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Irgendwo dazwischen (komplett)

Irgendwo dazwischen (komplett)

Titel: Irgendwo dazwischen (komplett) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Freytag
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Weile.
    „Über
dich...“
    „Und was
genau denkst du, wenn du über mich nachdenkst?“
    Er schaut
zu mir und lächelt. „Du machst mich glücklich...“ Ich erwidere sein Lächeln,
dann lehne ich mich an seine Schulter. Im Hintergrund läuft Musik. Ich höre
Lili laut lachen. Paul und ich drehen uns um. Ein paar Sekunden später rennen
Lili und Elias schreiend an uns vorbei. Ich kann sie nicht gut genug erkennen,
aber ich denke, sie sind nackt. Sie kreischen und lachen, dann verschluckt sie
das Meer. Meine Beine liegen im nassen Sand. Immer wieder drängt sich Wasser um
meine Haut und saugt den Sand unter meinen Waden schwerfällig zurück ins Meer.
Pauls Hand liegt auf meinem Schenkel. „Lass uns ein Stück gehen...“, sagt er
leise. Dann steht er auf und streckt mir seine Hand entgegen. Langsam zieht er
mich hoch. Ich drehe mich um und sehe, wie Joakim und Emma in den dunkelgrünen
VW-Bus steigen. Erst höre ich es knarzen, dann fällt die Schiebetür scheppernd
ins Schloss. Elias und Lili sind nicht zu sehen. Wir sind allein.
    Seufzend liegt er auf mir. Der nasse Sand reibt
an meiner Haut. Kühle Wellen legen sich sanft auf unsere erhitzen Körper, dann
ziehen sie sich zurück. Alles um uns herum ist schwarz. Nur ganz entfernt sehe
ich unser Feuer flackern. Ich spüre Pauls sanfte Bewegungen. Seine Hände
wandern über meinen Körper. Blut, getränkt mit Bier, jagt durch meine Adern.
Mir ist schwindlig. Paul wird hastiger. Immer schneller bewegt er sich.
„Marie…“ Ich mag es, wenn er meinen Namen seufzt. Und ich mag es, wenn er so
schwer atmet. Und nach ein paar Sekunden spüre ich das Kribbeln in meinem
Körper. Ich bewege mich mit ihm. Sein Körper reibt gegen meinen. Kühles Wasser
strömt zwischen meine Beine. Ich atme auf. Mein gesamter Körper konzentriert
sich nur noch auf einen Punkt. Er wartet auf den erlösenden Moment, auf den
Augenblick, in dem sich all die Anspannung in mir löst. Meine Muskeln zucken.
Dann gleitet er wieder ganz tief in mich. Alles in mir zieht sich zusammen.
Alles ist angespannt. Jede Faser freut sich auf das, was jetzt passieren wird.
Und dann passiert es. In mir ein rauschendes Fest, ein Feuerwerk der Lust. In
diesem Augenblick bin ich glücklich. Mehr noch, ich bin grenzenlos frei...

Vor sechs Wochen…
    Lili
    Als ich
aufwache, ist Elias schon längst weg. Und wenn ich abends ins Bett gehe, ist er
meistens noch nicht da. Elias ist Arzt. Er lebt seinen Traum. Ich arbeite als
freiberufliche Journalistin und nebenbei schreibe ich an meinem ersten Buch.
Aber zur Zeit geht es nicht. Das Schreiben meine ich... Denn sein Traum ist
mein Albtraum. Seit über neun Jahren sind wir jetzt zusammen. Und von Jahr zu
Jahr sehe ich weniger von ihm. Sicher, ich kenne all die Arztserien, und ich
weiß, dass Assistenzärzte unbarmherzige Schichten haben, ich weiß auch, was ein
Defibrillator ist und was es heißt, wenn ein Abdomen perforiert. Aber da ist
ein Bereich in diesen Serien, der nicht der Realität entspricht. Denn in den
Serien haben die Ärzte noch ein Privatleben. Sie haben Sex.
    Vielleicht
ist es doch realistisch. All diese Ärzte haben nämlich nur Sex mit ihren
Kollegen, weil sie sonst niemanden zu Gesicht bekommen. Elias und ich haben
jedenfalls keinen Sex. Wann auch? Er ist ja nie hier. Und wenn er mal da ist,
dann schläft er. Und wenn er nicht schläft, dann ist er übermüdet. Und wenn er
nicht übermüdet ist, dann bin ich es. Ich bin siebenundzwanzig Jahre alt, und
mein Sexualleben beschränkt sich auf Masturbation. Wenn Elias dann mal einen
freien Tag hat, was ohnehin nur einmal alle hundert Jahre ist, dann genießt er
es, einfach seine Ruhe zu haben. Er entspannt sich, indem er liest oder ein
langes Bad nimmt. Er vergräbt sich in Fachzeitschriften oder verschanzt sich
hinter seinem riesigen Flachbildschirm. Und manchmal, wenn er ganz viel Energie
übrig hat, unterhalten wir uns über seine Arbeit.
    Vor ein
oder zwei Jahren habe ich mit dem Gedanken gespielt, ihn zu verlassen. Und
nicht nur damals. Ich tue es oft. Heute zum Beispiel. Aber ich bringe es nicht
fertig. Ich rede mit ihm, er versteht mich, verspricht mir, dass er sich
bemühen wird und sagt mir, wie unbeschreiblich er mich liebt. Und dann ein paar
Tage später schläft er mit mir, und es ist unbeschreiblich. Kurz danach kehrt
dann aber alles zur alltäglichen Routine zurück. Zumindest bis ich ihm das
nächste Mal sage, wie unglücklich ich bin. Und weil ich eine hoffnungslos blöde
Kuh bin, setze ich

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