Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Irgendwas geht immer (German Edition)

Irgendwas geht immer (German Edition)

Titel: Irgendwas geht immer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn French
Vom Netzwerk:
Unterbelichtung darstellt, die sich unsere Schule nennt. Ich schäme mich dafür, dass diese glorreichen Herren demselben Geschlecht angehören wie ich, und es ist ein unbeschreiblicher Genuss, Momente wie diesen zu erleben, in denen sie meine offenkundigen Feinde sind und sich als unleugbare Kulturbanausen entblößen.
    Der Vater und ich bildeten neben einer Reihe weiterer Furchtloser die Vertreter meines Jahrganges. Ich erspähte Wilson mit seiner Mutter, ein blasses, zartes Persönchen, an einem weniger günstig positionierten Tisch ein gutes Stück weiter hinten. Wilsons Mutter ist ein überaus scheues Wesen, für die dieser Abend unübersehbar der Inbegriff des Höllenfeuers darstellte. Ich entschuldigte mich und machte mich auf zu ihrem Tisch. Auf dem Weg dorthin spürte ich bereits, wie mich Gewissensbisse über meine Indiskretion beschlichen und mich zu überwältigen drohten. Um ein Haar wäre ich stehen geblieben und hätte kehrtgemacht, aus Verlegenheit, ihnen unter die Augen zu treten. Doch etwas gebot mir, weiterzugehen. Aufrichtige Reue vielleicht?
    Ich beugte mich vor und hauchte: »Ich hoffe, Sie mögen mir verzeihen, doch ich komme nicht umhin zu bemerken, dass Sie von Gaunern und Schurken umgeben sind, in deren Gesellschaft es höchst unwahrscheinlich ist, dass Sie an diesem wunderbaren Abend den rechtmäßigen Sieg davontragen werden. Es ist von größter Bedeutung, dass wir diese Lehrer, diese elenden Tagediebe, in ihre Schranken weisen, um den Dimbleby Quiz Cup zurückzugewinnen, den sie uns im letzten Jahr so schmählich entrissen haben. Zu diesem Zweck möchte ich Sie, Mrs Wilson, und Ihren einzigartigen Sohn an unseren Tisch dort drüben einladen. Zwei so herausragende Mitstreiter wären eine wunderbare Bereicherung für uns, und wir wären Ihnen überaus dankbar für Ihre geschätzte Unterstützung. Erweisen Sie uns die Ehre …?«
    Zum Glück erklärten sich die beiden bereit und folgten mir zu unserem weitaus vielversprechender besetzten Tisch. Der Vater zeigte sich prompt von seiner charmanten Seite und erhob sich, um sie zu begrüßen. Die beiden machten es sich bequem, sodann schickte ich den Vater zur »Bar«, um einen Krug Orangensaft und eine Auswahl an Keksen zu besorgen, die für unser leibliches Wohl sorgen sollten.
    Der Wettbewerb ging zuweilen recht hitzig vonstatten, hatte jedoch auch seine heiteren Momente – wobei mein Lieblingsmoment jener war, als Cooper, der alte Sack, seine grenzenlose Unwissenheit darlegte, indem er irrigerweise einen »Autokraten« für einen »Aristokraten« hielt. Dabei hätte er doch tatsächlich, wie Wilson bemerkte, um ein Haar »Aristocat« gesagt. Was bei genauerer Überlegung sogar noch besser, zumindest jedoch wesentlich amüsanter gewesen wäre. Unser Tisch entpuppte sich jedenfalls als um Längen klüger als nahezu alle anderen.
    Starke Konkurrenz jedoch stellte der Tisch des Schulleiters dar, der unerlaubterweise seine beiden Söhne als Unterstützung herbeizitiert hatte, die weder der Schülerschaft noch dem Lehrkörper angehören. Beide haben bereits ihre Abschlüsse in der Tasche und sind mit durchaus beachtlicher Intelligenz und Sachkenntnis gesegnet. Unnötig, zu erwähnen, dass sie niemals unsere Schule besucht haben, was ihnen zweifellos zum Vorteil gereicht. Ihre schiere Anwesenheit war mir Beweis genug, dass unser Herr Rektor mit der Anwendung unlauterer Methoden durchaus vertraut ist. Es ist wohl keine allzu große Überraschung, dass er allerorts nicht gerade großen Respekt genießt, dennoch konnte niemand leugnen, dass sein Tisch den durch nicht rechtmäßig erworbene Punkte erlangten Vorsprung mit besorgniserregender Geschwindigkeit ausbaute. Ich konnte nicht glauben, welches Glück sie mit ihren Fragen hatten, von denen eine lautete: Name des Premierministers! Grundgütiger! Es musste sich um ein abgekartetes Spiel handeln, kein Zweifel. Allerdings könnte man die Frage angesichts der jüngsten Personalfluktuation in Regierungskreisen als durchaus diffizil bezeichnen.
    Der Vater zeigte einiges an Sachkenntnis in Sportfragen, wohingegen Wilsons Mutter durch ihr Wissen in allem brillierte, was Geschichte und Kochkunst anbetraf. Sie und der Vater schienen sich glänzend zu verstehen. Offen gestanden habe ich ihn schon lange nicht mehr so herzlich lachen gesehen, von Wilsons Mutter ganz zu schweigen. Vermutlich bietet sich im Würgegriff derart unendlicher Traurigkeit nur sehr selten der Anlass, in Gelächter auszubrechen. Doch

Weitere Kostenlose Bücher