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Irgendwo dazwischen (komplett)

Irgendwo dazwischen (komplett)

Titel: Irgendwo dazwischen (komplett) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Freytag
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wusste ich das nicht. Also
nicht, dass ich neunzehn bin, sondern, dass ich mich zu Frauen hingezogen
fühle. Wobei das vielleicht so nicht stimmt. Vielleicht wusste ich es schon,
habe es mir nur nicht eingestehen wollen. Ich weiß nicht, woran es liegt. Ich
weiß es wirklich nicht. Vielleicht hat es mit meiner Mutter zu tun. Sie hat
meinen Vater wegen einer Frau verlassen. Genauer gesagt wegen ihrer
Yogalehrerin. Ihr fehlte etwas, obwohl sie nach außen hin alles hatte. Ein
nettes Reihenhaus, einen guten Job, eine bezaubernde kleine Tochter, einen
liebevollen Ehemann. Doch sie fühlte sich leer. Manchmal denke ich, mir fehlt
auch etwas... Bevor ich mir eingestanden habe, dass ich auf Frauen stehe,
dachte ich, ich wäre vielleicht einfach prüde oder nicht gut im Bett. Es war
nicht so, dass ich kein gutes Verhältnis zu mir und meinem Körper hatte. Im
Nachhinein denke ich, dass ich dieses Geheimnis sogar vor mir selbst
verheimlicht habe.
    Ich hatte Sex mit einigen Kerlen, und es hat auch gut getan, ich
meine, ich empfand es als schön. Aber so berauschend, wie ich mir das gedacht
hatte, war es auch nicht. Nicht ein einziges Mal... Ich hatte oft Sex –
vielleicht auch deswegen, weil ich dachte, irgendwann muss ja mal einer dabei
sein, der es mir richtig besorgt. So wie in den ganzen Filmen, in denen ein
Mann auf einer Frau liegt und sie vergeht unter seinen Bewegungen. Ich hatte
viele. Frei nach dem Motto, wenn Qualität versagt, muss eben die Quantität
herhalten.
    Irgendwie hat das aber nicht ganz hingehauen. Es lief jedes Mal
ziemlich ähnlich ab. Wir ziehen uns aus, mal schneller, mal langsamer, wir
küssen uns, mal intensiver, mal sanfter, ich erforsche seinen Körper, er
berührt meinen, und irgendwann hole ich ihm einen runter, er haucht mir ins
Ohr, dass er mich will, und ich denke, dass ich ihn auch will. Er dringt in
mich ein und ich genieße es, die Bewegungen und den Rhythmus zu spüren, doch so
richtig in Ekstase bringt mich das alles nicht... Er wird schneller, dann spüre
ich es in mir pumpen, und ich weiß mal wieder, dass es das ja wohl nicht sein
kann... und ich kann nicht einmal behaupten, dass diese Kerle nicht gut im Bett
waren. Ich weiß es nicht. Vielleicht wäre jede andere Frau begeistert gewesen.
Deswegen dachte ich, ich wäre einfach nicht gut im Bett oder prüde oder ich
könnte mich nicht fallen lassen... Einige haben sich tatsächlich richtig ins
Zeug gelegt... Einer hat mich so lange geleckt, dass ich irgendwann einen
Orgasmus vortäuschen musste, sonst wäre er wohl heute noch zwischen meinen
Beinen beschäftigt.
    Und ich hatte auch mal eine Beziehung, aber wenn ich ganz ehrlich
bin, dann war diese Beziehung weit entfernt von dem, was man prickelnd nennen
könnte. Wenn ich sie in einem Wort beschreiben müsste, käme mir spontan bequem in den Sinn. Es gab bisher nur einen einzigen Kerl, der es geschafft hat, dass
ich tatsächlich daran gezweifelt habe, lesbisch zu sein. Zumindest für einen
Abend. Und zwar Paul.
     
    Lili
    Ein wenig enttäuscht sehe ich aus dem Fenster. Ich hätte schon mit
Emmas Erscheinen gerechnet. Und immer wieder frage ich mich, ob Elias auf die
Frage Ich nehme an, Sie sind ihr Freund? wirklich mit Leider nicht geantwortet hat, oder ob ich mir das zusammenreime, weil ich einen Schlag auf
den Kopf bekommen habe. Und jedes Mal wenn ich mich das frage, beschleunigt
sich mein Herzschlag, obwohl ich von Elias doch gar nichts will... Und er von
mir doch auch nicht. Er hat sicher eher gesagt Bin ich nicht und nicht Leider
nicht . Doch kaum denke ich das, hoffe ich, dass ich mich nicht verhört
habe.
    Ich war einmal in Elias verliebt. Ziemlich lange sogar. Über
eineinhalb Jahre habe ich kaum einen Piep raus gebracht, wenn er in der Nähe
war. Emma hat mich immer deswegen aufgezogen. Damals hatte er eine Freundin.
Giselle. Eine kleine, braungebrannte Französin. Er konnte die Finger nicht von
ihr lassen. Gott, habe ich sie gehasst. Irgendwann habe ich dann eingesehen,
dass diese Schwärmerei mich nirgends hinbringt und habe Emmas Zuhause
kurzerhand gemieden. Und weil man sich mit neuen Umständen anfreundet, habe ich
mich nach ein paar Monaten in Leon verliebt. Doch Leon war ne Flasche und ich
habe die rosa Brille schneller wieder abgesetzt als geplant. Dann dachte ich,
mich in Klaus aus der Parallelklasse verliebt zu haben, was aber nicht stimmte.
Ich war verliebt in den Gedanken, einen Freund zu haben, und weil Klaus an mir
interessiert war, dachte ich, die Gefühle

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