Irgendwas geht immer (German Edition)
scharfen Zunge. Unbeirrt von meiner gefährlichen Schroffheit, scharten sie sich um mich und ließen sich nur allzu bereitwillig auf der scharfen Schneide meines Schwertes nieder.
Ich gebe zu, dass es zu meinen größten Vergnügungen gehört, meine Fähigkeiten vor einem hungrigen Publikum unter Beweis zu stellen. Und diese Mädchen waren nicht nur hungrig, sondern regelrecht gierig und ausgedörrt. Sie lechzten nach jedem noch so kleinen Fitzelchen der Unterhaltung und genossen meinen freimütigen Diskurs in vollen Zügen. Selbst der vagste Anflug von scharfzüngigem Witz löste eine wahre Kakophonie von Kicherlauten aus, und besonderen Anklang fanden meine hitzigen Ausführungen boshaftesten Klatsches, von dem ich mehr als genug zu liefern habe.
Auch ich konnte mich dem Charme dieser hinreißenden Geschöpfe nicht gänzlich entziehen. Kaum unterhält man sie mit heiteren Anekdoten, zeigen sie sich überaus bereit, den geneigten Zuhörer mit pikanten Details über Mode und Schönheit zu versorgen. So ergingen wir uns in aller Ausführlichkeit in Empfehlungen über die neuesten auf dem Markt befindlichen Eyeliner und sonstigen Accessoires, diskutierten die Vorzüge des Strumpfgürtels und verfluchten den Hersteller von Spanx-Formwäsche, der die Trägerin zu einem Leben in qualvoller Enge verdammte.
Die Mädchen und ich vergnügten uns eine halbe Ewigkeit mit dem jüngsten Klatsch und anderen Frivolitäten, während der Mondschein silbrig ihr glänzendes Haar erhellte. Die jungen Herren hatten sich unterdessen zusammengerottet und beobachteten uns frustriert und eifersüchtig von der Terrasse aus. Erst nach Stunden des einträchtigen Plauderns machte einer nach dem anderen Anstalten, den Heimweg anzutreten.
Und dann geschah es: Jemand zerrte mich ins Gebüsch, und ehe ich michs versah, befand ich mich in den Fängen zweier recht ansehnlicher junger Damen, die mich auf den Mund zu küssen versuchten. Es war nie mein Ansinnen, unhöflich zu wirken, deshalb ergab ich mich geschlagene vierzig Minuten den leidenschaftlichen Umarmungen, Liebesbissen und reichlich forschen Zungenspielen. Es war eine höchst atemlose, geradezu fieberhafte Begegnung, in deren Verlauf ich ihre winzigen zarten Hände spürte, die sich hektisch an meiner Kleidung zu schaffen machten, doch kann ich sie alles in allem als keineswegs unangenehm beschreiben.
Zum Glück kam es nicht zum Äußersten, so dass mein Desinteresse nicht öffentlich sichtbar wurde. Ich hätte es verabscheut, vor diesen wunderbaren jungen Damen wie ein ungezogener, undankbarer Flegel dazustehen. Es ist nur, herrje, nun ja, sie vermochten unglücklicherweise nicht, mein Blut so recht in Wallung zu versetzen. So leid es mir auch tat, keine von ihnen konnte meinem Geliebten das Wasser reichen. Am Ende werde ich reich belohnt werden, wenn ich die Arme um meinen geliebten Schatz legen werde. Noel. Er ist mein Paradies, und für mich gibt es keinen außer ihm. Gewiss gibt es Menschen, die unken, dass ich nach dem Unmöglichen strebe, doch ich bin sicher, dass ich erst dann wahres Glück empfinden kann, wenn er mein ist.
Bis es so weit ist, werde ich wohl noch häufiger Ziel unaufgeforderter Annäherungsversuche junger Damen sein. Heute glühen meine Lippen von ihren Küssen, deshalb werde ich mir Ruhe gönnen und sie mit frischer Milch verwöhnen; möglicherweise gebe ich noch ein paar Löffel Kakao hinzu, um das Ganze etwas genießbarer zu machen. Ich bete, meine Lippen werden eines Tages geschwollen von den leidenschaftlichen und eindringlichen Küssen meines heimlichen Geliebten sein. Allein wenn ich daran denke, überlaufen mich wohlige Schauder.
VIERZIG
DORA
Immer noch Jungfrau.
Nächste Woche steht meine Praxisprüfung in Ernährungslehre an, und – Überraschung! – Mum hat eine Ausgabe meines Lehrbuchs gekauft und mir aufs Bett gelegt, um mir zu zeigen, dass es »keine Ausreden« gibt, nicht zu lernen. Ja, ist ja schon gut, ich hab’s kapiert. Ich bin schließlich kein Vollidiot und weiß selbst, dass ich jede Menge Stoff zu pauken habe. Deshalb fahre ich ja zur Lernwoche, du dumme Nuss. Das ist mein beschissenes Leben, wieso hältst du dich also nicht verdammt noch mal einfach raus?! Gerade ist sie unten und denkt, ich lerne, bis mir der Kopf raucht. Ist doch mir egal.
Okay. Ich habe mir Gedanken über meinen Geburtstag gemacht, wegen des ganzen Drumherums und so. Meine Eltern, diese elenden Geizkragen, meinen, dass es zu teuer wird, einen Raum in einem
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