Irgendwas geht immer (German Edition)

neuesten Stand zu bringen. Ich nahm meinen Schreibblock und folgte ihm den Korridor hinunter. Ich liebe meinen Schreibblock, besser gesagt die Lederhülle, die nach dreißig Jahren an der Therapeutenfront herrlich alt und abgenutzt aussieht. Mein reizender Ehemann hat sie mir als Geschenk zum bestandenen Examen überreicht. Sie fühlt sich perfekt auf meinem Schoß an, hat eine Halterung für den Block und eine Lasche für den Kugelschreiber. Sie sorgt dafür, dass die Patienten nicht auf meine Notizen schielen können, ohne jedoch feindselig auf sie zu wirken. Sie ist alt und vertrauenswürdig, wie ein guter Freund. Für mich und meine Patienten.
    George saß an seinem Schreibtisch, während wir auf den Sesseln Platz nahmen – ich, das türkisfarbene Törtchen und Noel, mein neuester Schatten. Er wirkt sehr nett, nicht zu forsch, sondern selbstbewusst und angenehm. Ich mag Neuseeländer. Sie haben so etwas Frisches an sich. Dora hat mir erzählt, dass er wie Crocodile Dundee aussieht. Aber das stimmt nicht. Er erinnert mich eher an einen Kricketspieler. Er ist so groß und schlank, wie man es von diesen Typen kennt, und verströmt dieselbe entspannte Lässigkeit. Er scheint großen Respekt vor mir zu haben. Ja, ich glaube, wir werden uns gut verstehen, und außerdem ist er ja nur für ein Jahr hier. Ärgerlich wird es nur, wenn er sich zu sehr an mich klammert, wenn er sich einmischt oder arrogant wird. Für alle Fälle habe ich meine mentale Maginot-Linie bereits errichtet, doch bislang scheine ich sie nicht zu brauchen. Ein Glück.

EINUNDZWANZIG
    DORA
    Dinge, die ich an mir hasse:
    1. Ich bin fett
Fettes Gesicht, fette Nase, fetter Hals, fette Ohren, fette Augen, fetter Bauch, fette Arme, fette Hüften, fette Schenkel, die fettesten Knie der Klasse, fette Waden, fette Füße, fette Zehen. Das einzig Nichtfette an mir sind meine Haare, obwohl ich froh wäre, wenn sie ein bisschen mehr Fett hätten.
    2. Ich bin hässlich
Augen unterschiedlich und viel zu klein. Narbe über der Augenbraue vom Rollersturz. Eklige Pickel. Schuppen. Zähne unregelmäßig und gelb, egal wie oft ich sie putze. Achtfachkinn. Mein Hals sieht wie eine Vorhaut aus. Glaube ich zumindest, ich kann es aber nicht genau sagen, weil ich noch nie eine gesehen habe. Arme wie ein alter, fetter Wrestler im Ruhestand. Mit Cellulite überall. Meine Titten sind zu klein und zeigen nach oben. Die Nippel sind nicht gleich und sehen wie verschrumpelte Aprikosen aus. So was kann man doch niemandem zeigen. NIEMALS . Mein Oberkörper ist im Verhältnis zu den Beinen viel zu lang. Potthässliche Taille, die aussieht, als hätte man die von drei hässlichen Frauen mit Klebeband zusammengeschnürt. Auch sie kann ich niemals zeigen. Möse – total abartig hässlich. Wie frisch von der Wursttheke. Ich fasse es nicht, dass so was normal sein soll. Viel zu viele Falten. Igitt! Herzeigen? NIEMALS ! Beine wie Baumstämme ohne jede Form. Schienbeine haben eine total komische Farbe, käsig mit roten Flecken. Meine Füße sind viel zu groß und sehen wie Flossen aus. Winzige Zehennägel, manche noch nicht mal sichtbar. Hände, Finger, Nägel – alle komplett deformiert.
    3. Ich habe überall Haare
Ich sehe wie dieser mexikanische Wolfsjunge aus. Augenbrauen zu dicht und mit viel zu langen Haaren. Koteletten wie Mr Darcy. Haare über der Oberlippe. Feine Härchen am Kinn. Haare in den Nasenlöchern. Eklige Haarbüschel unter den Achseln. Haare auf den Unterarmen. Haare auf der Möse – links und rechts an den Seiten und hart wie Draht. Haare in der Arschfalte! Nicht viele, aber trotzdem. Oh Gott, ich bin so eklig! Haare auf den Beinen, von oben bis unten. Haare auf den Zehen. Wie ein Hobbit. Alle oben genannten Haare werden täglich mit Dads Rasierer entfernt. Mum sagt, Wachs sei besser, aber ich kann nicht jedes Mal warten, bis sie lange genug sind. Haare, überall Haare!
    4. Haut
Trockene Haut an Knien, Ellbogen, Kopfhaut und Füßen.
Ölige Haut im Gesicht.
Ekzeme an Ellbogen, Knien und Kniekehlen.
Pickel – überall im Gesicht und auf dem Rücken.
Schorf – Kopfhaut, eine Stelle auf dem Arm, zwei an den Beinen.
Porridge-Cellulite – Bauch, Beine, Oberarme.
Farbe – meistens gräulich-käsig oder knallrot.
Ausnahme: Möse – merkwürdig braun und dunkellila.
    5. Kopfhaare – normalerweise widerlich braun und lockig
Blonde Strähnchen, die aber superscheiße aussehen. Außerdem habe ich nicht genug Geld, um oft genug zum Friseur zu gehen, so dass man