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Irgendwo dazwischen (komplett)

Irgendwo dazwischen (komplett)

Titel: Irgendwo dazwischen (komplett) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Freytag
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nicht, dass sie es
jetzt immer noch ist. Sie ist schließlich in Clemens verliebt. Und auch das ist
ein Thema, an das ich lieber nicht denken möchte, denn sonst sitze ich gleich
wieder bis zum Hals in wohl verdienten Schuldgefühlen.
     
    Marie
    Ich fühle mich allein. Und das eigentlich chronisch. Und es ist
nicht so, dass ich keine Menschen in meinem Leben hätte, die mir etwas
bedeuten. Ich habe eine tolle Mutter, ich verstehe mich super mit ihrer
Freundin, und ich habe enge Freunde. Und doch fühle ich mich allein. Es ist
schrecklich, sich unter vielen Menschen alleine zu fühlen. Es ist schrecklich
in Gesellschaft einsam zu sein. Ich bin anders. Und das war ich immer.
    Ich habe Lili. Aber eben nicht so, wie ich mir das wünsche. Sie
ist auch der Schlüssel, warum ich endlich kapiert habe, warum es mir nicht viel
gibt, wenn Männer auf mir herumturnen. Es war eigentlich ein ganz gewöhnlicher
Abend. Aber ist das nicht immer so, bis dann etwas Ungewöhnliches passiert? Wie
auch immer, ich war bei Lili. Sie ist nicht nur irgendeine Freundin. Sie ist
meine beste Freundin. Wir haben ferngesehen. Und dann haben wir uns ewig
unterhalten, im Hintergrund lief noch der Fernseher. Nach einer Weile hörten
wir lautes Stöhnen und wandten uns zum ersten Mal wieder dem Programm zu. Es
lief ein billiger Porno. So ein Filmchen ohne Handlung, ohne jeden Hintergrund.
Sowas wie, eine Hausfrau hat Probleme mit dem Geschirrspüler, ruft den Klempner
und der kommt, um das leckende Rohr zu stopfen. Und auch wenn wir beide betont
angewidert waren, konnten wir dennoch nicht wegsehen. Das könnte daran liegen,
dass wir überhaupt nicht angewidert waren. Doch mit vierzehn ist man eben so.
Das Stöhnen der Frau, ihr gieriger Blick und ihre Brüste erregten mich. Der
Klempner hingegen war eher überflüssig. Ich weiß nicht, warum ich mich getraut
habe, doch ich fragte Lili, ob wir wirklich Freunde wären. Sie hat genickt. Dann
habe ich sie gefragt, ob sie es auch so sieht, dass man sich vor Freunden für
nichts schämen muss. Und wieder hat sie genickt. Und nach einer kleinen Weile,
in der ich Lust gegen Vernunft abwägte, öffnete ich meine Jeans und fing an
mich selbst zu befriedigen. Ich hatte Angst, dass Lili mich jeden Moment
anschreien würde. Doch sie sagte nichts. Ich denke, sie war fassungslos.
Vielleicht aber auch ein einfach so perplex, dass sie keinen Ton raus brachte.
Ihr Schweigen war fast noch schlimmer als ihr potentielles Schreien. Ich kann
mich noch genau erinnern. Die Hausfrau schreit vor Lust, krallt dem Klempner
ihre roten Fingernägel in den Rücken und bebt vor Verlangen. Und Lili sitzt nur
regungslos neben mir. Dann halte ich inne und schaue sie an. Ich sage ihr, dass
sie sich vor mir für nichts schämen muss, dass sie mir vertrauen kann. Dann
mache ich weiter, hoffe, dass sie auch anfangen wird, habe Angst, dass sie es
nicht tut. Nach einem kleinen Moment jedoch öffnet sie ihre Jeans und gleitet
mit den Fingern zwischen ihre Beine. Nie zuvor war ich so erregt. Sie erregt
mich, nicht der Film. Zu sehen, wie sie kommt, macht mich fertig.
    In den folgenden zwei Jahren schauen wir immer häufiger solche
banalen Filmchen. Und während Lili wirklich vom Film erregt ist, beobachte ich
nur sie im Augenwinkel. Und manchmal erscheint es mir so, als würde auch sie
einen Blick zu mir riskieren.
    An einem dieser Abende habe ich all meinen Mut zusammen genommen
und ihr gesagt, dass ich mich zu Frauen hingezogen fühle. Sie schenkte mir ein
sanftes Lächeln und sagte, es sei ihr egal. Und dann gestand ich ihr, dass sie
diejenige sei, die mich über alle Maßen erregte. Ich habe nicht gedacht,
sondern gehandelt. Es ist einfach passiert. Im Hintergrund das laute,
künstliche Stöhnen der Darstellerin, im Vordergrund die knisternde Erotik
zwischen uns. Ich weiß nicht, was genau es war, doch ich küsste sie. Und zu
meinem Erstaunen drückte sie mich nicht von sich. Wenn ich die Augen schließe,
kann ich den Kuss noch spüren. Erst ist er zurückhaltend, dann wird sie
fordernder. Ich wusste immer, dass sie gut küssen würde, doch was dieser Kuss
in mir auslöst, ist einfach unbeschreiblich. Ich denke nicht an die Folgen,
genieße nur den Moment. Ich ziehe ihr Oberteil aus, dann meines. Dann schaue ich
sie an. In ihrem Blick Verstörtheit und Erregung. Als sie nichts sagt, öffne
ich ihren BH. Ihre Brüste sind groß und wunderschön. In diesem Moment kann ich
nicht glauben, dass ich sie tatsächlich gerade ausziehe. Immer habe

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