr Koller. Naja. Noch nicht.« Torge schraubt einen Schalldämpfer auf die Mündung. »Das hier kennen Sie auch: Ein handelsüblicher Schalldämpfer, ein Silencer. Schwarz. Schön sieht er aus. Aluminium. Den schraubt man hier auf. Das geht ganz leicht. Und schnell. Hat Gummilamellen im Innern. Die verzögern das plötzliche Entweichen der Gasmenge. Statt des Knalls

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