Irgendwo dazwischen (komplett)
Das Kribbeln. Alles in mir vibriert. Ich atme schneller.
Ich rieche Schweiß, ich rieche seinen Körper, und ich spüre nur noch seine
Bewegungen in mir und auf meiner Haut. Noch nie habe ich mich so vollkommen
gefühlt. Sein Körper ist angespannt. Jeder Muskel, jede Faser. Ich lasse mich
fallen, gebe mich hin. Unsere Haut klebt an einander, unser Atem vermischt sich.
Und dann krampft sich alles in mir zusammen. Ich stöhne auf. Und es ist mir
egal, ob mich jemand hören kann. Alles ist mir egal, absolut alles, solange er
nur weitermacht.
„Ja...“,
seufze ich auf. „Ja...“ Und dann kann ich nicht mehr atmen. Innerlich explodiere
ich. Ich halte mich fest, klammere mich an ihn. Dann erstarrt auch Joakim.
Komplett verspannt sitze ich auf ihm. Wir rühren uns nicht. Dann lasse ich los.
Ich atme all die Gefühle laut aus, sie sich in meinem Körper zusammenballen.
Dann ist es vorbei.
„Wo seid
ihr?“
Ich bin
außer Atem. „Sie hatten den Film nicht“, improvisiere ich. Ich sitze noch immer
auf seinem Schoß. „Wir fahren noch schnell zu einer anderen Videothek... wir
beeilen uns.“, schnaufe ich.
„Du bist so
außer Atem...“
„Ja, ich
bin grad zum Auto zurück gelaufen.“ Joakim grinst.
„Ach, so“,
sagt meine Mutter, und ich höre sie lächeln. „Wir bestellen in zehn Minuten
Pizza... schafft ihr es, in einer halben Stunde wieder da zu sein?“ Ganz
langsam fängt Joakim an, sich wieder in mir zu bewegen.
„Ja, das
schaffen wir sicher... dann bis gleich, Mama“, sage ich schnell und lege auf.
„Wir müssen uns beeilen...“
„Ich will
dich noch einmal kommen sehen“, flüstert er. Ich schaue ihn an, dann bewege ich
mein Becken. Er sieht mir zu. Ganz langsam bewege ich mich. Vor und zurück.
„Magst du es so? Ich meine, so langsam?“, fragt er angespannt. Mit
geschlossenen Augen nicke ich. Er hält mich fest. Alles in mir zieht sich
zusammen. Ein letztes Mal gleite ich mit meinem Becken ganz nah an seinen
Körper, dann lehne ich den Kopf zurück, öffne meine Lippen, und seufze auf.
Mein Körper pulsiert. Blut jagt durch meine Adern. Ich öffne die Augen. Joakim
starrt mich an. „Das ging schnell...“, sagt er fasziniert. Ich lache. „Langsam,
also?“ Ich nicke. „Das fühlt sich so irre an.“ Er lacht.
„Was?“,
flüstere ich.
„Dieses
saugende Gefühl.“ Er zieht mich fest an sich und legt seinen Kopf auf meine
Schulter. „Das war unglaublich.“
Mein Film
und ich sitzen lächelnd auf dem Beifahrersitz. Klappernd jagen wir über die
Menzinger Straße. Es ist noch nicht ganz dunkel. Im Hintergrund läuft Homebird von Foy Vance und der Wind tanzt vergnügt durch den alten Bus.
„Ich liebe
dieses Auto“, sage ich laut, damit Joakim mich hören kann.
Er setzt
den Blinker rechts, wird langsamer und biegt in die Schlehbuschstraße ein. Er
stellt den Motor ab, und wir kurbeln die Fenster hoch. Als ich gerade
aussteigen will, hält er mich am Arm fest. „Emma?“ Ich drehe mich zu ihm um. Er
rutscht zu mir und schließt mich in seine Arme. „Minä tykkään sinusta...“
Verständnislos schaue ich ihn an.
„Was?“
„Das ist
finnisch und bedeutet ich liebe dich .“
Marie
„Und?“ Paul
kramt in einer riesigen Kiste, die er aus dem Keller seines Vaters hoch
geschleppt hat. „Was sagen sie?“
„So ein
Freund von Elias hat einen VW-Bus.“ Ich seufze. „Dieser Joakim, ich hab dir
doch von ihm erzählt.“
„Na, das
ist doch wunderbar.“ Er klatscht in die Hände, dann schaut er mich an. „Es ist
wohl nicht wunderbar“, sagt er verstört. Ich schüttle den Kopf. „Was daran ist
nicht wunderbar?“
„Joakim und
Emma haben was am Laufen.“
„Wie bitte?
Ich dachte, der hätte sich so daneben benommen?“ Ich zucke mit den Schultern.
„Na, das war doch er, oder?“
„Ja, das
war er.“
„Und was
interessiert es uns, dass die beiden was am Laufen haben?“
„Es geht um
Emma.“
Er schaut
mich fragend an. „Wieso? Was ist mit Emma?“
Ich ziehe
an meiner Zigarette. „Emma und ich waren einmal befreundet...“
„Das wusste
ich gar nicht.“
„Doch, wir
waren befreundet.“
„Und warum
seid ihr das jetzt nicht mehr?“
„Durch Emma
habe ich Lili kennengelernt, und nach und nach mochte ich Lili einfach lieber
als Emma.“ Ich bücke mich nach dem Aschenbecher. „Ich habe Emma irgendwann
einfach nicht mehr angerufen.“
„Das war
nicht in Ordnung“, sagt er leise.
„Nein, war
es nicht...“, gebe ich zu.
„Und
deswegen hast
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