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Irgendwas geht immer (German Edition)

Irgendwas geht immer (German Edition)

Titel: Irgendwas geht immer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn French
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solltest dich mal hören. Was ist, wenn sie einfach nur sexy ist und Punkt? Bedeutet das, dass sie zu diesem Job nicht zugelassen werden sollte? Nein. Natürlich nicht, aber ich werde das Gefühl nicht los, dass sie nicht dafür geeignet ist. Denn obwohl sie klug ist, entscheidet sie sich bewusst dafür, ihre potentielle sexuelle Macht in der Interaktion mit Männern oder Jungen einzusetzen. Offenbar hat sie es nie anders gelernt.
    »Anti-Fem« haben wir dieses Phänomen an der Uni immer genannt; das war unsere Umschreibung für Frauen, die sich im Umgang mit Männern komplett anders verhalten als mit Frauen. Sie verraten ihr gesamtes Geschlecht, indem sie in unterwürfiger, neckischer, koketter Weise mit Männern kommunizieren und uns alle damit um Jahrzehnte in die Vergangenheit zurückkatapultieren. Diese Signale sind in einem Arbeitsumfeld wie unserem ausnahmslos verkehrt. Und nicht nur in unserem, sondern auch in jedem anderen, es sei denn, man arbeitet in einer Strip-Bar. Also, Veronica, tu mir den Gefallen und bring diesen jungen Männern nicht bei, auf einer so frivolen Ebene mit dir zu interagieren. Bitte lass deine Klugheit sprechen, behalte deine Titten hübsch eingepackt dort, wo sie hingehören, und heb dir diese Unschuld-vom-Lande-Nummer fürs Schlafzimmer auf, wo du sie gern spielen kannst, solange du willst. (Ich persönlich finde ja, das Schlafzimmer ist der Ort, wo man nichts vorspielen sollte, doch jeder so, wie er mag.) Aber verkneif dir zumindest diese Tricks bei der Arbeit mit Jungs, von denen du ganz genau weißt, dass sie nicht damit umgehen können. Zeig ein bisschen mehr Klasse. Gib skeptischen Profis wie mir und vor allem den Männern keinen Grund, dich für ein Flittchen zu halten. Ein aufreizendes, oberflächliches Ding. Minderbemittelt. Schwach. Bedeutungslos. Stattdessen solltest du lieber deinen beachtlichen Verstand einsetzen und jeden Zweifel daran ausräumen, dass du eine hervorragende Therapeutin bist. Aber wieso beschäftigt mich das eigentlich so? Vielleicht sollte ich mich ja lieber um meinen Job kümmern und Veronica einfach machen lassen. Nur eben nicht bei meinen Patienten.
    Beim Hereinkommen werde ich von Lisa begrüßt, die, wenn ich nicht völlig danebenliege (was gänzlich ausgeschlossen ist), noch grummeliger ist als sonst. »Morgen«, grollt sie nur – nicht gerade der ideale erste Eindruck für eine Therapiepraxis für Kinder und Jugendliche. Sondern vielmehr das ideale Verhalten für eine furchtlose Survivalkämpferin. Lisa gleicht zunehmend dem unehelichen Kind eines Großwildjägers und eines Park Rangers. Allein beim Gedanken an all das Khaki … Im Lauf der Zeit hat ihre Arbeitskleidung immer mehr das Flair einer Kampfausrüstung angenommen; eine Entwicklung, die in meiner einwöchigen Abwesenheit mit geradezu beängstigender Geschwindigkeit vorangeschritten ist. Heute trug sie Militaryhosen, Wanderstiefel und ein kurzärmeliges beiges T-Shirt. Sie sah aus wie ein eifriger Nachwuchswächter in einem Safaripark. Nichts an ihr sagt: »Hallo, ich bin die Empfangsdame hier. Wie kann ich Ihnen helfen?«, sondern vielmehr: »Wenn du mich irgendwie provozierst, zerre ich dich ins nächste Gebüsch und röste dich über dem Feuer.« Also haben wir eine Killerin am Empfang und eine Schlampe im Therapieraum. So viel zum Thema Mädels in meiner Praxis.
    Mein Büro war noch genau so, wie ich es verlassen hatte, bis auf ein paar neue Akten und 126 Mails im Posteingang. George kam herein und schloss mich zur Begrüßung in die Arme.
    »Ah, die göttliche Mrs Battle, die vom Krankenlager zurückkehrt und Licht in unsere bescheidene Hütte bringt! Willkommen zurück, Mo, altes Haus. Wir haben dich echt vermisst.«
    Er trug ein geblümtes Hemd von Paul Smith, das ich schon einmal an ihm gesehen habe, das er aber nur anzieht, wenn er dringend Eindruck schinden muss. Allem Anschein nach kommt Veronica immer noch regelmäßig in den Genuss, ihm zusehen zu dürfen, wie er sich in die Brust wirft.
    In diesem Moment schwebte sie an der Tür vorbei und winkte mir zu. »Hi, Maureen, wie wunderbar, Sie zu sehen!« Sie trug ein türkisfarbenes indisches Top mit Smokeinsatz und tiefem Ausschnitt und eine weiße Hose dazu. Vielleicht findet sie ja, unsere Praxis könnte ein wenig Mittelmeerkreuzfahrt-Flair vertragen. Genug. Das reicht jetzt. Pack deine Giftspritzen wieder ein, Mo.
    George bat mich in sein Büro, um mich gemeinsam mit den beiden Praktikanten vor dem ersten Termin auf den

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