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Irgendwas geht immer (German Edition)

Irgendwas geht immer (German Edition)

Titel: Irgendwas geht immer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn French
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sogar noch ein wenig ausgeschmückt, um ein bisschen mehr Pepp hineinzubringen und ihr etwas zu geben, worauf sie sich stürzen konnte. Ich habe ein bisschen dramatisiert, damit mein eigenes Leben spannender klang, als es in Wahrheit war. Wie erbärmlich! Wobei mich die Flunkerei an sich nicht störte, sondern vielmehr die Tatsache, dass ich meine eigene Mutter in die Irre führte. Wozu? Um Eindruck zu schinden? Ich bin nicht davon abhängig, dass Mum alles gut findet, was ich mache. Aber offensichtlich läuft alles besser, wenn meine Mutter stolz auf mich und mit mir als Mensch zufrieden ist, was der Fall ist. Das weiß ich. Und ich versuche auch nicht, bei ihr zu punkten oder so. Ich weiß ganz genau, dass sie große Stücke auf mich hält.
    Ich ging nur hin, um ein bisschen mit ihr zu plaudern. Mehr nicht. Und diesmal hatte ich mich auch lange genug im Voraus angekündigt, so dass sie Gelegenheit gehabt hatte, ihren berühmten Rote-Bete-Kuchen für mich zu backen. Folglich mussten wir uns nicht mit trockenen Ersatzkeksen zufriedengeben. Der Guss war der blanke Wahnsinn – leuchtend rosa und unfassbar lecker.
    Als ich ihr längst ins Netz gegangen war, gerade einen neuen Bissen vom Kuchen genommen hatte und mich nicht wehren konnte, schlug sie zu.
    »Und, was gibt es Neues?«, erkundigte sie sich. Eine scheinbar harmlose, unverfängliche Frage, aber ich kenne Pamela. Sie wollte mich nur dazu bringen, die Kiste meiner Privatsphäre zu öffnen, damit sie nach Herzenslust darin stöbern konnte.
    »Nicht viel, Mum. Es geht uns allen bestens.«
    »Ach ja?«
    »Ja.«
    »Okay, wenn du nichts sagen willst, ist das völlig in Ordnung, aber ich sehe dir an der Nasenspitze an, mein Fräulein, dass da etwas ist. Und ich werde so lange warten, bis du bereit bist, es mir zu sagen.«
    Bis jetzt wissen nur zwei Menschen von dem katastrophalen Vorfall in meinem Leben. Er und ich. Ich kann mir nicht vorstellen, jemandem mein Herz auszuschütten, obwohl ich es mir sehnlichst wünsche. Ich war hin und her gerissen. Auf der einen Seite wollte ich ihr natürlich am liebsten alles erzählen, von diesem Tumult, der in mir tobte. Ich sehnte mich nach einer Vertrauten, nach jemandem, dem ich von meiner Verzückung erzählen konnte, die mich allein bei der Vorstellung überfällt, dass ein so wunderbarer Mann mich so sehr will. Am liebsten wollte ich überschwänglich davon schwärmen, in sämtlichen Einzelheiten, ich wollte kichern und lachen, ihr bis ins kleinste Detail schildern, was vorgefallen war, während sie staunend lauschte. Ich wollte zusehen, wie sich ihre Augen vor Verblüffung weiteten, und dabei wollte ich wieder und wieder »Ich weiß ja, ich weiß ja« sagen. Aber ich konnte es nicht. Es ist nicht so einfach, wie es aussieht. Weil es bedeuten würde, sie in die tiefsten Tiefen meines Innern vordringen zu lassen, wo sie nicht hingehört und wo es gefährlich für sie werden könnte. Dort, wo ich einen schrecklichen Verrat begehe und die Realität meines Lebens beiseiteschiebe.
    Also aßen wir Kuchen und tranken Tee. Es herrschte beklemmende Stille. Der Kuchen und der Tee schmeckten göttlich. Das Schweigen war entsetzlich. Ich unternahm mehrere halbherzige Versuche, ihr banale Fragen nach ihrem eigenen Leben zu stellen, doch mehr als ein paar einsilbige Antworten waren nicht aus ihr herauszuholen. Sie weigerte sich strikt, sich Sand in die Augen streuen zu lassen.
    »Und, wie geht’s Janice?«, fragte ich.
    »Wie immer. Danke«, antwortete sie.
    »Okay. Und hast du im Moment viel zu tun?«
    »Ja. Danke, Mo, ich habe viel zu tun.«
    »Warst du diese Woche schon in der Stadt?«
    »Ja, in der Stadt. Danke.«
    Und dann ließ sie die Katze aus dem Sack. »Gestern war dein Mann hier, Mo. Und ich glaube nicht, dass er nur hergekommen ist, um Whiskey-Kuchen zu essen. Er hat auch nicht viel gesagt, aber was er gesagt hat, hat mir beinahe das Herz gebrochen.«
    »Ach ja?« Ich bemühte mich um eine leidenschaftslose Miene.
    »Ja. Er sagte, er fühle sich so allein und verloren.«
    »Aha. Sehr interessant.«
    »Möchtest du vielleicht etwas dazu sagen? Oder willst du lieber weitermachen und so tun, als würdest du es nicht merken?«
    Man sollte sie der Hexerei anklagen und im Teich ertränken. Sie wusste Bescheid. Irgendetwas wusste sie. Weshalb sollte mein reizender Ehemann sie ganz allein besuchen? Ich weiß, dass die beiden eine enge Freundschaft verbindet, aber sollte meine Mutter nicht in meinem Team spielen? Ich muss zu meiner

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