Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Irgendwas geht immer (German Edition)

Irgendwas geht immer (German Edition)

Titel: Irgendwas geht immer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn French
Vom Netzwerk:
da er sonst jämmerlich zugrunde geht. Und ich darf nicht zugrunde gehen. Nein, nein. Ich habe der Welt zu viel zu sagen, zu viel zu geben und darf keinesfalls zulassen, dass die Welt ohne mich weiter existieren muss, das wäre geradezu unerträglich selbstsüchtig von mir.
    Nun gut, zurück zu erwähnter Vereinigung. Ich habe diese Institution als Enklave der Einzigartigkeit und des Stils gegründet. Es war nicht weiter schwer, potentielle Mitglieder zu rekrutieren, zeichnet sich meine Schule doch durch einen eklatanten Mangel an allem aus, was das Prädikat herausragend verdienen würde, allen voran im Hinblick auf seine Schülerschaft. Am Ende fanden sich gerade einmal drei Mitglieder, einschließlich meiner Wenigkeit. Selbstverständlich habe ich die Funktion des Vorsitzenden inne. Roddy Hargreaves aus meiner Klasse sitzt als mein Stellvertreter bei, während Wilson aus der Neunten ebenfalls zu den Mitgliedern zählt. Roddy bereichert unsere illustre Runde durch seine hervorragenden Kenntnisse über die Welt des Musicals sowie seine geistige Spritzigkeit, gepaart mit der Gabe, das Pianoforte zu spielen.
    Wilson verdankt seine Aufnahme in unseren erlesenen Kreis einer einzigen Qualifikation – seinem unverschämt guten Aussehen. Es scheint fast, als wäre er direkt vom Himmel in die Neunte gefallen. Kann so ein unfasslich schönes Geschöpf allen Ernstes der Spross gewöhnlicher Vertreter der Gattung Homo sapiens sein? Ich bin sicher, bei der Schöpfung dieses Mannes müssen Engel ihre Finger im Spiel gehabt haben.
    Und ich besteche natürlich allein durch meine Existenz. In diesem Punkt sind wir uns alle einig – mein Selbst ist mehr als ausreichend für unseren illustren Kreis.
    Wir treffen uns jeden Mittwoch auf einer Lichtung neben dem alten Tennisplatz, sofern das Wetter es zulässt. Bei Regen verlegen wir unsere Treffen in den Lagerraum neben der Sporthalle, in dem die Geräte aufbewahrt werden. Unsere Begegnungen verlaufen üblicherweise immer nach demselben Schema – zuerst wird ein Passwort genannt (gewöhnlich der Name des zauberhaftesten Menschen aus den Nachrichten der vergangenen Woche), gefolgt von einer viertelstündigen Diskussion darüber, wer oder was uns derzeit am meisten verzaubert. Am Ende schwören wir Aphrodite, der bezauberndsten der antiken Göttinnen, unsere ewige Treue, tauschen einen flüchtigen Kuss und eilen zurück zum Unterricht. Es besteht kein Zweifel daran, dass diese reizenden Rituale mein Leben an diesem grauenhaft vulgären, landläufig unter dem Namen Schule bekannten Ort halbwegs erträglich machen. Unsere Zusammentreffen sind mein größtes Glück und von unabdingbarer Wichtigkeit, um dort auch weiterhin überleben zu können.
    Deshalb werde ich alles Menschenmögliche versuchen, Mr Gilicone niemals einen Anlass zu geben, mich durch Nachsitzen an unseren allwöchentlichen Zusammenkünften zu hindern. Aus diesem Grund nehme ich es auf mich, die von ihm auferlegten IT -Hausaufgaben pflichtschuldigst zu erledigen. Dies, und nur dies allein, ist der Grund, weshalb ich mit dem Umgang mit dem Computer vertraut bin, auch wenn ich mir hier stets ein gewisses Maß an Argwohn bewahre. Allerdings bemühe ich in regelmäßigen Abständen Google, um herauszufinden, wer in dieser großen Welt als bezaubernd in Frage käme – bereits mehrfach fiel der Name Paris Hilton in diesem Zusammenhang. Diese Meinung teile ich allerdings definitiv NICHT .
    Doch selbst mit meinen rudimentären Kenntnissen der modernen Technologie übertreffe ich Mamas Fähigkeiten um ein Vielfaches. Ich vermute, daran wird sich auch nichts ändern, denn Mama ist hoffnungslos und unabänderlich altmodisch. Ich kann kaum glauben, dass sie im kommenden Oktober bereits ihren fünfzigsten Geburtstag feiert. Fünfzig! Gütiger Himmel. Ist es möglich, dass sie nach diesem Ereignis noch lange am Leben bleiben wird, ohne zur allgemeinen Last zu werden?
    Sollte sie dem Siechtum anheimfallen, würde ich mich selbstverständlich erbieten, ihr mit meiner Hilfe zur Seite zu stehen, wenn auch unter der strikten Voraussetzung, dass sich meine Dienste auf die eines Gesellschafters beschränken. So würde ich ihr zum Beispiel mit Freuden die Klassiker vorlesen oder sie mit Geschichten zeitgenössischer Skandale und boshaftem Klatsch bei Laune halten. Doch ich würde sie unter keinen Umständen berühren oder bei der Befriedigung körperlicher Bedürfnisse assistieren. Dies ist die Aufgabe von Frauen, Ehemännern und

Weitere Kostenlose Bücher