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Irgendwas geht immer (German Edition)

Irgendwas geht immer (German Edition)

Titel: Irgendwas geht immer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn French
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ein tröstlicher Anblick, wenn man sterbenskrank ist und sich verletzlich und schwach fühlt. Ich würde noch nicht einmal die Kraft aufbringen, mich gegen ihn zur Wehr zu setzen, wenn er in dieser Sekunde mit einem Sweeney-Todd-Rasiermesser auf mich losgehen würde. Aber ich glaube, das wird er nicht tun, allein schon, weil ihm beim Anblick von all dem Blut schlecht werden würde. Eine viel zu große Sauerei. Wenn ich diese Grippe endlich hinter mir habe, werde ich George bitten, mit Peter einmal ein paar Sitzungen abzuhalten. Vielleicht hat er ja eine Idee, was es mit diesem Oscar-Getue auf sich haben könnte.
    Verdammt, so eine Grippe ist wirklich übel. Liegt es an meinem Alter, oder ist der Virus selbst aggressiver geworden? Früher bedeutete eine Grippe zwei Tage Schnupfen, Kopf- und Gliederschmerzen und Fieber, und das war’s. Heute liegt man mindestens eine Woche flach, kann sich kaum rühren und ist weinerlich. Ich glaube, diese ständigen Heulattacken verdanke ich in erster Linie diesem unfassbaren Gefühl der Hilflosigkeit aufgrund meiner geschwächten Gesundheit. Ich fühle mich, als hätte mich ein Bus überfahren. Oh Gott, ich fange schon wieder an zu heulen. Herrgott noch mal, nun reiß dich endlich zusammen, Mum.
    Da ich mich mit dieser verdammten Grippe herumschlage, muss die ganze Familie mithelfen. Angeführt von meinem reizenden Ehemann, bringen sie mir abwechselnd etwas zu essen oder versuchen, mich auf andere Art bei Laune zu halten. Oscar stellt ein hübsch gedecktes Tablett, einschließlich Serviette und Blumenvase, auf der Bettkante ab – ein Teller voll Forellenfilets und kalte, fertig gekochte Krevetten aus der Feinkostabteilung von Marks & Spencer, die für ihn den Gipfel der gediegenen Esskultur darstellen. Er informiert mich darüber, dass das im Fisch enthaltene Öl gut für mein Haar und meine Fingernägel sowie, was am allerwichtigsten sei, für meinen IQ ist. Wobei es mir an Letzterem offenkundig am meisten fehlt. Gelten Krevetten eigentlich auch als Fisch? Keine Ahnung. Er erzählt mir auch, er hätte unseren Hausarzt darüber in Kenntnis gesetzt, dass ich höchstwahrscheinlich unter chronischer Schweinegrippe litte, und zählt alle möglichen Symptome auf, unter denen ich gar nicht leide, darunter »akute Schweißausbrüche am ganzen Körper«. Folglich kann ich jetzt nicht mehr hingehen, um mir Antibiotika verschreiben zu lassen, da ich ja unter Quarantäne gestellt bin.
    Unser Oscar ist nun mal eine kleine Drama-Queen. Er will sich um mich kümmern, aber nur in der Art und Weise, wie Bette Davis es mit der verkrüppelten Joan Crawford in Baby Jane getan hat. Aber so weit kommt es erst, wenn ich nicht mehr im Vollbesitz meiner geistigen und körperlichen Kräfte bin. Heute Morgen hat er mir einen Fächer und ein Bettjäckchen aus dem Oxfam-Laden vorbeigebracht. Bei besagtem »Bettjäckchen« handelt es sich um ein uraltes, fleckiges limonengrünes Ungetüm mit Bändern am Halsausschnitt, die man zu einer Schleife binden kann. Es stinkt nach Kampfer, Karamell und schalem Zigarettenrauch. Es ist absolut widerlich, und er weigert sich, es in die Waschmaschine zu stecken, weil dies »die Geschichte dieses wunderbaren Kleidungsstücks mit seiner ihm innewohnenden Schönheit jäh zerstören« würde. Also sitze ich im Bett, fächle mir Luft zu und bin froh, dass er mir ein paar trockene Kekse hingestellt hat. Zumindest taucht später mein reizender Ehemann auf und serviert mir eine herzhafte Gemüsebrühe, und obwohl er mich für meinen Geschmack ein bisschen zu oft mit »Mylady« anspricht, als dass es noch witzig wäre, kennt er mich immerhin gut genug, um mir die Zeitung und einen frisch gespitzten Bleistift auf die Bettkante zu legen – für meinen täglichen, wenn auch leider fruchtlosen Versuch, das Kreuzworträtsel zu lösen, der regelmäßig damit endet, dass ich mich, mit ähnlich überschaubarem Erfolg, dem Sudoku-Rätsel Stufe eins zuwende.
    Dora hat mir am vorigen Abend einen Teller voll Krabbenchips (was haben meine Kinder eigentlich ständig mit diesem Krabbenzeug?) und Käsesticks ans Bett gebracht, die sie von ihrem Taschengeld gekauft hatte. Ich war zutiefst gerührt. Erstaunlicherweise bekamen wir das erste Mal seit einer halben Ewigkeit so etwas wie eine Unterhaltung zustande. Sie saß auf meiner Bettkante, und obwohl sie mir kaum in die Augen sehen konnte, beantwortete sie meine Fragen nach ihrem Tag. Zugegebenermaßen mürrisch, ausweichend und einsilbig, aber

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