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Irgendwo dazwischen (komplett)

Irgendwo dazwischen (komplett)

Titel: Irgendwo dazwischen (komplett) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Freytag
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Minuten später. Joakim hängt noch immer kopfüber im
Kofferraum des Busses.
    „Keine
Ahnung“, antworte ich.
    „Das ist
echt irre“, sagt Emma beeindruckt.
    Elias
lächelt verlegen. „Danke...“
    „Ja, das
ist echt toll...“, schließe ich mich Emma an. Elias hat eine Art Grill
gebastelt. Es ist ein Gestell aus Eisenstangen und einem Rost. Auf dem Rost
liegen mariniertes Fleisch und Spießchen.
    „Hmm... Wie
das riecht!“ Lili lehnt sich zu Elias und küsst ihn auf die Wange.
    „Ha!“,
ertönt es aus dem Kofferraum. Wir drehen uns zu Joakim.
    „Was ist?“,
fragt Emma. Ohne zu antworten, rennt er zur Beifahrertür, und ein paar Sekunden
später kommt er mit einem breiten Grinsen auf uns zu. Hinter seinem Rücken versteckt
er etwas.
     
    Ich liege
auf Pauls Schoß und schaue in den Himmel. Es riecht nach gebratenem Fleisch,
nach Bier und nach Sommer. Über mir funkeln die Sterne. Im Hintergrund singt
Joe Cocker Sail away . Das Meer rauscht, und ein lauer Wind gleitet über meine
Haut.
    „Es ist
perfekt“, sage ich leise.
    „Ja, das
ist es wirklich“, flüstert Emma.
     
    Emma
    Ich kann
mich nicht daran erinnern, jemals so gutes Fleisch gegessen zu haben.
Vielleicht liegt es auch daran, dass wir es mit den Händen essen. Mit den
Händen schmeckt alles besser. Schmatzend sitzen wir ums flackernde Lagerfeuer.
Noch nie habe ich mich so frei gefühlt. In diesem Moment scheint alles möglich
zu sein. Die Zukunft ist nicht beängstigend, sondern spannend. Ich schaue mich
in der Runde um. Vielleicht wird es das letzte Mal sein, dass wir so etwas
zusammen machen. Wer weiß schon, was passieren wird? Vielleicht geht Marie nach
Hamburg. Vielleicht geht auch Joakim zurück nach Finnland. Bei diesem Gedanken
ist das Gefühl von Freiheit plötzlich verschwunden. Darüber habe ich überhaupt
noch nicht nachgedacht. Was, wenn er nach ein oder zwei Semestern wieder
verschwindet. Und was würde ich tun, wenn er sich dazu entschließen würde zu
gehen? Ich meine, seine Familie ist dort, seine Freunde... sein Leben. Ich schaue
ihn an. Lachend hält er ein Stück Fleisch in den Händen. Seine Hände sind mit
Marinade verschmiert. Fettige Flecken, die im Schein des Feuers glänzen.
    Ich gehe
ins Meer und wasche mich. Lili steht neben mir. Und dann kommt auch Marie. Das
lauwarme Wasser umspült unsere Knie.
    „Es ist
schon komisch“, sage ich nach einer Weile.
    „Was ist
komisch?“, fragen Lili und Marie.
    „Wir werden
wahrscheinlich nie wieder so zusammen sein...“ Nachdenklich schauen wir aufs
Wasser. Eine ganze Zeit lang sind wir alle still.
    „Wenn du
Recht hast...“ sagt Marie lächelnd, „...dann sollten wir diese Wochen erst
recht genießen...“ Ich schaue zu ihr. Sie hebt ihre Bierflasche hoch. Ihre
Augen funkeln. „Auf die Freiheit...“ Dann nimmt sie einen großen Schluck und
reicht mir ihre Flasche.
     
    Ich höre
Lili kichern. Sie und Elias haben sich in ihrem Zelt verkrochen. Marie und Paul
sitzen am Wasser und reden. „Was denkst du?“, fragt Joakim und küsst mich am
Nacken.
    „Nichts
Bestimmtes“, lüge ich.
    „Du
lügst...“ Irritiert starre ich ihn an. „Dich beschäftigt doch schon seit
Stunden etwas.“ Er streift mir über die Wange. „Was hast du?“ Lange schaue ich
ihn nur an, dann fällt mein Blick wieder auf meine Füße.
    „Wie lange
wirst du in München zu bleiben?“, frage ich nach ein paar Sekunden. „Darüber
denkst du nach?“ Ich nicke. „Du denkst darüber nach, wann ich wieder gehe?“
    „Nein, ich
denke darüber nach, wie lange du bleibst. Das ist ein Unterschied.“
    „Ich weiß
es nicht...“ Er streichelt mit der Handfläche über meinen Rücken. „Aber, wann
es auch sein wird, wir finden eine Lösung.“
    Ich schaue
hoch. „Versprichst du das?“
    „Ja, ich
verspreche es...“
    Ich liege
auf Joakims Schoß. Unter mir der kühle Sand. Die Musik hallt durch die Nacht.
Die Sterne funkeln, und der Mond glitzert auf den Wellen. Lili lacht. Dann
plötzlich springen sie und Elias aus dem Zelt. Man sieht nur ihre Silhouetten.
Quietschend rennen sie zum Wasser. Sie lachen laut, dann springen sie schreiend
in die Fluten. In diesem Moment nehme ich mir vor, diesen Augenblick niemals zu
vergessen. Die Stimmung, die Lichter, den Geruch, Lili und Elias, und wie ich
auf Joakims Schoß liege. Ich will mich für immer daran erinnern.
     
    Marie
    Ich bin
angetrunken. Paul sitzt neben mir und starrt in die Ferne. „Worüber denkst du
nach?“, frage ich nach einer

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