Irgendwas geht immer (German Edition)
Welt auf diese ganz eigene, individuelle Weise zu präsentieren. Und das ist überaus famos.
Der Vater setzte mich vor Rowes Haus ab und hob zu seinem gewohnten, wenn auch völlig überflüssigen Vortrag über Drogen und Alkohol und dergleichen an. Sehr bezaubernd. Rowes Eltern waren vernünftig genug, die Party ihres Sohnes nicht mit ihrer Anwesenheit zu beehren, sondern hatten sich in ein Sommerhäuschen im Garten zurückgezogen, von wo aus sie jeden neu eintreffenden Gast mit ungestümem Winken empfingen. Rowe, dem das Ganze fürchterlich peinlich war, zog die Vorhänge zu und tauchte das Wohnzimmer in schummriges Licht, was die Anwesenden zu sofortigen sexuellen Aktivitäten animierte, und da die Party bei meinem Eintreffen gegen neun Uhr bereits eine gute Stunde im Gange war, konnte ich die lustvolle Spannung nahezu mit Händen greifen.
Die meisten meiner Schulkameraden sind wie gelähmt vor Furcht, wenn sie einem lebenden weiblichen Wesen gegenüberstehen. Die armen Wichte haben die Tendenz, in wilde Prahlereien zu verfallen oder die Prahlereien über ihre zahllosen, ihrer Phantasie entsprungenen Eroberungen selbst zu glauben, doch kaum befinden sie sich in der Gegenwart einer der erwähnten jungen Damen, entpuppen sie sich als hoffnungslos inkompetente Tölpel. Nicht einer von ihnen wäre in der Lage, seiner Angebeteten auch nur mit einem Mindestmaß an Souveränität und weltmännischem Gehabe den Hof zu machen. Hat sich denn keiner dieser jungen Dummköpfe an einem müßigen Samstagnachmittag Frühstück bei Tiffany, Begegnung oder Bettgeflüster angesehen?
Doch es scheint, als bestünde ohnehin keinerlei Notwendigkeit des Werbens, da die Art junger Damen, die sich üblicherweise zu derlei geschmacklosen Zusammenkünften einfindet, nur allzu bereit ist, sich der Lasterhaftigkeit hinzugeben. Noch bevor die Vorhänge zugezogen waren, hatten sie sich bereits auf ihre männlichen Opfer gestürzt wie die Ameisen auf ein offenes Glas Marmelade. Beim Anblick ihrer zielstrebigen Vorstöße konnte ich nur mutmaßen, dass sie ihre Angriffsstrategien bereits Tage zuvor bis ins kleinste Detail geplant hatten. Die jungen Herren hatten keinerlei Gelegenheit, Widerstand zu leisten, sondern lehnten sich zumeist zurück und aalten sich hemmungslos in der Aufmerksamkeit, die sie keineswegs verdienten.
Ich bin bitterst enttäuscht von diesen jungen Damen, die den jungen Männern durch ihr Verhalten lediglich demonstrieren, dass sie keinerlei Anstrengungen unternehmen müssen, um ans Ziel zu gelangen. Stattdessen benehmen sie sich weiterhin wie eine Herde dummer Ochsen, obwohl genau dies um jeden Preis verhindert werden sollte.
Nun, doch all dies brauchte mich nicht zu kümmern, hatte ich mich doch lediglich auf die Position eines Beobachters zurückgezogen, der das mittlerweile einer römischen Orgie gleichende Szenario verfolgte. Nach einer Weile beschloss ich, mich dem Anblick der zuckenden Leiber nicht länger auszusetzen. Stattdessen zog ich mich auf eine Schaukel im Garten zurück, um über den Mangel an Stolz der heutigen Generation zu sinnieren und mich am Anblick der untergehenden Sonne zu erfreuen. Wieder winkten Rowes Eltern mir aufgeregt zu, worauf ich zurückwinkte, doch wahrten wir unsere Grenzen, und keiner machte Anstalten, sich dem anderen zu nähern.
Ich gebe zu, dass ich nicht mit dem gerechnet hätte, was als Nächstes geschah: Die Attraktivsten und Beliebtesten unter den jungen Damen folgten mir hinaus in den Garten, eine nach der anderen. Wie es scheint, waren sie diese liederlichen Vergnügungen letzten Endes doch sehr schnell leid geworden. Kein Wunder. Schließlich fehlt derlei Vergnügungen doch das lustvolle Element der Eroberung, des Triumphs. Es stellt keinerlei Herausforderung dar, diese hilflosen, passiven Dummköpfe für sich zu gewinnen. Deshalb wurde den Damen schnell langweilig, also kamen sie nach draußen, auf der Suche nach einem Opfer, das eine größere Herausforderung darstellte und offen gestanden durch etwas mehr Geist und Esprit beeindruckte, das sie umkreisten wie ein Schwarm Bienen eine exotische Blume. Etwas an meinem bemerkenswerten Mangel an Interesse für sie scheint eine geradezu magische Anziehungskraft auf sie auszuüben. Ich bin gewissermaßen die Sirene, die sie mit ihrem Gesang zu meinen Felsen lockt. Und genau das bin ich, ein Fels, hart wie Granit, denn ich kann ihnen nichts bieten als eine flüchtige, zuweilen höchst unerfreuliche Begegnung mit der Spitze meiner
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